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Forsttechnik-Trends

Zahlreiche Innovationen auf der Agritechnica 2015

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Dr. Reiner Hofmann und Erik Ochmann, Fachgebiet Forstwirtschaft im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, Frankfurt am Main

Trotz anhaltend reger Nachfrage am Holzmarkt und hoher Holzpreise blickt die Forstmaschinenindustrie mit Sorgenfalten auf die nächsten Jahre. Der Verdrängungswettbewerb unter den Forstunternehmern und der Abbau von Überkapazitäten aus den „Windwurf-Boomjahren“ halten nach wie vor an und belasten weiterhin den Neumaschinenabsatz im Bereich professioneller Holzernte- und Rücketechnik.

Auch bei der gesamten Brennholztechnik ist nach zwei milden Wintern und vor dem Hintergrund eines extrem niedrigen Ölpreises ein deutlicher Nachfragerückgang zu verzeichnen. Erschwerend kommt hinzu, dass hohe Bestände dieser größtenteils sehr robusten, einfachen Technik den Neumaschinenbedarf zusätzlich begrenzen. Somit bewegt sich die Investitionsbereitschaft insgesamt auf solidem Ersatzbeschaffungsniveau in einem weitgehend gesättigten Markt.

Der Entwicklungsfreude der Hersteller tun diese durchwachsenen Aussichten allerdings keinen Abbruch. In allen Bereichen präsentieren innovative Unternehmen verbesserte und neue Produkte, um ihre Position am Markt zu halten oder auszubauen. Dabei stehen Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Ergonomie und zusätzliche Wertschöpfungsmöglichkeiten im Fokus.

Leistungssteigerung und Sonderlösungen bei den Großmaschinen

Weltweit betrachtet zielen bei den Großmaschinen alle Hersteller auf Entwicklungen zur Steigerung der Leistung. Größere Maschinen und die Entlastung des Fahrers durch zunehmende Automation anspruchsvoller, zeitkritischer Bedienprozesse stehen dabei im Mittelpunkt eines konsequenten, stetigen Optimierungsprozesses.

Im mitteleuropäischen Raum ist dieser Trend dagegen nicht ganz so deutlich zu beobachten. Großtechnik wird hier generell kritischer hinterfragt, und insbesondere in Deutschland sind noch größere Maschinen im Wald nicht gewünscht. Bestehende waldbauliche und ökologische Restriktionen sowie eine oft sehr differenzierte Aushaltung zahlreicher unterschiedlicher Sortimente verhindern in unseren vergleichsweise kleinflächig bewirtschafteten Beständen die umfassende Nutzung des steigenden Leistungspotenzials der innovativen Großtechnik.

Vor diesem Hintergrund sind in Deutschland insbesondere auf diese Bedingungen abgestimmte Spezial- und Nischenlösungen von Interesse. So ist beispielsweise auf dem insgesamt stagnierenden deutschen Markt die Nachfrage nach Holzernte- und Rückemaschinen mit zusätzlichen Traktionswinden für den bodenschonenden Einsatz am Hang tendenziell weiter steigend.

Besonders interessant ist vor dem Hintergrund der kleinflächigen Bewirtschaftung deutscher Waldbestände auch die Neuvorstellung der dritten Generation des Pfanzelt Pm Trac 2380 4f der Fa. Pfanzelt (FA 08). Dieser multifunktional einsetzbare Schlepper kann von einer Person in wenigen Minuten vom professionellen Forstschlepper mit Kran und Winde zum kommunal eingesetzten Geräteträger flexibel umgerüstet werden und eröffnet dem Unternehmer durch diese große Einsatzbreite sehr gute Auslastungschancen. Eine ebenfalls sehr beachtenswerte Entwicklung ist der erste Hackeraufbau der Fa. Jenz auf LKW-Fahrgestell mit Drehkabine! Diese Lösung verspricht insbesondere bei verstreutem Hackgutanfall und demzufolge häufigem Umsetzen deutliche Vorteile.

Bei den insbesondere auch im semiprofessionellen Bereich verbreiteten Rückeanhängern zeichnet sich ein deutlich wachsendes Interesse an Modellen mit Funkbedienung ab. Sie erspart das häufige Auf- und Absteigen für jeden Ladeprozess. Dieser Trend deckt sich mit der Nachfrageentwicklung bei den Anbauwinden, denn auch hier sind Modelle ohne die mittlerweile sehr günstigen Funksteuerungen immer weniger gefragt.

Innovationen beim Arbeitsschutz

Bei der Schnittschutzkleidung - von preiswerten Ausführungen bis hin zu hochwertigen, modischen Modellen für den anspruchsvollen Profi – geht die Entwicklung konsequent weiter in Richtung zu noch mehr Sicherheit und noch mehr Tragekomfort. Erste Hersteller präsentieren bereits Schnittschutzhosen, die nicht nur dem zur Zulassung geforderten 450 Grad Schnitt sondern über die vorgeschriebenen Normen hinaus auch 90o und 180o Quer- und Längsschnitten standhalten, die hinsichtlich des erforderlichen Fadenzuges wesentlich kritischer sind.

Interessante Einblicke in die Fortschritte bei der Messtechnik gibt die Fachhochschule Rottenburg im DLG-Infozentrum Forst und Holz in Halle 26. So kann inzwischen auf deren Prüfstand die Laufgeschwindigkeit der Kette beim Zurückfedern am tiefsten Punkt des Schnittes exakt erfasst werden. Diese Kenngröße liefert z.B. bei zugelassenen Hosen, deren Futterstoff beim Normschnitt durchtrennt wird, differenziertere Rückschlüsse auf deren weitere Funktionsgrenzen und Sicherheitsreserven.

Innovative Brennholztechnik unter dem Expodach im Einsatz

Bei der Brennholztechnik ist die inzwischen seit mehreren Jahren laufende Umsetzung der Maschinenrichtlinie in europäische Normen immer noch nicht vollständig abgeschlossen. Trotz alledem präsentieren die Hersteller bereits eine Fülle von Modifikationen und Entwicklungen, die erhöhten sicherheitstechnischen Anforderungen gerecht werden und jedes Hineingreifen in den Schneide- oder Spaltbereich verhindern.

Darüber hinaus erweitern immer mehr Hersteller und Händler ihre Produktpalette um sinnvolle Zusatzgeräte zur attraktiven, verkaufsfertigen Brennholzbereitstellung, wie z.B. unterschiedlichste Verpackungs- und Transportsysteme. Die empfehlenswertesten und pfiffigsten Lösungen werden im Rahmen des DLG-Specials „Brennholzketten im Vergleich“ im Freigelände unter dem Expodach vor Halle 26 im Einsatz präsentiert.

Weitere Auskünfte zu den aufgeführten technischen Entwicklungen und Trends, aber auch zu allen Fragen der Waldbewirtschaftung, geben während der Agritechnica Fachleute der DLG, des AGDW – Die Waldeigentümer und der Fachhochschule Rottenburg im gemeinsam gestalteten „DLG-Infozentrum Forst und Holz“ in Halle 26, Stand B05.

Quelle: DLG