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GIS bietet eine Bühne für das ESTA-Forum zur Ausbildung und Qualifizierung von Kranfahrern

Die GIS 2023 bot der ESTA eine Plattform, um verschiedene Interessengruppen zusammenzubringen und die Ausbildung und Schulung von Kranfahrern zu erörtern.
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Die GIS 2023 bot der ESTA eine Plattform, um verschiedene Interessengruppen zusammenzubringen und die Ausbildung und Schulung von Kranfahrern zu erörtern.

Bildquelle: GIS

Anlässlich der GIS-Messe, die vom 5. bis 7. Oktober im italienischen Piacenza stattfand, organisierte die ESTA ein Forum, um wichtige Akteure aus der Hebebranche und den Sektoren Industrie- und Hafenumschlag sowie Schwertransporte zusammenzubringen und die dringende Frage zu erörtern, wie das Ausbildungsniveau der Kranfahrer verbessert und standardisiert werden kann.

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In der Hebebranche und den Sektoren Industrie- und Hafenumschlag sowie Schwertransporte hat die Verbesserung der Fähigkeiten und professionellen Arbeitspraktiken der Kranfahrer oberste Priorität. Damit soll nicht nur die Sicherheit der Kranfahrer selbst gewährleistet werden, sondern auch die anderer Mitarbeiter vor Ort und der Bevölkerung insgesamt. Dies ist eines der Hauptziele der ESTA, dem europäischen Dachverband für Schwertransport- und Mobilkranunternehmen. Die ESTA setzt sich für sicherere Arbeitspraktiken ein und fördert in engem Kontakt mit Herstellern den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Branche.

Laut ESTA-Vorsitzendem Ton Klijn muss die Ausbildung von Kranfahrern unbedingt verbessert werden. Er berichtet: „Nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt, werden 95 % der Kranunfälle von den Kranfahrern verursacht, nicht von der Maschine. Deshalb sind wir der Meinung, dass die Ausbildung der Kranfahrer verbessert werden muss.“

Die ESTA thematisierte dieses Anliegen auf der GIS 2023, die vom 5. bis 7. Oktober im italienischen Piacenza stattfand. Die GIS ist die größte europäische Veranstaltung für die Hebebranche und die Sektoren Industrie- und Hafenumschlag sowie Schwertransporte. Mit 432 Ausstellern, die 500 Marken repräsentierten, und über 18 000 internationalen Fachbesuchern bot die Veranstaltung der ESTA eine öffentlichkeitswirksame Plattform. Hier konnten die wichtigsten Akteure der Branche und die breitere Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert werden.

Auf der GIS 2023 veranstaltete die ESTA gemeinsam mit dem A.N.N.A., dem italienischen Verband für Kranverleih und Schwertransporte, ein Forum, um die neuesten Entwicklungen bei der Schulung und Ausbildung von Kranfahrern zu diskutieren. Zu den Teilnehmern gehörten der Branchenriese Liebherr, der Einblicke aus der Sicht eines Kranherstellers gewährte, sowie die italienische Verkehrspolizei und das italienische Arbeitsministerium, die unterschiedliche Perspektiven vertraten.

Fabio Belli, Präsident der ESTA, dem europäischen Dachverband für Schwertransport- und Mobilkranunternehmen, während seiner Rede auf der GIS 2023.<br>BILDQUELLE: GIS

Auf dem Weg zu mehr Professionalität

ESTA-Vorstand Ton Klijn und ESTA-Präsident Fabio Belli eröffneten das Forum, indem sie das ECOL-Projekt (European Crane Operator License, europäischer Kranführerschein) des Verbands vorstellten. Das Projekt etabliert einen standardisierten Rahmen für die Ausbildung und Prüfung von Kranfahrern gemäß der europäischen Norm EN 13000 für Mobilkrane. Daniela Dal Col, Präsidentin von A.N.N.A., brachte ihr Fachwissen in die Diskussion ein und unterstrich die Vorteile des ECOL-Lizenzsystems.

Die Notwendigkeit des ECOL-Führerscheins wurde vor einem Jahrzehnt ersichtlich, als Hersteller die ESTA eindringlich warnten: Bei der Kranübergabe aus dem Werk wurde damals immer häufiger beobachtet, dass die Qualifikationen der Kranfahrer unzureichend waren. Erschwerend kam hinzu, dass die vielen unterschiedlichen nationalen Gesetze und Vorschriften in Europa zu einem uneinheitlichen Bild bei den Kenntnissen und Kompetenzen der Kranfahrer führte. Laut ESTA lag die Dauer der Kranfahrerausbildung in Europa zwischen nur 22 Stunden und zwei Jahren.

Als Reaktion auf dieses drängende Problem begann eine ESTA-Arbeitsgruppe 2014 mit der Entwicklung eines umfassenden Ausbildungs- und Prüfungsprogramms. 2018 war die ECOL-Stiftung gegründet worden und Pilotprojekte wurden durchgeführt. Den krönenden Abschluss bildete im Dezember 2019 die Anerkennung von ECOL durch den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR).

ECOL definiert nicht nur die Prüfung, sondern bestimmt auch Ausbildungsstandards, erfasst die Erfahrungen der lizenzierten Kranfahrer und ermöglicht es Bauleitern, die Qualifikationen und Erfahrungen jedes Kranfahrers zu überprüfen, der ihre Baustelle oder Anlage betritt. Dies fördert die Kompetenz und Professionalität und führt so zu mehr Sicherheit und Effizienz.

Seit 2023 ist ECOL in Belgien, Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz und der kanadischen Provinz British Columbia offiziell anerkannt. Das bedeutet, dass ECOL-qualifizierte Kranfahrer in diesen Regionen arbeiten können, ohne eine zusätzliche Ausbildung oder Prüfung absolvieren zu müssen. So wird die Mobilität der Arbeitskräfte ermöglicht, was wegen des Fachkräftemangels ein großer Vorteil ist. Gespräche über die gegenseitige Anerkennung werden derzeit in Deutschland, Spanien und der Republik Irland geführt.

Im nächsten Schritt will ESTA denselben Ansatz mit dem ETOL-Projekt (European Trailer Operator License, europäischer Anhängerführerschein) auf Transportanhänger anwenden. Erstaunlicherweise gibt es derzeit keine Anforderungen für den Einsatz von Anhängern, abgesehen davon, dass die jeweilige Person über 18 Jahre alt und körperlich in der Lage sein muss, die Hebel zu bedienen. Diese Regelungslücke soll durch ETOL geschlossen werden, um sicherzustellen, dass Bediener von hydraulischen Anhängern bestimmte Kompetenz- und Sicherheitsstandards erfüllen.

Die Rolle der Hersteller

Auch die Hersteller von Kranen und Anhängern spielen bei der Verbesserung der Qualifikationen und Kompetenzen in der Branche eine entscheidende Rolle. Deshalb präsentierte Christoph Behmüller, Schulungsleiter des Kranherstellers Liebherr, auf dem Forum der GIS 2023 die Schulungsinitiativen des Unternehmens. Er betonte, dass Krane zwar für maximale Sicherheit konstruiert werden können, der Schlüssel zur Sicherheit aber letztlich beim Kranfahrer liegt. „Liebherr kann als Hersteller seine Maschinen so verändern, dass sie so sicher wie möglich sind, aber wir können nicht den Kranfahrer verändern. Deshalb müssen wir mehr tun für eine gute Ausbildung der Kranfahrer.“

Zu diesem Zweck hat Liebherr in Italien, Großbritannien, Südafrika, USA, Brasilien und Australien Schulungszentren eingerichtet, in denen das praktische Lernen gefördert wird. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine umfangreiche E-Learning-Plattform eingeführt, die es Kranfahrern ermöglicht, in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Zu den behandelten Themen zählen beispielsweise Lastdiagramme und Aufrüstungsverfahren. Ergänzt wird dieser Ansatz durch eine Bibliothek mit Videoanleitungen, die sich mit den praktischen Aspekten des Berufs befassen. Sämtliche Inhalte sind eng mit der ESTA abgestimmt, damit die Ausbildung den Branchenstandards entspricht.

Fabio Potestà, Geschäftsleiter der Agentur Mediapoint & Exhibitions, die die GIS ausgerichtet hat, betonte die Bedeutung des ESTA-Forums für die Schulung und Ausbildung von Kranfahrern. „Das Schöne an der GIS ist, dass sie die Branche zusammenbringt. Hier können Teilnehmer Netzwerke knüpfen und pflegen und sich über die neuesten Branchentrends informieren, während wichtige Interessengruppen die Zusammenarbeit abstimmen. Es war der GIS eine Ehre, dem ESTA-Forum für die Schulung und Ausbildung von Kranfahrern eine Bühne zu geben. Hier wurden wichtige Diskussionen geführt, die bedeutende Sicherheits- und Effizienzverbesserungen zum Wohle der Branche und der Gesellschaft im Allgemeinen versprechen.“

Einzelheiten zum europäischen Kranführerschein (ECOL) oder zum europäischen Anhängerführerschein (ETOL) finden sich unter www.ecol-esta.eu. Weitere Informationen zur ESTA im Allgemeinen sind unter estaeurope.eu zu finden.

 

Quelle: GIS