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Ohne Spuren zu hinterlassen

Pipe Conveyor der BEUMER Group transportiert in der belgischen Wallonie Flugasche staubfrei und leise über Straßen, Bahngleise, Wohngebiete und steile Felsen

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In der belgischen Gemeinde Flémalle wurde früher ein Kohleheizkraftwerk betrieben. Die verbliebenen Rückstände sind auf einer Flugaschehalde deponiert. Heute soll diese komplett geleert und das Gelände in einen Naturpark umgewandelt werden. Um die Flugasche für die weitere Verschiffung zum Fluss Maas zu fördern, kommt ein Pipe Conveyor der BEUMER Group zum Einsatz. Das System wurde nicht nur den teilweise steilen Bergen angepasst. Seine geschlossene Bauform verhindert auch den Kontakt des flüchtigen Materials mit der Umwelt und ermöglicht einen geräuscharmen Transport zum Zielort. Wichtig, denn der Pipe Conveyor führt über öffentliche Straßen, Bahngleise und Wohngebiete. Bemerkenswert ist bei diesem außergewöhnlichen Projekt die Zusammenarbeit des Teams der BEUMER Group mit dem Auftraggeber Tractebel Engineering (Groupe ENGIE). Der Abtransport der Flugasche erfolgt unter strikter Einhaltung der Sicherheitsnormen, berücksichtigt die Ruhebedürfnisse der Anwohner und schont die Umwelt.

Ruhig und malerisch ist die Gegend rund um das belgische Lüttich mit ihren kleinen Dörfern entlang der Maas. Die Wälder und Landschaften sind teils noch unberührt mit einer einzigartigen Fauna und Flora. Hier in der wallonischen Region begann schon sehr früh die Industrialisierung. Kohle lagerte im Überfluss. Die Bergwerke sind zwar schon seit Jahren geschlossen, doch Schiefer- und Steinrückstände oder Kesselasche sind heute noch vorhanden – zum Beispiel in Flémalle, keine 20 Kilometer von Lüttich entfernt: In einer Flugaschehalde ruhen seit rund 50 Jahren in der Nähe des einst größten Kohleheizkraftwerks Walloniens etwa zwei Millionen Kubikmeter dieser Materialien. Die Halde ist zwar von einer Mauer umgeben, stellt laut einer Studie dennoch auf längere Sicht eine Gefahr für die Anwohner dar, weil sie sich jedes Jahr um einige Millimeter verschiebt. Dazu kommt: Flugasche ist ein wichtiger Zusatzstoff bei der Herstellung von Zement und Beton. Diese muss aufbereitet werden, um Fremdstoffe wie Holz oder Metall zu entfernen und die Korngröße für die Zementindustrie auf 70 Millimeter zu begrenzen. In einem in Europa einzigartigen Projekt beauftragte der belgische Stromversorger Elektrabel seine Tochtergesellschaft Tractebel Engineering (ENGIE) damit, eine Aufbereitungsanlage auszulegen und zu installieren. Das Unternehmen bietet Ingenieur- und Beratungslösungen für die Branchen Energie, Nuklearenergie, Gas sowie für Industrie und Infrastruktur. In zehn Jahren soll die Halde komplett abgetragen sein. Dann ist auf dem Gelände ein Naturpark geplant, der ganz nach den Wünschen der Anwohner und der lokalen Behörden gestaltet wird.

Pipe Conveyor: die wirtschaftliche Alternative

Bis es soweit ist, muss das Schüttgut zur Maas, die etwa zwei Kilometer Luftlinie entfernt ist, transportiert werden, damit es dort auf Schiffe verladen werden kann. Allerdings ist das Gelände sehr bergig. Würden für den Transport Lkw zum Einsatz kommen, müssten sie größtenteils weite Strecken über öffentliche Straßen zurücklegen. Das hätte Umwege verursacht, die Transportzeiten verlängert und die Kosten weiter erhöht. Zudem würde die Umwelt durch Abgase, Staub und Lärm belastet. Als wirtschaftliche Alternative entschieden sich die Verantwortlichen für einen Pipe Conveyor der BEUMER Group.

„Um Unternehmen wie Tractebel Engineering mit schlüsselfertigen Lösungen optimal unterstützen zu können, haben wir unsere vielfältigen Kompetenzen weltweit in den unterschiedlichen Branchen gebündelt und verschiedene Centers of Competence geschaffen“, erläutert Vincent Ferlay, Geschäftsführer BEUMER Group France. „Dazu gehört auch unser Geschäftsfeld Pipe Conveyor.“ Dieses weltweit aufgestellte Team der BEUMER Group bündelt das Know-how und unterstützt den Vertrieb und das Projektmanagement. „Wir entwickelten gemeinsam mit Tractebel ENGIE eine Lösung, die auf die besondere Streckenführung und die Umgebungsbedingungen abgestimmt ist“, beschreibt Ferlay.

Staubfrei zum Ziel

Der Systemanbieter lieferte ein Fördersystem mit einem Achsabstand von 1.800 Metern. „Aufgrund der Anlagenplanung und der geforderten Förderleistung haben wir den Pipe Conveyor mit einem Durchmesser von 260 Millimetern dimensioniert“, erklärt Ferlay. Der Förderer transportiert 300 Tonnen Flugasche pro Stunde bei einer Geschwindigkeit von 2,3 Metern in der Sekunde. Das Wichtigste ist jedoch: Der geschlossene Transport mit dieser Anlage schützt die Umwelt vor dem trockenen und staubigen Material. Das war eine entscheidende Auflage, damit der Bau dieser Lösung überhaupt genehmigt werden konnte. „Wir mussten bei der Planung unbedingt einen sicheren Materialtransport garantieren“, berichtet Ferlay. „Es durfte keinerlei Flugasche, auch nicht in geringsten Mengen, austreten oder zu Boden fallen.“ Denn die Strecke passiert öffentliche Straßen, Bahngleise und auch Wohngebiete. Damit spielte auch die Geräuschemission eine große Rolle. „Es galt für uns, den Lärmpegel auf ein extrem niedriges Niveau zu begrenzen“, beschreibt er. Das Team der BEUMER Group entwickelte spezielle schalldämmende Elemente, mit denen zum Beispiel Brücken des Pipe Conveyor eingehaust wurden. „An bestimmten Streckenabschnitten durfte in einem Abstand von zehn Metern zur Anlage ein Wert von 35 dB(A) nicht überschritten werden“, sagt Ferlay. Möglich wird dies unter anderem mit der speziellen Schalldämmung, mit besonderen Tragrollen und schallreduzierten Lagern.

In der freien Natur transportiert der Pipe Conveyor die Flugasche zuverlässig über große Steigungen und Gefälle und kann zudem für enge Kurvenradien ausgelegt werden. Deshalb sind, abhängig von der Länge des Förderers, der Beschaffenheit des Geländes und den möglichen Kurvenradien, nur wenige Übergabetürme nötig. Die BEUMER Group kann damit das Fördersystem individuell an die Streckenführung anpassen. Dies schont die Umwelt und reduziert die Kosten. Die Pfeiler, die die Anlage stützen, sind bis zu zehn Meter hoch. Eingesetzt werden zugfeste und langlebige Fördergurte. Um dabei die optimale Gurtausführung zu ermitteln, nutzt die BEUMER Group eigene Berechnungsprogramme. Dadurch lassen sich neben Zugkräften auch Kräfte analysieren, die durch Beschleunigung und Verzögerung entstehen – bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Eigengewichts des Gurts und des Förderguts. Diese Methode ermöglicht auch die Ermittlung möglicher Kurvenradien. „Dies ist insbesondere bei einem Berg- und Talförderer sehr wichtig“, beschreibt Ferlay. Für Projekte dieser Art bietet die BEUMER Group auch Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Damit sich die Anlage gut in die Umgebung einfügt, wurde sie bewusst farblich angepasst.

Schiffe effizient befüllen

Der Systemanbieter lieferte die schlüsselfertige Anlage und alle erforderlichen Komponenten wie Filter, Abstreifer sowie Entstaubungssysteme. Zudem kümmerte er sich um das Engineering, die Automation und übernahm den Stahlbau. Dazu kamen Beladeanlagen: Bagger schütten das Material in Trichter und auf Schwingförderrinnen. Von dort gelangt es in den Aufgabebereich des Pipe Conveyor. Am Ende der Förderstrecke installierte die BEUMER Group einen Schiffsbelader. Dieser besteht aus einem feststehenden Ausleger mit einem ausfahrbaren Teleskopgurtförderer. Damit lassen sich die Schiffe effizient befüllen. Der Schiffsbelader ist zudem mit einer Vorrichtung zur Entstaubung ausgerüstet, die einen emissionsfreien Betrieb sicherstellt. So werden täglich 2.000 Tonnen Flugasche auf ein Schiff verladen, das sie weiter zu einem Zementwerk transportiert.

Quelle: BEUMER Group GmbH & Co. KG