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Rückblick Seminar 2015

Lesen Sie hier die Zusammenfassungen der Vorträge

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Rund 600 Teilnehmer sind zum HORSCH Seminar 2015 in die Festhalle Rieden nahe des Firmenstandortes Schwandorf gekommen. Die Themenschwerpunkte in diesem Jahr waren "Zwischenfruchtanbau - Nur Pflichterfüllung oder ein Werkzeug für den Profi?" sowie "10 Jahre gezielt lockern, platziert düngen - Das Lehrgeld ist bezahlt".

Michael HORSCH eröffnete die Veranstaltung mit einem "Blick in die Glaskugel", wie er seine Einschätzung der künftigen Marktentwicklung bezeichnete. Zahlreiche Faktoren haben aktuell eine Auswirkung auf die Erträge und Einkommen der Landwirte. Das können politische Einflüsse wie eine Düngerverordnung in Deutschland sein oder aber auch eine Ukraine und Russland Krise im internationalen Umfeld. Ebenfalls beeinflusst weiter die Maisernte in den USA die gesamte Marktentwicklung weiter stark - auch beim Getreidepreis. Es werden in den USA jedoch nicht mehr die Erntemengen beim Mais zusammen kommen, wie in den Jahren 2014 und 2013, da etliche Landwirte auch wieder mehr Weizen anbauen. Auf die Preise in Europa dürfte sich dies eher positiv auswirken.Bei einem Gespräch mit dem Discounter Lidl erfuhr Michael Horsch, dass man dort in Zukunft jedem Kunden nachweisen möchte, dass die komplette Nahrung bei Lidl genfrei und von höchster Qualität ist durch z.B. durch eine lückenlose Dokumentation. Rückverfolgbarkeit und Regionalität ist künftig für Lidl entscheidend. Wo kommt die Nahrung her, wie wurde sie erzeugt und was Steckt drin. Lidl ist aber nicht der einzige Spieler in diesem Markt. Auch Aldi und andere große Diskounter arbeiten an Ideen für die Zukunft.

Ein großes Risiko sieht Michael Horsch in der Düngerverordnung. Er zeigt dazu Vergleiche des Weizenertrages in Schleswig Holstein und Dänemark. Der Ertrag war bis zur Einführung der Düngerverordnung in Dänemark nahezu gleich. Doch inzwischen liegt der Ertrag dort bei gleicher Leistung der Landwirte etwa 20% unter dem in Schleswig Holstein. Nun kommt auch in Deutschland eine strengere Düngeverordnung, allerdings ohne feste Obergrenzen. Volkswirtschaftlich gesehen ist das also ein großer Schwachsinn, so Horsch. Die Schuldigen sind aber leider die wenigen schwarzen Schafe, wegen denen nun die 99% der guten Landwirte bestraft werden. Michael HORSCH plädiert für eine klare Benennung der schwarzen Schafe, um die Guten klarer heraus zu stellen. Bei der Düngung selbst muss künftig auf jeden Fall noch mehr teilflächenspezifisch gearbeitet werden. Dazu wiederum ist eine saubere Digitalisierung und Definition der Teilflächen spezifisch nötig. Präzisionslandwirtschaft in Verbindung mit "BigData" ist hier dann eine Notwendigkeit.

Zu Bremsen ist die Digitalisierung nicht mehr und man sollte die Angst vor diesem Thema verlieren und nicht dem lauten Geschrei der "Sicherheitsbedenken" ungeprüft Glauben schenken.BigData ist ein Big Business das nicht mehr aufzuhalten ist, so Michael Horsch. Statt die Digitalisierung zu vermeiden sollte man lieber die Chance nutzen und dieses Thema zur Ertragssteigerung und auch Umsatzsteigerung nutzen.Und hier kommt der Bogen zurück zu Lidl. Denn nur mit BigData wird man z.B. die von Lidl geforderte Rückverfolgung garantieren und gewährleisten können. Man muss also künftig nicht darüber diskutieren, was man will und soll, sondern eher darüber welche Optionen man überhaupt hat. Ein guter Landwirt wird von einem Data Analysten jedoch nie ersetzt. Ein wirklich guter Praktiker mit Ahnung von der Materie wird jedoch immer nötig sein, eventuell sogar noch viel nötiger sein als aktuell.

Michael Braun (Teamleitung Produktmarketing bei HORSCH) übernimmt mit dem Thema 10 Jahre Streifenbearbeitung - 10 Jahre gezielt lockern, platziert Düngen - von den ersten Erfahrungen zum Focus TD Konzept. Er berichtet über die Anfänge bis hin zum heutigen Stand der Technik zur Streifenbearbeitung und die Erfahrungen, die HORSCH und die Kunden und Nutzer der Technik damit gemacht haben. Wo hat sich die Technik etabliert, wo liegend Vorteile und wo liegen aber auch die Grenzen des Verfahrens? Gut geeignet ist das Verfahren Beispielsweise bei der Rübe und dem Mais, wenn man rein die Wurzelbildung beachtet. Jedoch kann bei einer entsprechenden Düngergabe bei der Streifenbearbeitung auch beim Raps und dem Weizen eine entsprechende Ertragssteigerung und -sicherung festgestellt werden.

Der Focus TD ist schließlich die Weiterentwicklung und Kombination der gewonnenen Erfahrungen in einer Maschine. Der Ansatz beim Dünger ist natürlich gerade bei der kommenden Düngerverordnung sehr interessant, weil der Stickstoffeinsatz im Herbst stark limitiert wird und bei einer präzisen Platzierung die Wirkung natürlich deutlich besser erreicht wird. Durch die Streifenbearbeitung wird beispielsweise bei der Rapssaat das Stroh (das den Stickstoff aus dem Bodenvorrat bzw. Düngung binden kann) aus dem Saathorizont befördert und der Pflanze/Wurzel somit direkt Nährstoffe zur Verfügung gestellt. Mit der auf der Agritechnica 2013 vorgestellten zweiten Generation des Focus TD und einem Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen und Ideen zur Nutzung beendet Michael Braun seinen Vortrag.

Carsten Thies Mackeprang berichtet über 5 Jahre Focus TD in der Praxis - Umsetzung und Chancen. Nach einer detaillierten Betriebsvorstellung erzählt Herr Mackeprang, wie sich die Bodenbearbeitung und Saat historisch in den letzten 20 Jahren auf seinem Betrieb entwickelt hat. Erst wurde mit dem Pflug ohne Packer vorgearbeitet und dann mit einer Drillkombination gesät. Dann stieg man auch die Bodenbearbeitung mit einem Tiger auf 30 cm Tiefe um und einer Satt weiterhin mit der Drillkombination. Seit 2008 wurde der Raps dann mit einer Tigerdrille (HORSCH Pronto TD Erweiterung zu den Tiger Modellen) direkt in einem Arbeitsgang bei der tiefen Bodenbearbeitung gesät. Die Motivation für Focus ergab sich durch einen auch in guten Jahren stagnierenden Rapsertrag. 85% des Raps werden nach Weizen bestellt, man hat also viel Stroh und wenig Zeit. Zudem ist der Grunddünger sehr teuer. Für seinen Betrieb hatte der Focus also ackerbaulich und betriebswirtschaftlich viele Vorteile, die Mackeprang mit detaillierten Zahlen untermauert. Um ganz sicher zu gehen, wie gut die Effekte des Focus wirken, testet und vergleicht der Betrieb auch immer wieder die Unterschiede zwischen Unterfussdüngung und ohne. Die Vergleiche belegten die großen Vorteile trotz der Investition. Es war aber auch Mut und der Wille zum Experimentieren nötig, um nun zu absolut zufriedenen Ergebnissen gekommen zu sein! Zahlreiche Fragen aus dem Publikum muss Mackeprang am Ende seines Vortrages beantworten. So will  er 100 ha am Tag mit dem Focus schaffen  - als mindestens 50 ha pro Schicht. Befüllt wird bei ihm über Big Packs.

Christoph Felgentreu von der Deutschen Saatveredelung DSV berichtet den 600 Gästen wie man Greening und Zwischenfruchtanbau intelligent kombiniert. Aus seiner Sicht wurde Greening ja quasi zur Pflicht, außer man verzichtet auf die Beihilfe Zahlungen. Also sollte man aus der Not eine Tugend machen und das beste aus der Greening Fläche herausholen. Wer kein Greening betreibt wird übrigens sehr scharf kontrolliert, weil der Eindruck entstehen könnte, dass man etwas zu verbergen hat. Er stellte die Frage ob alle Anwesenden wissen wieviel GV (Großvieheinheiten) denn der eigene Boden hat. Denn den Großteil am Bodenleben haben viele Mikroorganismen, auch wenn man sich oft nur auf den optisch sichtbaren Regenwurm konzentriert. Aus seiner Sicht ist eines der wichtigsten Precision Farming Instrumente der Spaten, um seinen Boden kennen zu lernen. Er erzählt, dass auch Bayer gerade eine der größten Fabriken für die Züchtung von biologischen Pflanzenschutz Organismen baut. Doch warum aber diese kaufen, wenn man sie auch selbst erzeugen kann, ebend mit Zwischenfrüchten, so Felgentreu. Die Pflanze füttert dann aktiv das Bodenleben.Die DSV hat das Ziel, seine Zwischenfruchtmischungen so zu optimieren, dass sie optimal auf die Vorfrucht und vor allem die zur Aussaat anstehenden Frucht angepasst sind. Natürlich muss man die Zwischenfrüchte rechtzeitig auch wieder loswerden. Mulchen ist keine optimale Lösung, da der Pflanzensaft die aufgebaute Bodenfruchtbarkeit eventuell wieder stört. Felgentreus Empfehlung ist, die Zwischenfrüchte zu walzen und zwar vor dem Wintereinbruch. 

Bei Greening Flächen geht das jedoch nicht, da die Zwischenfrüchte ja erst ab Mitte Februar weg dürfen. Abschließen berichtet er, welche Vorteile diverse Mischungen auch im Zusammenhang mit der Anstehenden Düngerverordnung haben.

Den letzten Vortrag am Nachmittag hielt Michael Ehmann, Geschäftsführer Natais Popcorn aus Frankreich. Auch er stelle seine Ackerbau Region, seinen Betrieb und die Firma Natais Popcorn erst ausführlich vor, die inzwischen Marktführer Europa für Popcorn Mais ist. Bevor er anfing, kam alles Popcorn für Europa nur aus den USA. Sein gesamter zugekaufte Mais für das Popcorn ist per Lastenheft und Vertrag komplett rückverfolgbar. Damit hebt er sich massiv vom Wettbewerb ab und kann somit seine Vertragspartner überzeugen. Natais stellt für nahezu alle großen Europäischen Firmen und Kinos Popcorn her.
Sein Ziel ist jedoch nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Erfolg in einer landwirtschaftlich herausfordernden Region, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Dazu hat man sich entschieden, mit den Beteiligten Landwirten ein Programm zur Nachhaltigkeit zu starten mit drei Säulen: Beregnung, Schlupfwespen an Problemstandorten und GreenTillage. Nachfolgend erklärt er den Gästen vor allem GreenTillage, dass er auch zur Marke angemeldet hat und zusammen mit Maschinenherstellern wie HORSCH auch maßgeblich weiter entwickelt. Die Ausgangslade sind die extremen Hanglagen mit massiver Erosion.
Selbst mit pflugloser Bodenbearbeitung löst das Problem der Erosion nicht. Extensive Bodenbearbeitung ist keine Option am Standort, da keine Frostgare stattfindet. Fährt man dann im Frühjahr in die Felder, hat man starke Schäden durch den Bodendruck und die Verdichtung. Daher entstand in Zusammenarbeit mit HORSCH die Lösung GreenTillage.

Hier wird kurz zusammengefasst zuerst eine Zwischenfrucht in präzisen Streifen mit der Maschine EVO CS gesät und im Frühjahr mit einer ganz speziell umgebauten Maestro CC in einem Arbeitsgang die Zwischenfrucht klein gewalzt und Mais gesät. Das System hat zahlreiche Vorteile wie ca. 10 mal weniger Unkraut im Vergleich zum Konventionell (Pflug, Kreiselegge) bearbeiteten Feld. Diese Entwicklung will man weiter beobachten. GreenTillage bietet seinen Nutzern Sicherheit, Präzision und Nachhaltigkeit. Und auch diese Nachhaltigkeit und eine moderne Landwirtschaft sind ein definitives Differenzierungsmerkmal bei Popcorn Einkäufern im Vergleich zur Konkurrenz von Natais, so Michael Ehmann. 

Den Abschluss des Seminartages hat dann Diskussionsrunde mit vielen Fragen aus dem Publikum an alle Referenten gebildet.

Bereits am Vorabend kamen 250 Gäste, die vor allem von weiter her angereist waren, zum traditionellen bayerischen Abend an den Firmenstammsitz nach Schwandorf. Dort gab es in diesem Rahmen erstmals eine Diskussionsrunde bei der die Geschäftsführer Michael und Philipp Horsch sowie Theo Leeb den Gästen Rede und Antwort standen. Viele Fragen richteten sich auch bereits hier zu Themen, die den eigentlichen Seminartag betrafen.

Quelle: HORSCH