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Wo Bergbauriesen zu Hause sind

23 neue Cat Dumper 730 nutzt die Unternehmensgruppe Nowotnik für vielfältige Arbeiten im Tagebau Welzow-Süd und bei den Blatzheimer Sand- und Kieswerken

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WELZOW (SR). „Glück auf“ lautet der Gruß unter Bergleuten. Doch mit Glück hat die Arbeit im Tagebau Welzow-Süd südlich von Cottbus wenig zu tun, dafür mit grundsolider Bergbautechnik, mit der Vattenfall Europe jährlich 20 Millionen Tonnen Braunkohle fördert. Schaufelrad- und Eimerkettenbagger machen sich unermüdlich daran, Tonne für Tonne an Kohle im zweiten Lausitzer Flöz zu heben. Sie sind jedoch nicht die einzigen Maschinen, die im Tagebau zu Hause sind. Die neue Flotte knickgelenkter Cat Dumper vom Typ 730 kümmert sich ebenfalls um Massenbewegungen im großen Stil. Ihnen zur Seite stehen zwei neue Cat Dozer D7E mit dieselelektrischem Antrieb, die im Größenvergleich zu den Bergbauriesen wie Spielzeug wirken, doch nicht weniger effektiv im Umgang mit dem freigelegten Kies und Sand sind. Das Cat Baumaschinenpaket stammt von der Zeppelin Nieder-lassung Köln und wird von der Unternehmensgruppe Nowotnik für Aufgaben im Wege- und Trassenbau, bei Entwässerungsarbeiten sowie beim Materialtransport bei den Blatzheimer Sand- und Kieswerken genutzt. Der Familienbetrieb führt Arbeiten aus, welche den eigentlichen Produktionsprozess bei der Braunkohlegewinnung begleiten und ist bereits im 16. Jahr in Folge für Vattenfall Europe tätig – auch an anderen Tagebau-Standorten des drittgrößten Stromkonzerns innerhalb Deutschlands.

Hierzulande lagern nach heutigem Stand wissenschaftlicher Erkundungen rund 77 Milliarden Tonnen Braunkohle, wovon 40 Milliarden Tonnen als wirtschaftlich abbaubar gelten. Umfangreiche Vorräte von rund 13 Milliarden Tonnen warten etwa im Lausitzer Revier darauf, gefördert zu werden. Darunter die Lagerstätte von Welzow-Süd mit einem Vorrat von 750 Millionen Tonnen. Sie befindet sich in Brandenburg und erstreckt sich westlich der Spree und der Stadt Spremberg. 1966 wurde zu DDR-Zeiten damit begonnen, Rohkohle zu gewinnen. Inzwischen werden pro Jahr durchschnittlich 20 Millionen Tonnen Braunkohle in 90 bis maximal 130 Metern Tiefe und Schichten von einer Mächtigkeit von zehn bis 16 Metern abgebaut. Versorgt werden damit die Kraftwerke Schwarze Pumpe und Jänschwalde - Braunkohle deckt hierzulande rund ein Viertel des gesamten inländischen Strombedarfs - sowie der Bereich Veredlung am Standort Schwarze Pumpe.

Eine zentrale Rolle bei der Abraumförderung in Welzow-Süd spielt dabei die Abraumförderbrücke vom Typ F 60. Sie gilt als die größte bewegliche technische Anlage der Welt und besteht aus drei Eimerkettenbaggern und einer Bandbrücke. Allein wegen ihrer Förderlänge von über 500 Meter wird sie gerne mit dem Eifelturm verglichen, den sie liegend überragt. Mit der 80 Meter hohen F 60 werden nicht nur Kohleflöze freigelegt, sondern der Abraum wird auf kurzem Weg quer über den Grubenbetrieb des Tagebaus gefördert und verkippt. Die maximale Abtragsmächtigkeit betrug ursprünglich 60 Meter, daher rührt auch die Bezeichnung F 60, ist aber durch technische Veränderungen auf bis zu 70 Meter vergrößert worden. Im Durchschnitt setzt Vattenfall Europe für eine Tonne Braunkohle sieben Kubikmeter Abraum um. Pro Stunde kann die Abraumförderbrücke theoretisch bis zu 25 600 Kubikmeter Abraum bewegen. „Während im Rheinland die Schaufelrad-baggertechnologie, die aus der Kombination Bagger – Bandanlagen – Absetzer besteht, sich verbreitet hat, hat sich im Lausitzer Revier die Förderbrückentechnik etabliert, mit der große Massen bewegt werden können. Deren Einsatz wird allerdings maßgeblich von der Geologie der Lagerstätte bestimmt. Voraussetzung dafür ist eine gleichmäßige Ablagerung in geringer Tiefe“, erklärt Firmeninhaber Jakob Hans Georg Nowotnik.

Unmittelbar unter der Abraumförderbrücke arbeitet der Grubenbetrieb. Hier erfolgt der eigentliche Abbau von Braunkohle mittels Schaufelrad- und Eimerketten-bagger im Hoch- und Tiefschnitt. Der Schaufelradbagger gewinnt in der Stunde rund 3 200 Tonnen Kohle, der Eimerkettenbagger 1 900 Tonnen. Unterschiedliche Kohlenqualitäten werden selektiv ausgehalten und über eine zwei Meter breite Bandanlage zur Kohlenverladung oder zum Grabenbunker auf der Rasensohle gefördert. Von hier aus erfolgt der weitere Abtransport in Zügen zu den Verbrauchern, wie etwa für das Kraftwerk Schwarze Pumpe.

Der Abraumförderbrücke arbeiten im Tagebau ein Schaufelradbagger und ein Eimerkettenbagger voraus und tragen die Erdschichten ab, die der Brückenverband aufgrund seiner Abtragsmöglichkeit nicht gewinnen kann. 2,5 Meter breite Bandanlagen transportieren den Vorschnitt-Abraum zur bereits ausgekohlten Kippenseite des Tagebaus. Absetzer verkippen das Bodenmaterial und formen dabei das Relief der künftigen Bergbaufolgelandschaft.

Um einen sicheren Tagebaubetrieb zu gewährleisten, wird alles getan, um Wasser von der Lagerstätte fern zu halten und für standfeste Böschungen und tragfähige Arbeitsebenen für die Fördergeräte zu sorgen. Ist das Vorfeld des Tagebaus beräumt, werden Filterbrunnen gebohrt, die mittels Unterwassermotorenpumpen rund hundert Kubikmeter Grundwasser in der Minute heben. Nach erfolgter Reinigung wird dieses zur Stabilisierung des regionalen Wasserhaushalts in die Spree geleitet. Sind die Bodenschichten ausreichend entwässert, können Abraumbagger Sande, Kies und Tonschichten über der Kohle abtragen. Doch wehe, es regnet und die Bodenschichten saugen sich wieder voll mit Wasser. Dann ist die Unternehmensgruppe Nowotnik mit ihrem Strassen- und Tiefbau gefragt. Die Firma mit ihrem Standort in Welzow hält die Gräben, über die das Oberflächenwasser abfließen soll, sauber und verhindert so, dass die Böschungen entlang des Abbaus ihre Standsicherheit einbüßen und zu Bruch gehen.

In Summe bewegt der Betrieb in Welzow-Süd allein 1,5 Millionen Kubikmeter im Jahr. Für Massenbewegungen werden seit diesem Jahr neue knickgelenkte Cat Dumper 730 eingesetzt. Geliefert hat diese die Zeppelin Niederlassung Köln, mit welcher der Betrieb schon seit Jahren zusammen arbeitet. Vermittelt haben das Maschinenpaket dem Firmenchef Jakob Hans Georg Nowotnik Zeppelin Niederlas-sungsleiter Stefan Lanio und Gebietsverkaufsleiter Dietmar Steiger, beide aus Köln. Ausgestattet wurden die Geräte mit Breitreifen von Michelin, welche als Flankenschutz dienen. „Mit den Breitreifen sollen die Dumper besser die schlechten Bodenverhältnisse im Tagebau bewältigen. Denn so haben sie eine größere Auflagefläche, welche einen geringeren Bodendruck erzeugt“, erklärt Staale Hansen, Leiter Produktmanagement Großgeräte bei Zeppelin. Die Flächen, auf denen die Baumaschinen unterwegs sind, gleichen einer Mondlandschaft, die bei schlechtem Wetter kaum passierbar ist, wenn das Erdreich zu einer Schlammwüste wird. Dann müssen die Dumper erst recht zeigen, was sie drauf haben.

Die Dumper sind im Zwei-Schichtbetrieb im Tagebau unterwegs. Mit ihnen will das Unternehmen seine Materialtransporte die nächsten acht Jahre abwickeln. Eine zusätzliche Aufgabe, welche sie dabei ausführen: den Transport von Findlingen, welche mit Schürfkübelbaggern geborgen werden. Des Weiteren muss die Firma Nowotnik dafür Sorge tragen, ein tragfähiges Planum für den Eimerkettenbagger herzustellen, welcher auf Schienen läuft. Die Gleise müssen in regelmäßigen Abständen gerückt werden. Dafür werden spezielle Gleisrückmaschinen, die das Gleis während der Fahrt regelrecht in die neue Position biegen, genutzt. Mit den Cat Dumpern werden dann Kies und tragfähiges Material herangeschafft, aus denen der Cat Dozer D7E ein gleichmäßiges Planum formt.

Zu den Aufgaben, die kontinuierlich für das Unternehmen Nowotnik anfallen, gehören neben der Entwässerung der Wege- und Trassenbau, wo die Dumper ebenfalls Arbeiten übernehmen. Insbesondere das Wegesystem muss mit fortschreitendem Abbau kontinuierlich erneuert und unterhalten werden. 95 Prozent aller Straßen und Wege im Tagebaugelände hat der Betrieb laut eigenen Angaben gebaut. Im We-gebau wird außerdem mit Raupen vom Lieferpartner Zeppelin gearbeitet. „Im Einsatz befinden sich neben den beiden Cat Dozern vom Typ D7E die Modelle D5, D6K, D6N, D6R und D6T“, zählt der Nowotnik-Betriebsleiter Adrian Krause auf und ergänzt: „Uns kommt es darauf an, dass die Raupen in der Lage sind, das von den Dumpern abgekippte Material zügig abzuschieben und die Fläche zu planieren, damit die Dumper einsatzbereit sind. Sonst können sie nicht fahren.“

Was für den Familienbetrieb Nowotnik bezeichnend ist, ist sein hoher Gerätebe-stand, der sich neben den 23 neuen Dumpern und 17 Raupen aus 29 Baggern, zwei Raddozern, 14 Radladern, zehn Erdbauwalzen, neun Asphaltwalzen, fünf Fertigern, 19 Lkw und drei Tiefladern zusammensetzt. Wirtschaftlichkeit ist in jedem Fuhrpark, egal welcher Größe, oberstes Gebot. Als es darum ging, die Flotte zu erneuern, konnte Zeppelin mit seinem Konzept hinsichtlich geringer Betriebskosten überzeugen. „Für die Cat Maschinen hat die technische Ausstattung und das Full-Service-Angebot gesprochen“, lauten die Argumente, welche der Firmenchef aufführt. Gewartet und vorbereitet für ihren Tagebaueinsatz in Welzow-Süd werden die Dumper von der Zeppelin Niederlassung Cottbus. Kundendienstleiter Gerhard Niemeyer und sein Team kümmern sich in Abstimmung mit der firmeneigenen Werkstatt von Nowotnik darum, dass die Baumaschinen schnell wieder in den Einsatz gehen können. „Die Verfügbarkeit der Maschinenflotte muss allein schon des-halb gewährleistet sein, weil kurzfristige Baumaßnahmen in Folge von starken Niederschlägen oder Rutschungen in einem Tagebau umgehend ausgeführt werden müssen“, macht Adrian Krause deutlich. Ausschlaggebend war auch, dass Zeppelin mit seinem Niederlassungsnetz bundesweit aufgestellt und vor Ort ist. „Außerdem sind wir in der Lage, den Betrieb der Maschinen langfristig sicherzustellen. Zu den Zeppelin Serviceleistungen zählt nicht nur, schnell Maschinen wieder flott zu ma-chen, sondern falls erforderlich, ein Überbrückungsgerät bereitstellen zu können. „Das wissen unsere Kunden zu schätzen. Denn das war auch einer der Gründe, wa-rum wir alleine den Anteil unserer Dumper auf dem deutschen Markt in den letzten Monaten deutlich ausbauen und durch die Lieferung weiterer großer Dumperflotten für Kunden, die ebenfalls im Tagebau damit arbeiten, inzwischen zum Marktführer für diese Produktgruppe aufsteigen konnten“, so Stefan Lanio, Zeppelin Niederlassungsleiter.

Extra Kasten: Mut zur Innovation

Die Unternehmensgruppe Nowotnik ist stets auch ein Wegbereiter für neue Baumaschinentechnologie. Als Erster in Europa setzte der Firmenchef Jakob Hans Georg Nowotnik den dieselelektrischen Dozer Cat D7E ein, welcher Ausstellungsstück der bauma in München war und dort von ihm erworben wurde. Ursprünglich wollte er einen neuen Cat Dozer D6T anschaffen – mit diesem Maschinentyp verrichtet das Unternehmen bereits Erdbewegungsarbeiten im Tagebau. Presseberichte über das neue Antriebskonzept des Kettendozers ließen den Unternehmer aufhorchen. „Das zukunftsweisende Konzept, das Caterpillar entwickelt hat, hat mich überzeugt. Die Idee, die hinter der D7E steckt, ist wirklich bemerkenswert. Darum wollte ich die Maschine unbedingt haben“, meinte Nowotnik, der sich schon lange intensiv mit der alternativen Antriebstechnologie auseinandergesetzt hat und nach einer Möglichkeit suchte, einen der größten Kostenblöcke, den Dieselverbrauch, zu reduzie-ren. Aber auch sein Auftraggeber, der Energieerzeuger Vattenfall Europe, legt aus Umweltschutzgründen großes Augenmerk darauf. „Unsere Erwartungen an die Maschinentechnik mit ihrem neuen An¬triebskonzept haben sich zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt“, macht Jakob Hans Georg Nowotnik nach einem halben Jahr Praxiserfahrung mit dem D7E deutlich. Das beweist bereits der zweite Dozer des gleichen Typs, den er bereits wenige Wochen nachdem der D7E in den Einsatz ging, bei Zeppelin Gebietsverkaufsleiter Dietmar Steiger aus Köln geordert hat. „Der Spritverbrauch liegt 40 Prozent unter dem von der D6. Die CO2-Emissionen haben sich verbessert und auch hinsichtlich der Geräuschentwicklung hat die Raupentechnik Fortschritte gemacht. Während unsere Fahrer bei der D6 wegen dem maximalen Gesundheitsschutz nicht ohne Gehörschutz gefahren sind, können sie bei der D7E ganz darauf verzichten“, fasst der Firmenchef Nowotnik die Vorteile zu-sammen. Und diese hören beileibe nicht bei den geringeren Spritkosten sowie weniger Lärm auf. „Allein die Zugfähigkeit ist phänomenal. Selbst im schwer zugäng-lichen Gelände macht die Maschine dank drehmomentstarker Elektromotoren eine sehr gute Figur. Der Motor bewegt sich stets im optimalen Drehzahlbereich“, berichtet Carsten Dommann, einer der Raupenfahrer, von seinen Erfahrungen.Mit dem Cat Acert-Dieselmotor C9.3, der im Drehzahlbereich von 1 800 Umdrehungen läuft, wird ein 400 Volt-Wechselstrom-Generator angetrieben. Bei Lastzunahme wird lediglich mehr Kraftstoff in den Dieselmotor eingespritzt, um die Drehzahl für den Generator konstant zu halten. Die erzeugte Elektroenergie wird in einen flüssigkeitsgekühlten Frequenzumformer geleitet, welche die bürstenlosen Drehstrommotoren in jeder Betriebssituation mit Energie versorgen. Gerade wenn bei dem Dozer die größte Kraft benötigt wird, beim Anfahren aus dem Stand, über-zeugt der frequenzgeregelte Drehstrommotor mit einem extrem hohen Anfahrmoment.

Natürlich sei es eine Umstellung gewesen, von der D6 auf die D7E umzusteigen, meint der Fahrer. „Doch innerhalb kürzester Zeit hat man den Dreh raus. Die Maschine reagiert schnell und ist äußerst wendig“, so Domann. Er ist einer von vier Mitarbeitern, welche die Raupe mit dieselelektrischem Antrieb zu ihrem festen Arbeitsplatz zählen dürfen. Das Unternehmen Nowotnik arbeitet mit festen Stammfahrern. „So passt jeder auf sein Arbeitsgerät besser auf, trotzdem muss jeder jedes Maschinenmodell fahren können“, erklärt der Betriebsleiter Adrian Krause. Und großen Wert legt der Firmenchef darauf, dass er zum einen Mitarbei-ter für den Straßenbau und Baugeräteführer ausbildet und sie später übernimmt. Zum anderen achtet er darauf, dass sein Personal aus der Region stammt: „Hier zieht jeder an einem Strang und wenn es mal erforderlich ist, weil eine Arbeit nach Schichtende noch nicht ganz fertig wurde, hängen meine Leute gerne mal eine halbe Stunde dran, um sie abschließen.“ Am Standort Welzow-Süd beschäftigt der Familienbetrieb, der seit über 50 Jahren und mittlerweile in der zweiten Generation besteht, 107 Mitarbeiter.

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Bild 1: Im Größenvergleich mit den Schaufelrad- und Eimerkettenbaggern wirken die Cat Dumper wie Spielzeug.

Bild 2: Massenbewegung im großen Stil mit der Cat Dumperflotte

Bild 3: Doppel D: Dumper und Dozer im Zusammenspiel.

Bild 4: Wegen des geringen Kraftstoffverbrauchs werden inzwischen zwei Cat Dozer D7E zum Planieren eingesetzt.

Quelle: Foto: Caterpillar/Zeppelin