10. August 2018, 13:50
Andreas Mendrzyk, IT-Leiter und Jochen Ströhm (JS), E-Commerce Manager der Kiesel GmbH sprechen über intelligente Baumaschinen, die Automatisierung und Digitalisierung der Branche und welche Möglichkeiten sich dadurch für Hersteller und Kunden ergeben.
Intelligente Baumaschinen? Arbeitet die Maschine gegen den Menschen?
Andreas Mendrzyk: Die Frage zielt bestimmt darauf ab, ob intelligente Maschinen in der Zukunft den Menschen ersetzen werden. Das sehen wir im Moment nicht so, vielmehr erwarten wir, dass intelligente und vernetzte Maschinen den Menschen in seiner Arbeit immer besser unterstützen. Derzeit liegt der Fokus sehr stark auf Assistenzsystemen und nicht auf vollautonomen Baumaschinen. Der Mensch wird auch bei den wildesten Zukunftsszenarien eine wichtige Rolle innehaben.
Jochen Ströhm: Alle aus der Branche kennen die Situationen aus dem Alltag, dass im Bauwesen regelmäßig unvorhersehbare Dinge auftreten. Auf diese muss man kreativ und flexibel reagieren, dabei ist der Mensch nach wie vor unschlagbar. Bei Standardaufgaben werden wir es jedoch bestimmt erleben, dass dort künftig Maschinen zunehmend selbständig Aufgaben übernehmen.
Die fortschreitende Automatisierung vieler Prozesse der Baubranche. Wo sehen Sie Risiken und Chancen?
Andreas Mendrzyk: Durch die Erfassung von Maschinendaten und die Vernetzung aller Ressourcen können Prozesse generell besser geplant und aufeinander abgestimmt werden. Heute bieten viele Maschinen bereits Daten in Echtzeit an, die Planungen erleichtern und beispielsweise Stillstandzeiten minimieren. Mögliche Engpässe können auf diese Weise besser prognostiziert werden. Somit ergibt sich auch die Möglichkeit, dieser Situation durch die Nutzung von Mietmaschinen rechtzeitig entgegen zu wirken. Ein Paradebeispiel dafür ist das „Consite-Programm“ von Hitachi. Mit Hilfe dieser Software kommuniziert die Maschine selbständig zu erwartende oder bereits aufgetretene Fehler gleichermaßen an den Anwender und den Servicepartner. Somit können Fehler frühzeitig erkannt und sehr zeitnah behoben werden.
Jochen Ströhm: Wir denken, dass vor allem im Bereich der Hersteller und Akteure im Markt eine intensivere Zusammenarbeit notwendig ist. Wir dürfen nicht den Fehler machen und Insellösungen entwickeln, sondern müssen an gemeinsamen Standards arbeiten. Die AEMP bzw. die ISO 14153-3 war ein richtiger und wichtiger Schritt, dort gilt es jetzt aber anzusetzen und weitere Themen aufzugreifen.
Aber auch die Politik ist gefragt. Es gibt leider immer noch zu viele weiße Flecken bei der Breitbandversorgung. Ohne eine flächendeckende Netzabdeckung werden einige vielversprechende Innovationen schwer umsetzbar sein. Insgesamt stimmen die aktuellen Entwicklungen im Markt sehr positiv und bieten unzählige Möglichkeiten für die Zukunft.
Stichwort Digitalisierung - Welche Anforderungen stellt Industrie 4.0 an den Vertrieb von Baumaschinen?
Jochen Ströhm: Wir sehen, dass die Erfassung und die Verfügbarkeit von Maschinendaten gerade auch im Fuhrparkmanagement immer mehr an Bedeutung gewinnen. Der Einsatz von spezialisierten Systemen zur effizienten Verwaltung von Maschinen-Flotten nimmt stetig zu und damit gleichzeitig auch der Bedarf an der Erhebung qualifizierter Daten.
Andreas Mendrzyk: Natürlich bieten die erfassten Daten auch in der Kundenberatung bei der Investitionsplanung einen großen Vorteil. Mit Hilfe dieser zusätzlichen Informationen können zusammen mit dem Erfahrungsschatz unserer Einsatzberater noch detailliertere Anforderungsprofile der einzelnen Kunden definiert werden. Damit werden Investitionen noch genauer steuerbar und die Effizienz der eingesetzten Maschinen und Anbaugeräte wird absolut transparent. Für den Unternehmer wird es somit möglich, noch vorausschauender zu handeln und flexibler auf die Anforderungen des Marktes zu reagieren. Dies gilt nicht nur in Bezug auf Investitionen, sondern auch im Unterhalt der Maschinen, deren regelmäßige Wartung leichter geplant werden kann.
Jochen Ströhm: Als Systempartner bieten wir unseren Kunden komplette Lösungen mit Maschinen, Anbaugeräten und Dienstleistungen wie Service, Miete und Finanzierung an. So hat man den kompletten Lebenszyklus der Maschinen und Anbaugeräte im Blick. Wir sehen dort große Möglichkeiten, durch eine optimale Datengrundlage unsere Kunden dauerhaft noch besser zu unterstützen. Für unsere Kunden sind wir auch durch unser deutschlandweit dichtes Niederlassungs- und Servicenetz schnell erreichbar und können bei Bedarf kurzfristig reagieren.
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Quelle: LECTURA GmbH Verlag