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Brückenabbruch ganz nach Plan

Mit sechs Cat Baumaschinen zähmte die Firma Ernst Karl den widerspenstigen Stahlbeton 

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ITZEHOE (SR). 48 Stunden – dann sollte die dreifeldrige Spannbeton-Plattenbrücke an der A23 bei Itzehoe Geschichte sein. Dass der fachgerechte Abbruch im Zeitplan lag, war Aufgabe der E.K.W. Erd- und Straßenbau Ernst Karl GmbH & Co. KG. Das Abbruchunternehmen aus Westerhorn, im Kreis Pinneberg, hatte dafür zu sorgen, das Bauwerk an der Autobahn-Querung an der Anschlussstelle Itzehoe-West zu beseitigen, das über die Lindenstraße führte. Geholfen haben dem Baustellenpersonal eine Flotte an Cat Baumaschinen, mit denen die Firma am Freitagabend anrückte, während andere Mitarbeiter deutschlandweit längst ihren Feierabend und das Karnevalswochenende eingeläutet hatten.   

Sie hämmerten und bissen sich im Beton der Klasse B300 fest: die Cat Kettenbagger 320D, 323DL, 325DL, 329DLN und der Cat Mobilbagger M316C, die der Betrieb von der Zeppelin Niederlassung Hamburg bezog, genauso wie kürzlich einen Cat Mobilbagger M318D. Von oben und von unten machten sich die Baumaschinen an der Spannbetonbrücke zu schaffen und setzten ihr zu, um sie komplett in ihre Einzelteile zu zerlegen. Unermüdlich beackerten sie die Brücke. Als widerspenstig erwiesen sich die Spanneisen, doch auch denen wurden die Geräte Herr. Bereits in der ersten Nacht war der komplette Überbau am Boden. Verstärkung hatte sich das Unternehmen von Zeppelin Rental geholt, die Mietorganisation stellte einen Kettenbagger Cat 336D LN zur Verfügung. Mit Hammer, Schere und Pulverisierern ging es mit allen Maschine vor Ort zur Sache. Sie hinterließen ein Trümmerfeld aus Beton und Stahl, durchlöcherten die Betonplatte wie ein Sieb und zerrten am Stahl. Zu bewältigen waren insgesamt 1100 Kubikmeter Stahlbeton.

Für den Bau eines Windparks, für den der Betrieb Baustraßen und Fundamente erstellen muss, lieferte Stefan Groos (links), Zeppelin Gebietsverkaufsleiter, dieser Tage an Per Karl (Mitte), Geschäftsführer, und Meicel Dietrich (rechts), Baggerfahrer, einen neuen Mobilbagger aus. Per Handschlag wurde die Übergabe bekräftigt, so wie es bei dem Unternehmen üblich ist. Darauf legte schon der Firmengründer großen Wert, dass Geschäfte auf diese Weise besiegelt wurden.

 

Strikte Trennung war im Zuge des Rückbaus angesagt – Stahl und Beton wurden aussortiert und landeten auf einer Lagerfläche neben der Brücke. Dort stand die weitere Zerkleinerung an. Schließlich soll alles soweit wie möglich dem Recycling und somit einer Wiederverwendung zugeführt werden. Der aufbereitete Beton wird zum Beispiel als Unterbau für Straßen und Kranstellflächen im Windpark Bendorf verwendet. Um auftretende Staubbildung im Keim zu ersticken, wurde ein Wasserstrahl auf die Abbrucharbeiten und Werkzeuge gerichtet. Je später der Abend,  desto mehr Flutlichtscheinwerfer wurden aufgestellt, um die Baustelle zu beleuchten. Denn nachts wurde durchgearbeitet. Mitarbeiter und Maschinen sollten selbst bei Dunkelheit noch sicher die Arbeit verrichten können. Pro Schicht waren sieben Beschäftigte im Einsatz. Um den Fahrbahnbelag nicht zu

beschädigen, wurde vorsorglich ein 70 Zentimeter dickes Fallbett aus Sand auf 30 Metern Länge und zwölf Metern Breite aufgerichtet, damit das herabfallende Material weich landete und die Lindenstraße nicht beschädigte. Der Sand stammte zu einem Teil aus dem Bereich an der Brücke und wurde mithilfe der Bagger auf die Fahrbahn verteilt, zum anderen Teil wurde er herantransportiert.

Die 47 Meter lange und 17 Meter breite Brücke, Baujahr 1966, musste in den 48 Jahren ein immer größer werdendes Verkehrsaufkommen verkraften. Dem war sie nicht mehr gewachsen, sodass sie einer neuen Brücke Platz machen muss, die Teil des vierspurigen Autobahnausbaus ist. Weil darauf bereits Pkw und Lkw direkt an den arbeitenden Maschinen vorbeifuhren, mussten Mitarbeiter größte Vorsicht walten lassen. Lediglich wegen eines Schwertransports wurden die Arbeiten einmal kurzfristig unterbrochen.  

Für das Unternehmen Ernst Karl war es an der A23 nicht der erste Einsatz – sieben Brücken hatte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig- Holstein bereits zum Abbruch freigegeben. Auch diesmal meldete der Firmenchef und Enkel des Firmengründers, Per Karl, pünktlichen Vollzug nach zwei Tagen Dauereinsatz. „Alles lief wie geplant – böse Überraschungen, die nie ganz ausgeschlossen sind, gab es keine“, so Per Karl, der den Betrieb seines Großvaters zusammen mit Werner Harder und Wilfried Mehrkens als Geschäftsführer leitet.

Stahl und Beton wurden aussortiert und dem Recycling zugeführt

1956 wurde die E.K.W. Erd- und Straßenbau GmbH & Co. KG von Ernst Karl als Lohnunternehmen gegründet. Der Abbruch ist heute neben dem Straßen und Erdbau eines der Standbeine. Auch werden eigene Sand- und Kiesgruben auf einem Abbaugebiet von 20 Hektar betrieben. Man liefert Mutterboden sowie Feuchttorf. Der mittelständische Familienbetrieb beschäftigt heute 98 Mitarbeiter.

Quelle: Foto: Caterpillar/Zeppelin