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Die INTERFORST ist als Leitmesse 2014 ein Pflichttermin für alle Waldbesitzer

Freiherr zu Guttenberg, was erwarten Sie von einer Forstmesse und speziell von der INTERFORST 2014 in München? Unterscheiden sich Ihre Erwartungen als Waldbesitzer und Förster von denen des Forstpolitikers zu Guttenberg?

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Jede Forstmesse ist ein Branchentreff und damit auch eine Plattform, um sich gegenseitig auszutauschen, aber auch um Geschäftskontakte zu knüpfen. Von der Interforst 2014 als internationale Leitmesse für Forstwirtschaft und Forsttechnik erwarte ich mir einen guten Marktüberblick: hier werden sowohl bewährte als auch die neusten Produkte präsentiert. Dass das Thema „Holz als nachwachsender Rohstoff“ ein Schwerpunkt ist, lässt das Herz eines jeden Waldbesitzers höher schlagen. Mit Holz haben wir den intelligentesten, innovativen Rohstoff. Als Waldeigentümer und als Verbandspräsident begrüße ich, dass die Chancen des Rohstoffes Holz auch im Energiebereich auf dieser Messe eine zentrale Bedeutung haben. Ich wünsche mir, dass dies über die Fachmedien hinaus eine größere öffentliche Wahrnehmung erfährt.

Die vergangene INTERFORST im Jahre 2010 wurde von auffallend vielen jungen Menschen besucht. Kann man daraus schließen, dass die Forstwirtschaft Zukunft hat?

Ja, die Forstwirtschaft hat auf jeden Fall Zukunft. Der Trend zu Holzprodukten und die Nachfrage bei der Bevölkerung nach diesem phantastischen Rohstoff steigen zunehmend. Die nachhaltige Forstwirtschaft schafft besonders in den ländlichen, strukturarmen Regionen Arbeitsplätze. So haben wir in Deutschland derzeit über 1,2 Millionen Beschäftigte im Cluster Forst und Holz.

Mit unserer nachhaltigen Forstwirtschaft können wir den seit 300 Jahren gelebten Generationenvertrag weiterführen. Dieses Leitprinzip sorgt dafür, dass auch zukünftige Generationen von den Funktionen des Waldes profitieren. Welche Bedeutung hat der Wald für Sie persönlich?

Als Kind war der Wald mein Spielplatz, jetzt ist er der Spielplatz für meine Kinder. Wir sind mit dem Wald groß geworden – immer mit dem Wissen, dass er neben dem, was er uns bietet an Erholung und Schönheit, vor allem auch unsere Lebensgrundlage ist.

Wenn Sie Ihren Kindern den Wald erklären, gebrauchen Sie dann das Wort „Nachhaltigkeit“?

Mein Ältester ist jetzt neun. Der Begriff Nachhaltigkeit sagt ihm noch wenig, aber - worauf es ankommt - das Prinzip hat er bereits verstanden. Im Wald kann ich meinen Kindern sehr viel erklären und zeigen, wie ein gemeinsames Miteinander von Natur, Mensch und Tieren funktioniert, und dass es darum geht, diesen Wald auch für die Zukunft so zu erhalten, wie wir ihn von unseren Vorvätern übernehmen durften.

Seit Fukushima setzt die Bundesregierung statt auf Atomkraft auf erneuerbare Energien und auf Holz. Ist das eine gute Nachricht für die privaten Waldbesitzer?

Es ist eine gute Nachricht für die privaten Waldeigentümer, dass nach Fukushima noch mehr auf erneuerbare Energien gesetzt wird. Mit dem Rohstoff Holz haben wir einen Schlüssel für die Lösung unserer Zukunftsaufgabe in der Hand. Unser heimischer Rohstoff Holz ist als erneuerbarer Energieträger Nummer eins Voraussetzung dafür, dass die politisch gewollte Energiewende auch tatsächlich bei uns gelingen kann. Deshalb gehören die Waldbesitzer bei den Entscheidungen zum Ausbau von erneuerbaren Energien mit an den Verhandlungstisch der Politik.

Was sind die zentralen Themen der nationalen Forstwirtschaft? Sind diese identisch mit den Themen der europäischen Forstwirtschaft?

Die nationale und die europäische Forstwirtschaft erfordern gesicherte Eigentumsbedingungen und verlässliche politische Rahmenbedingungen.

Zentrales Thema der nationalen Forstwirtschaft ist es, die moderne, nachhaltige Forstwirtschaft nicht durch zusätzliche Regularien und Forderungen nach Stilllegungen einzuschränken. Durch weitere Einschränkungen der heimischen Holznutzung in Deutschland und Europa schaden wir nicht nur unseren eigenen Waldbesitzern, sondern fördern den Raubbau in anderen Ländern der Erde, die nicht so nachhaltig wirtschaften wie wir.

Zudem ist 2014 als europäisches Jahr der Ressourceneffizienz eine weitere gute Gelegenheit, um die Arbeit der Waldbesitzer stärker politisch zu würdigen.

Ist das deutsche Modell nachhaltiger Waldbewirtschaftung - Erholung, Naturschutz, Schutzfunktionen auf der einen Seite und Waldbewirtschaftung zur Holzproduktion auf der anderen Seite – zukunftsfähig?

Das deutsche Modell hat große Zukunft, wenn die Politik nicht mit noch mehr Regularien und einer von einigen Parteien gewollten Substanzbesteuerung den gelebten Generationenvertrag zerstört. Es ist nicht immer leicht, die verschiedenen Funktionen unter einen Hut zu bekommen. Nachhaltigkeit, seit 300 Jahren in der deutschen Forstwirtschaft erfolgreich praktiziert, und das damit verbundene Konzept, sind zunehmend ein Exportschlager. Unsere Branche ist der einzige Wirtschaftssektor, dessen Maxime immer war und sein wird, die vorhandenen Ressourcen nur so zu nutzen, dass auch das Wohl der kommenden Generation gewährt bleibt.

Waldstrategie 2020 oder Waldklimafonds – Schritte in die richtige Richtung oder ein Ausverkauf des Waldes?

Die Waldstrategie 2020 würdigt die Leistungen unserer nachhaltigen, multifunktionalen Waldwirtschaft. Das ist eine wichtige politische Botschaft, um unsere Arbeit in der Öffentlichkeit stärker anzuerkennen und nicht nur das oftmals ideologische Wunschdenken von Teilen der „Naturschutzindustrie“.

Der Waldklimafonds mit dem Ziel, unsere Wälder angesichts des Klimawandels umzubauen, ist wichtig und richtig. Die Ausstattung des dieses Jahr neu geschaffenen Fonds der Bundesregierung ist aber nur ein sehr kleiner Tropfen auf den heißen Stein im Kampf gegen die Megaherausforderung des Klimawandels. Von 50 Millionen Euro, die mal avisiert waren, sind jetzt nur 7 Millionen Euro Wirklichkeit geworden. In der nächsten Legislaturperiode muss dieser Fonds deutlich aufgestockt werden.

In der Forstwirtschaft herrscht eine positive Grundstimmung. Worauf führen Sie diese zurück? Teilen Sie diese Grundstimmung?

Die weltweit steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz führt bei den Waldbesitzern zu einer positiven Grundstimmung. Wir können stolz sein, diesen vielfältigen, einzigartigen und nachwachsenden Rohstoff herzustellen. Holz bietet eine Menge Vorteile: es ist unter anderem klimaschonend, kostengünstig im Vergleich zu Öl oder Gas und lässt sich darüber hinaus auch sicher lagern. Mehr als jeder vierte deutsche Haushalt nutzt Scheitholz, Hackschnitzel oder Holzpellets zum Heizen. Ich kann die positive Grundstimmung sehr gut nachvollziehen.

Was eint die verschiedenen Waldbesitzerarten (Private, kommunale und staatliche Wälder)?

Den Waldbesitzerarten in Deutschland ist gemeinsam, dass es klarer und gesicherter Eigentumsverhältnisse bedarf. Hinzu kommt, dass sie alle der Grundsatz der multifunktionalen nachhaltigen Forstwirtschaft eint, gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die Wälder mit ihren vielfältigen Funktionen erhalten bleiben. Ich wünsche mir, dass das, was bisher 300 Jahre funktioniert hat, auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt.

Was ist Ihre persönliche Zielsetzung als Vertreter der nationalen und europäischen Spitzenverbände der Forstwirtschaft?

Daran mitzuwirken, dass Allgemeinwohlleistungen, die die nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland und Europa erbringen, stärker in der Öffentlichkeit respektiert und honoriert werden. Ich setze mich dafür ein, dass wir verlässliche Eigentumsverhältnisse in Deutschland bewahren. Nur so wird es möglich sein, dass meine Kinder und Enkel den seit Generationen von meiner Familie gelebten Generationenvertrag fortführen.

Forst ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Sind Sie mit der Wertschätzung zufrieden, die dem Wald aus der Politik, Gesellschaft und Industrie entgegengebracht wird?

Nein. Sowohl in der Bevölkerung, als auch in der Politik sollte das Bewusstsein für die Allgemeinwohlleistungen, die der Wald uns allen bereitstellt, steigen. Wir brauchen in Deutschland eine stärkere politische Anerkennung von Holzproduktion und Holznutzung. Holz mit seiner langfristigen CO2-Speicherung und als Ersatz für ölbasierte und energieintensive Rohstoffe hat bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben eine Schlüsselrolle. Dies gilt sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch für die Energiewende. Mit über 1,2 Millionen Beschäftigten sind im Cluster Forst und Holz doppelt so viele Menschen tätig wie in der deutschen Automobilindustrie. Die Forstbranche ist damit ein sehr wichtiger Jobmotor in unserem Land!

Freiherr zu Guttenberg, wir danken für das Gespräch und freuen uns auf Ihren Besuch der INTERFORST 2014 im Juli nächsten Jahres.

Weitere Informationen: www.interforst.com

Dr. Jutta Seitz
Projekt-PR-Referentin
Tel. +49 89 949-21480
Fax +49 89 949-20688
jutta.seitz@ messe-muenchen.de

Quelle: Messe München; IFAT