19. März 2025, 10:20
Schmiermittelfreie igus Gleitlager ermöglichen den wartungsarmen Schnitt von Natursteinen mit der MDS 5034 von Schwing
Bei rauen Umgebungen im Steinbruch braucht es zuverlässiges, wartungsarmes und einfach zu bedienendes Werkzeug, das Staub, Hitze und großen Kräften trotzen muss. Die Schwing GmbH aus dem österreichischen St. Stefan im Lavanttal hat mit der mobilen Diamantseilsäge MDS 5034 eine Lösung geschaffen, mit welcher der Schnitt von tonnenschweren Natursteinblöcken vor Ort ganz einfach wird. Für die Zuverlässigkeit sorgen Gleitlager und Energieketten aus Hochleistungspolymeren von igus.
Vom Boden wirbelt Staub auf, wenn sich große Arbeitsfahrzeuge ihren Weg durch den Steinbruch bahnen. Über 30 Grad Außentemperatur herrschen vor Ort. In schweißtreibender Arbeit wird Sprengstoff in viele Löcher der Felswand verlegt, bevor ein lauter Knall durch die Umgebung hallt: Ein Felsblock mit mehreren Hundert Tonnen löst sich aus der Wand und bleibt einige Meter weiter liegen. Jetzt schlägt die Stunde der mobilen Diamantseilsäge MDS 5034 der Schwing GmbH. Die Säge – montiert auf einen Teleskoplader der Firma Manitou – fährt an Ort und Stelle, über eine Fernsteuerung wird sie dem Schnittwunsch entsprechend ausgerichtet. Die Position der Säge lässt sich individuell bei einem Schwenkbereich von 66° ausrichten. Mit einem Wasserstrahl werden Staub und Schmutzpartikel gebunden, dann setzt sich das Diamantseil mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 40 Metern pro Sekunde in Bewegung. Es ist ein imposanter Anblick: Bis zu fünf Meter breite Steinblöcke kann die MDS bei einer maximalen Schnitttiefe von 3,4 Metern schneiden. Je nach Gesteinsart schneidet die Säge mit einer Geschwindigkeit von zehn Zentimetern pro Minute durch den Fels. Wenn die Arbeit erledigt ist, wird die Säge wieder kompakt zusammengefahren und auf einen regulären Tieflader gesetzt. Mit einer Transportbreite von unter drei Metern kann das Gefährt ohne Sonderzulassung in den Steinbruch gebracht werden. Um all das ohne Schäden zu überstehen, muss die Säge robust sein. Im Steinbruch wirken auf die Maschine zwei- bis zweieinhalbfache g-Kräfte. Hinzu kommen die hohe Schmutzbelastung und die Wasserknappheit im Steinbruch, die eine ständige Reinigung erschwert. Aus diesen Gründen hat sich Schwing für die Installation von Gleitlagern und Energieketten des motion plastics Spezialisten igus entschieden. Die Komponenten bestehen aus tribologisch – sprich auf Reibung und Verschleiß – optimierten Hochleistungskunststoffen und sind auch für den Einsatz bei hoher Belastung geeignet.
Vorstoß in neue Geschäftsfelder
Für Schwing war die Entwicklung der MDS ein Novum, die Kernkompetenz des Unternehmens liegt in der Herstellung von Betonpumpen. Dass das Portfolio mit der Säge erweitert werden konnte, liegt an Markus Hatzer. Der jetzige Innovationsassistent und Anwendungstechniker hatte nach langer Tätigkeit in der Natursteinindustrie bereits 2006 eine ähnliche mobile Säge vor Augen, 2012 hat er die ersten Patente angemeldet. „Ich habe angefangen, einen Prototyp zu bauen, und die Maschine viel zu umfassend geplant“, meint der Erfinder rückblickend. Über 20 Rollen waren damals verbaut gewesen, heute sind es nur noch sieben. Später hat Hatzer seinen Prototyp der Firma Schwing vorgestellt und wurde mit offenen Armen empfangen. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in St. Stefan nahm sich dem Projekt an und entwickelte zusammen mit Hatzer die MDS 5034. Mittlerweile arbeiten zehn Personen an dem Projekt. Die Säge ist der Vorstoß von Schwing in neue Geschäftsfelder rund um die Natursteinbearbeitung.
Mit Ingenieurskunst zur nachhaltigeren Natursteinbearbeitung
Markus Hatzer kennt die Anforderungen, die an Maschinen im Steinbruch gestellt werden. Er weiß, dass die Sprengung und die Verarbeitung mit hohem Aufwand verbunden sind. Denn im Normalfall läuft die Natursteingewinnung in mehreren Schritten ab: Unter gewaltigen Kräften wird der Fels gesprengt und durch weitere Sprengungen in kleinere Teile zerlegt. Anschließend werden die schweren Steinblöcke teils mehrere Hundert Kilometer weit in ein Werk gefahren, wo sie geschnitten und weiterverarbeitet werden. Das Problem: Fällt erst dann auf, dass der Steinblock Risse zeigt und farbliche Abweichungen vorhanden sind, war der ganze Aufwand vergebens. Außerdem gehen bei jeder weiteren Sprengung bis zu 20 Zentimeter an Material verloren. Die Gründe für fehlerhaftes Material sind vielfältig: Oft fallen Einschlüsse im Stein erst beim Schnitt in der Werkshalle auf. Hinzu kommt die Gefahr durch das Werkzeug selbst. Schmiermittel, wie sie in den Baumaschinen etwa in Lagern zu finden sind, können auf den Stein tropfen. Die Flüssigkeit zieht in das Material ein und macht den Stein für jede weitere Verwendung unbrauchbar. Die Natursteinbranche profitiert von schmierfreien Bauteilen, um Ausschuss und unnötige Transportfahrten zu vermeiden. Schwing hat das erkannt und deshalb in den Gelenken der MDS 5034 zu den zylindrischen iglidur Q2-Gleitlagern von igus gegriffen. Sie wurden speziell für hoch belastete Schwenkanwendungen entwickelt und sind besonders resistent gegen Kantenpressung, Stöße und Schläge.
Kunststoff überzeugt mit Dämpfungseigenschaften
igus ist bereits seit dem Beginn der MDS-Entwicklung bei Schwing mit an Bord. Dabei war zu Beginn gar nicht klar, dass mit den Q2-Buchsen ein zentraler Bestandteil der MDS von igus kommen würde. „Erst hatten wir gegenüber Kunststoff Bedenken, es handelt sich bei unserer Anwendung ja doch um Schwerlast“, erläutert Daniel Kriegl, Entwicklungsingenieur bei Schwing. Er habe vorher nur Messingbuchsen vertraut. Ausschlaggebend war für Kriegl der Erfahrungsbericht eines österreichischen Baggerherstellers, der ebenfalls auf igus Buchsen gesetzt hat. Fabian Legner, technischer Verkaufsberater bei igus, brachte die Geschichte mit ins Lavanttal und konnte Kriegl so von den Kunststoffgleitlagern überzeugen. „Am Ende haben wir es nie mit Messing verglichen. Durch ihre Dämpfungseigenschaften sind die Kunststoffgleitlager passend für die MDS“, meint der Konstrukteur. Anders als bei anderen Baumaschinen hält sich die Schlagbelastung der Säge in Grenzen, die MDS wird nur wenige Male aus- und wieder eingefahren.
Keine Schmierung oder Wartung notwendig
Der wichtigste Aspekt liegt für Schwing in den Schmiereigenschaften. Die iglidur Q2-Buchsen sind, wie alle Gleitlager von igus, selbstschmierend und trocken laufend. Dadurch wird die Gefahr einer Verunreinigung des Steins durch tropfendes Schmiermittel von vornherein eliminiert. Zudem sind die Lager damit auch für die Anwendung in staub- und schmutzbelasteten Umgebungen wie im Steinbruch geeignet. Anwenderfreundlichkeit in der Wartung war Schwing in der Entwicklung der MDS besonders wichtig. Denn aufgrund des Wassermangels im Steinbruch ist eine dauerhafte Reinigung nicht immer gewährleistet. „Wenn Schmutz in die Kunststofflager hineinkommt, ist das nicht so schlimm wie bei Messing. Der Kunststoff verzeiht mehr Fehler“, weiß Kriegl. Aktuell sind pro Maschine 40 Buchsen in unterschiedlichen Größen verbaut, 100 weitere Lagerstellen könnten in Zukunft bei den Schwerlastrollen noch hinzukommen.
Sichere Leitungsführung mit igus Energieketten
Neben den Q2-Buchsen hat Schwing in der MDS 5034 außerdem Energieketten von igus im Einsatz, um eine sichere Bewegung der Leitungen beim Ausfahren und Ausrichten der Säge zu gewährleisten. Zwar hatte Schwing dort eine größere Auswahl aus Wettbewerbsprodukten, die Entscheidung für igus fiel allerdings schnell. „Nach der Erfahrung mit den Buchsen hat es keinen Grund gegeben, einen anderen Hersteller zu nehmen“, erläutert Kriegl. Nachdem in den ersten Maschinen Energieketten der H4.56-Serie verwendet wurden, ist Schwing für die späteren Modelle auf die H4Q.58-Ketten mit einer Innenhöhe von 58 Millimetern umgestiegen. Die igus Komponenten machen die Säge robust und zuverlässig in der täglichen Arbeit im Steinbruch. Damit schaffen Schwing und igus eine nachhaltige und kostensparende Möglichkeit, Steine direkt vor Ort zu schneiden und so Materialverbrauch, Zeitaufwand und den CO2-Ausstoß des Herstellungsprozesses stark zu senken. Das Fazit der Zusammenarbeit ist für Daniel Kriegl deshalb ganz klar: „Die Betreuung ist super und man muss wirklich sagen, dass die igus Produkte perfekt zu unserer Anwendung passen.“
Quelle: igus GmbH