28. Juli 2014, 00:00
Bevor in Stein bei Nürnberg das neue Einkaufszentrum „Forum“ für 60 Millionen Euro aus dem Boden gestampft wird, muss das alte Möbelhaus Krügel auf dem brachliegenden Areal weichen. Eine Aufgabe für das Abbruchunternehmen Plannerer aus Pullenreuth, Kreis Tirschenreuth, das laut dem Abbruch- und Recyclingmagazin „d&ri“ im Ranking der führenden Abbruchfirmen weltweit 2013 Platz 96 belegte. Das Unternehmen machte 2013 Schlagzeilen, als die 770 Meter lange und 50 Meter hohe Sinntalbrücke an der A7 gesprengt wurde. Noch nie wurde in Deutschland eine Brücke mit einer Länge von 770 Metern mithilfe von 200 Kilogramm Sprengstoff platt gemacht. Diesmal ist das Unternehmen mit einem besonders schweren Kaliber angerückt: einem Cat Kettenbagger 390DL.
Mit dem Schwergewicht unter den Baumaschinen geht es der alten Bausubstanz und den dicken Betonfundamenten des Möbelhauses an den Kragen. Unterstützung bieten weitere Cat Geräte aus dem Maschinenpark, wie zwei Cat Kettenbagger 325D, ein Cat Kettenbagger 336D und ein Cat Longfrontbagger 330C, die den Stahlbetonbau in seine Einzelteile zerlegen. Damit kann der Erlanger Immobilienentwickler, die sontowski & partner group, neue Einkaufsmöglichkeiten auf rund 32 000 Quadratmetern Fläche bis 2015 schaffen. Im September 2013 hatte ein Bürgerentscheid mit 57,4 Prozent pro Bau gestimmt.
Stütze für Stütze abgetragen
Derzeit herrscht Halbzeit auf dem Gelände – von den ersten Gebäudeteilen fehlt bereits jede Spur. Wie sehr die Baumaschinen auf dem Gelände ihre Kräfte haben walten lassen, zeigt sich daran, dass der Kopfbau, der den früheren Eingangsbereich in das Möbelhaus beherbergte, bereits verschwunden ist. Stütze für Stütze wurde abgetragen, indem eine tragende Stütze nach der anderen abgesägt wurde und dann auf das Areal heruntergezogen wurde. Aus Sicherheitsgründen wurde kurzfristig dafür sogar die Deutenbacher Straße gesperrt. Nun türmen sich die Berge von Bauschutt auf, die mithilfe der Cat Maschinen aus dem Lieferprogramm der Zeppelin Niederlassung Erlangen sauber voneinander getrennt werden, um dann gezielt recycelt zu werden. Die Maschinen räumen den Baugrund auf dem früheren Krügel-Areal für das neue „Forum“. Die Villa, ein Prachtbau aus dem Jahr 1888, dürfen sie jedoch nicht antasten. Die Fassaden der Villa sollen so abgetragen werden, dass ihrem späteren Wiederaufbau nichts im Wege steht. Sie wird rekonstruiert und soll das historische Herz des „Forums“ werden, das eine vierjährige Entwicklungszeit hinter sich hat. „Wir freuen uns, dass wir nach der intensiven und stets zielgerichteten Planungsphase nun mit der Umsetzung des „Forums Stein“ beginnen dürfen“, so Dr. Karsten Medla, geschäftsführender Gesellschafter der sontowski & partner group. Auch die Stadt Stein begrüsste den Beginn der Bauarbeiten: „Mit dem Forum Stein gehen wir einen wichtigen Schritt für die Stadtentwicklung und führen das brachliegende Gelände im Stadtzentrum einer sinnvollen Nutzung zu. Darüber hinaus werden rund 400 neue Arbeitsplätze entstehen“, freute sich Bürgermeister Kurt Krömer. Mitte Februar begannen gut 25 Arbeiter von Plannerer mit den Vorbereitungen und der gesonderten Beseitigung der vorhandenen Altlasten, wie KMF oder Dachpappe, die typisch für solche Gebäude sind und mit denen das Unternehmen umzugehen weiß. Denn Plannerer ist seit über 20 Jahren auf den fachgerechten kontrollierten Rückbau, die Demontage und den Abbruch verschiedenster Gebäudearten spezialisiert. Zum Service zählt die Altlastensanierung beispielsweise von Asbest und die Dekontamination von Böden und Gebäuden. Im konkreten Fall des Möbelhauses wiesen die Fugen der Fassaden Weichmacher auf, was einen besonderen Umgang mit ihnen erforderte. Zwei Raupenkrane waren im Einsatz, um die Fassadenplatten herunterzuholen und dann die Fugen sowie fünf Zentimeter Beton herauszuschneiden, die einer fachgerechten Entsorgung bedürfen. Die Entkernung des ehemaligen Möbelhauses bedingte den Einsatz zweier Cat Mikrobagger 300.9D. Damit konnte der Betrieb aufgrund der kompakten Bauweise und aufgrund des Gewichts von 900 Kilogramm im Gebäudeinneren agieren – mit einer Gesamtbreite von 73 Zentimetern passt so ein Mikrobagger problemlos durch Türöffnungen hindurch. Trotz ihrer Größe kann die Baumaschine eine maximale Reißkraft von 4 500 Newton und eine maximale Losbrechkraft von 8 900 Newton aufbringen. Mit diesem Baumaschinenleichtgewicht können auf Abbruchbaustellen Arbeiten übernommen werden, die früher nur in mühevoller Handarbeit realisiert werden konnten. Die beiden kleinsten Cat Bagger übernahmen die Vorarbeiten für die Großgeräte, die den Rückbau stemmen müssen.
Letzte Maschine der D-Serie
Dabei sticht eine Baumaschine aufgrund ihres Einsatzgewichts von über 90 Tonnen besonders ins Auge: Der neue Cat 390. Es ist die letzte von Caterpillar produzierte Maschine aus der D-Serie. „Wir setzen auf ausgereifte Maschinentechnik“, so Benno Plannerer, der die Projektleitung auf der Baustelle verantwortet. Es ist nicht die einzige Anforderung, die das Unternehmen an seinen Baumaschinenlieferanten, die Zeppelin Niederlassung Erlangen und ihren leitenden Verkaufsrepräsentanten Gerhard Hamsch, richtet. Benno und sein Bruder Stephan Plannerer, der als Geschäftsführer den Betrieb leitet, haben konkrete Vorstellungen, wie ihr leistungsstärkster Bagger beschaffen sein muss: Sie wählten einen Monoblockausleger mit längerem Stiel und Ausleger gegenüber der ME-Version. Denn damit bekommen sie zum einen eine maximale Reichweite von 14,7 Metern, wenn die Baumaschine mit einer Schere arbeitet. Zum anderen bringt es der Bagger auf 276 Kilonewton Reiß- und 363 Kilonewton Losbrechkräfte, die nötig sind, die schweren Betonklötze aus dem Fundament zu reißen. Dabei werden die Fundamente umgedreht, sodass sie dadurch labiler und somit leichter zu meißeln sind. „Wir haben dank dem Cat 390DL ein viel saubereres Baufeld, denn die Baumaschine entnimmt die einzelnen Fundamente und legt sie an einen zentralen Platz. Erst dann beginnt die weitere Aufbereitung, die sicherstellt, dass keine Vermischung des sauberen Materials, sprich Sand, stattfindet“, erklärt Stephan Plannerer. Was auf den neuen Bagger und das Unternehmen an Arbeit zukommt, lässt sich anhand konkreter Zahlen ablesen: In Summe müssen 90 000 Kubikmeter Aushub beseitigt werden, der sich überwiegend aus Sand und Lehm zusammensetzt. Es geht um 200 000 Kubikmeter umbauten Raum und um bis zu 50 000 Kubikmeter Bauschutt, an erster Stelle Stahlbeton, gefolgt von Mauerwerk. Dieser soll – wo es möglich ist – dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden.
Sorgfältiges Arbeiten beim Rückbau
von Gebäuden ist Grundvoraussetzung für eine gute Qualität der RC-Gesteinskörnung. Bereits beim Abbruch auf der Baustelle entscheidet sich die Qualität des Recyclingmaterials, so der Geschäftsführer. Es macht den großen Unterschied aus, ob man ein Fundament im Ganzen mit dem Cat Bagger 390DL in der Baugrube oder auf sauberen Untergrund zerkleinert. „Denn dann vermischt sich das Recyclingmaterial mit anderen unerwünschten Fremd- und Störstoffen und das sind die kleinen Feinheiten, die aber ausschlaggebend für das Gesamtergebnis sind und dieses beeinträchtigen können“, so Stephan Plannerer. Nicht nur der Cat 390DL hat viel Arbeit vor sich, sondern auch ein neues Werkzeug muss auf der Baustelle seine erste größere Bewährungsprobe bestehen: Die neue Original Cat Abbruchschere MP 324 mit Abbruchbacken, die angebracht am Cat 325D den harten Beton schneiden und brechen sowie Konstruktionen mit mittelstarker Bewehrung und Bewehrungsstahl zerkleinern soll. Das Anbaugerät soll zeigen, was es verspricht: kurze Taktzeiten. Neu ist: Die Backen bieten eine große Maulweite, um mehr Material auf einmal bewältigen zu können. Das kommt dem Unternehmen nur entgegen. Denn Baumasse ist auf dem ehemaligen Krügel-Areal genug vorhanden, die separiert werden muss.
Bild 1: Benno Plannerer (rechts), Projektleiter, und sein Bruder Stephan Plannerer (links), Geschäftsführer, hatten konkrete Vorstellungen, wie ihr Bagger beschaffen sein muss, den sie bei Stephan Bothen (Mitte), Zeppelin Niederlassungsleiter, Gerhard Hamsch (Zweiter von rechts), Zeppelin Verkaufsrepräsentant, und Maximilian Wunder (Zweiter von links), Zeppelin Serviceberater, in Auftrag gaben.
Bild 2: Es macht den großen Unterschied aus, ob man ein Fundament im Ganzen mit dem Cat Bagger 390DL in der Baugrube oder auf sauberem Untergrund zerkleinert.
Bild 3: Der Bagger bringt es auf 276 Kilonewton Reiß- und 363 Kilonewton Losbrechkräfte, die nötig sind, die schweren Betonklötze aus dem Fundament zu reißen
Bild 4: Es geht um 50 000 Kubikmeter Bauschutt, an erster Stelle Stahlbeton, der dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden soll.
Quelle: Foto: Caterpillar/Zeppelin