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Ergebnisse der VDI-MEG Mitgliederbefragung zum Thema Future Farming

Prof. Dr.-Ing. Peter Pickel

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Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft (VDI-MEG) Agrartechnik, Deputy Director John Deere European Technology Innovation Center

Statement zum VDI-Pressegespräch „Future Farming – unterwegs auf dem digitalen Feld“ im Rahmen der 73. Internationalen Tagung LAND.TECHNIK-AgEng

Pflanzen, Tiere und Böden, damit beschäftigt sich die Landwirtschaft. Sie sind – der Boden eingeschränkt – von biologischer Natur. Daran ändert auch die fortschreitende Digitalisierung nichts. Einem großen Wandel unterliegt hingegen die landwirtschaftliche Produktion.

Der Vorstand des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-MEG) hat mithilfe einer Umfrage in Erfahrung gebracht, wie die Mitglieder des Fachbereichs den als Future Farming bezeichneten Prozess einschätzen und bewerten. Teilgenommen haben 170 Personen, was in etwa zehn Prozent der angeschriebenen VDI-MEG-Mitglieder entspricht.

Grundsätzlich stehen die Befragten dem Zusammenwachsen von virtueller und realer Welt im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion positiv gegenüber. 87 Prozent sehen darin eine Chance für ein effizienteres und kostengünstigeres Wirtschaften. Dass dieser Prozess zusätzlich eine Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Landwirtschaft erwirkt, sehen lediglich elf Prozent der Befragten. 48 Prozent erwarten hingegen eher keine Imageverbesserung in der Bevölkerung durch Future Farming. Dass die deutsche Landmaschinenindustrie ein wichtiger Treiber der Digitalisierung der Landwirtschaft ist, bejahen 73 Prozent der Befragten.

Ein erstes Zwischenfazit der Umfrage lautet an dieser Stelle: Eine durch Technik und Vernetzung präziser und umweltfreundlicher arbeitende Landwirtschaft führt nicht automatisch zu einer positiveren Sichtweise der Öffentlichkeit auf die Branche. Daher sind Vereine und Verbände wie die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und der VDI weiterhin in der Pflicht, in ihren Kommunikationsmaßnahmen auf die positiven Entwicklungen durch Future Farming mit fundierten Argumentationen hinzuweisen.

Weiterhin hatte die Befragung die Intention, die Einschätzung der VDI-MEG-Mitglieder bezüglich technischer Entwicklungen in der Landwirtschaft in zehn Jahren zu erheben. Den größten Vertrauensvorschuss erhält der Einsatz von Feldrobotern. 74 Prozent sehen diese Technik in der landwirtschaftlichen Praxis zukünftig im Einsatz. Nur leicht zurückhaltender sind die Antwortenden beim Thema sensorische Einzelpflanzenerkennung (z.B. Mais, Zuckerrüben). 70 Prozent gehen davon aus, dass eine individuelle Versorgung der Einzelpflanze mit Nährstoffen erfolgen kann. Eine wirksame und ökonomisch sinnvolle Bekämpfung von Unkräutern ohne Herbizideinsatz auf Grundlage sensorischer Unkrauterkennung sehen 64 Prozent als realistische Option in 10 Jahren an.

Zurückhaltender sind die Befragten mit ihrer Einschätzung gegenüber Elektromobilität (elektrische Speicher) bei Traktoren und dem Einsatz autonomer (fahrerloser) Landmaschinen. Jeweils 43 Prozent räumen diesen Technologien eine Chance für den Einsatz in einem Jahrzehnt ein. Nur 14 Prozent denken, dass eine effiziente Nutzung von elektrischen Speichern bei Traktoren eine sichere Anwendungsoption sein wird. Beim autonomen (fahrerlosen) Fahren von Landmaschinen glauben sogar nur 10 Prozent, dass diese Entwicklung in 10 Jahren auf unseren Feldern zu sehen ist. Wesentlich optimistischer sind die Befragten, dass elektrische Antriebstechnik ein wesentlicher Bestandteil von Traktoren und Landmaschinen sein wird. Eine Mehrheit von 60 Prozent spricht sich dafür aus.

Im letzten Teil der Umfrage konnten die Mitglieder einen freien Text zu den Herausforderungen von Future Farming und den Besonderheiten im Vergleich zu Industrie 4.0 formulieren. Ein Thema, das viele der Antwortenden bewegt, ist der Umgang mit Daten: von der Sinnhaftigkeit der Speicherung großer Datenmengen über die Schnittstellenproblematik bis hin zur Kompatibilität der Systeme. Zudem greifen viele Befragte das Thema Datensicherheit auf. Die Frage, die sich hier stellt: Wem gehören die erhobenen Daten und welche wirklich sinnvollen Informationen kann ich daraus für mich ableiten?

Einige Teilnehmer weisen zudem darauf hin, dass Entwicklungen auf dem Gebiet Future Farming vom Landwirt her gedacht werden sollten. Ihre Erfahrung, Kompetenz und Kreativität dürfe nicht gegen Algorithmen ausgespielt werden.

Beim Thema Future Farming und Industrie 4.0 sehen die Mitglieder viele Parallelen. Die Herausforderungen, die durch die zunehmende Digitalisierung in der Landwirtschaft entstehen, scheinen durch zusätzliche Einflüsse – Arbeit mit lebenden Organismen, Spezifika des Bodens und Witterungseinflüsse – eher größer als bei Industrie 4.0 zu sein.

Der VDI wird Future Farming mit seinen Experten sowohl in fachlicher Hinsicht als auch mit seiner Öffentlichkeitsarbeit begleiten.

Quelle: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.