20. November 2024, 12:50
Dieter Schnittjer, Vorstandsmitglied des Verbandes der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. (VDBUM) und Geschäftsführer der VDBUM Service GmbH, regt die Schaffung einer Weiterbildungskultur für Mitarbeiter:innen in Ministerien und Verwaltungen an, um mehr Praxisnähe zu erreichen.
Alle Beschlüsse der Politik werden je nach ihrem Gewicht in der Öffentlichkeit diskutiert und nehmen somit Einfluss auf die weiteren Vorschriften. Dies wäre nicht schlimm, wenn Verwaltungen die Neuregelungen mit Blick auf Praxisnähe umsetzten. Ich halte es daher für existenziell, dass die Verbände der Baubranche intervenieren und Lobbyarbeit im positiven Sinne machen, denn die Vertreter der Parlamente, Bundes- und Landesregierungen sowie deren Mitarbeitende können ihre Entscheidungen für die vielen Wirtschaftsbranchen selbstverständlich nur mit begrenztem Fachwissen treffen und manchen Sachverhalt nicht vollumfänglich beurteilen.
Eine Weiterbildungskultur wäre insofern wünschenswert. Wenn aber die Weiterbildung der Mitarbeiter:innen in Ministerien und Verwaltungen mit einem Budget von lediglich 150 bis 350 Euro jährlich angesetzt wird, dann kann es dort keine Weiterbildung geben, wie sie in den Unternehmen unserer Branche Standard ist. Wenn sich die digitalen und technischen Prozesse in den Unternehmen so weiterentwickeln, wie es aktuell der Fall ist, werden sich die Kompetenzen zunehmend verschieben und die Verwaltungen weiter abgehängt. Nur über Halbwissen Ausschreibungen zu erstellen bzw. Angebote aus der Baubranche zu beurteilen, reicht nicht aus. Immer mehr Verwaltungsfachleute, die sich auf ihre Erfahrung verlassen können, gehen in den Ruhestand. Junge, zielstrebige Verwaltungsangestellte wechseln in diese Amtsbereiche, können aber den Erfahrungswert nicht auszugleichen. Dieser Zustand muss dringend geändert werden.
Warum sind etwa die Fachmessen kein Pflichtprogramm für die Verwaltung? Warum sollten nicht unterschiedliche Hersteller pro Produkt oder Dienstleistung auf einer Messe besucht werden müssen, um dem Vorwurf der Beeinflussung aus dem Weg zu gehen? In der freien Wirtschaft wären Unternehmen in Schieflage, wenn sie sich nicht mit dem „Stand der Technik“ entwickelten. Der volkswirtschaftliche Schaden ist bereits heute sehr groß. Wie soll sich diese Situation in den nächsten Jahren mit steigendem Fach- und Arbeitskräftemangel verbessern?
Ich möchte gern eine Lanze für diejenigen brechen, die sich als Verwaltungsmitarbeitende oder Abgeordnete auf der IFAT, der GaLaBau, der NordBau informiert haben oder planen, 2025 die bauma oder die RATL zu besuchen. Leider sind es noch zu wenige, um flächendeckend die Ausschreibungsqualitäten und Beurteilungen von Bau- und Recyclingangeboten umfassend beurteilen zu können.
Unsere Verbandsarbeit im VDBUM wird auch zukünftig fachpolitisch Einfluss nehmen und sich mit viel Kompetenz und Leidenschaft für eine praxisnahe Anwendung einsetzen.
Quelle: VDBUM