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Hartwig Finger, Vorstand der Cramo AG, im Interview mit LECTURA press

Herr Finger, Sie sind seit kurzem Vorstand der Cramo AG. Wie sieht ihr bisheriger Werdegang aus?

Den längsten Teil meines beruflichen Werdegangs habe ich nach der Ausbildung in der Bauindustrie verbracht. Ich meine damit nicht das klassische Bausegment, sondern vielmehr den Bau-Servicebereich. Damit ist alles gemeint, was rund um die Immobilie abläuft, z.B. der Wartungs- und Dienstleistungsservice und die Erhaltung, sowie speziell Schadensereignisse wie Brand- oder Wasserschäden. An dieser Stelle spielt natürlich auch die Klimatisierung von Gebäudekomplexen eine Rolle. Das sind die Segmente, die wir hauptsächlich bedient haben. Zum Teil erstrecken sich meine Aufgabenbereiche bis hin zum Segment der technischen Gebäudeausstattung. Hier konnte ich praktisch alle Bereiche, die auf einer Baustelle vorkommen, kennenlernen – alles außer den Bereich Tiefbau.

Wie ist die Positionierung der Cramo AG am Markt?

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Die Cramo AG tritt als Gesamtdienstleister im Bereich Baumaschinenvermietung auf. Unser Produktportfolio umfasst nahezu alle Geräte, die am Markt verfügbar sind und auf den verschiedensten Baustellen benötigt werden. Angefangen mit dem großen Kettenbagger, bis hin zur handgeführten Maschine. Im Endeffekt sind wir in der Lage jede Maschine zu liefern, die der Kunde bei uns anfragt. Wir stehen hier jedoch deutlich in einer Reihe mit vielen anderen Vermietern der Branche. Ich denke aber, dass Konkurrenz gesund ist, das Geschäft stärkt und die stetige Weiterentwicklung fördert.

Welchen Weg möchten Sie nun mit Cramo gehen?

Im Prinzip darauf aufbauen, dass wir Anfang des Jahres die KBS gekauft haben. KBS ist eine Baulogistikfirma und macht alles rund um die Infrastruktur auf einer Baustelle. Bei der Ausstattung mit Baustellenzäunen, Baustelleneinrichtung, Zugangskontrolle, Gestellung der Büro- und Aufenthaltscontainer, der Miete von Baustrom und sämtlichen anderen Logistikdienstleistungen ist KBS der richtige Ansprechpartner. Auch um logistische Dienstleistungen, die innerhalb der Baustelle anfallen und die Müllentsorgung, kümmert sich KBS. Uns war es wichtig, dass wir mit KBS einen Dienstleister direkt auf der Baustelle und in unserem Unternehmensverbund haben, der Türen öffnen kann und uns als Partner attraktiver macht. Für Unternehmen, die ein Projekt planen, das sie nicht alleine stemmen können. Schauen Sie sich HochTief und Strabag an. Diese Unternehmen haben natürlich Planungserfahrung, sie haben eine eigene Logistikabteilung, eine eigene Disposition. Für diese bleiben wir natürlich weiterhin der Partner für die Bestellung von Produkten in den Bereichen der Überkapazitäten. Das ist nicht das Problem. Sie werden wir auch weiterhin bedienen. Es gibt da eben ganz viele kleine Unternehmen, die das alles nicht haben, die die Produkte nicht mit anbieten können. Für die wollen wir der Partner ihrer Wahl werden, der den ganzen Lebenszyklus der Baustelle begleitet – der quasi nicht erst dann kommt, wenn der Bagger benötigt wird oder die Hebebühne. Nein – wir sind von Anfang da bei der Baustelleneinrichtung. Wir helfen ihm in der Planungsphase und können ihm im Idealfall auch noch Zeitersparnisse gewährleisten, weil wir Produkte schon dann auf die Baustelle liefern, wenn wir wissen: ”Nächste Woche ist die Baugrube fertig, dann werden andere Produkte benötigt, als die, die jetzt vor Ort stehen.” Das heißt, wir können dadurch die Logistik besser abstimmen und der Partner der Wahl werden. Wir bei Cramo sehen uns an dieser Stelle als Fullservice-Partner für den Mittelstand.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Branche in Bezug auf die “Digitale Baustelle” und auf Ihre Branche zukommen?

Ich denke, dass unser vorderstes Anliegen sein sollte, den Vermietprozess zu vereinfachen. Wie ich bereits erwähnt habe, möchten wir als Fullservice-Partner gesehen werden und den Ablauf des klassischen Mietprozesses einfacher gestalten. Im Prinzip ist der Ablauf wie folgt: Der Kunde schickt eine Anfrage für einen 20t-Bagger und möchte zudem den Lieferzeitpunkt wissen. Er muss in der Lage sein, in Echtzeit diese Informationen zu bekommen. In diesem Bereich sind wir bereits einige Schritte weitergekommen und im Großen und Ganzen sind wir hier jedoch auf einem guten Weg. Durch die neue Software können wir uns europaweit gut aufstellen. Ich sehe erhebliche Potenziale auf dem schwedischen und finnischen Markt. Als Cramo haben wir in diesen Ländern eine marktführende Stellung, was natürlich die Erwartungen und Anforderungen erheblich steigert und von denen in Mitteleuropa unterscheidet. Wir müssen hier in Deutschland nicht in die Rolle des Vorreiters springen, was die Aufgabe, ein digitales Produkt auf dem Markt zu etablieren, erheblich vereinfacht. Ich denke, dass die Annahme von digitalen Lösungen und Dienstleistungen gerade im deutschen Bausektor nur schleppend vorangeht. Besonders kleinere Unternehmen sehen diese Technologien eher als Hindernis als eine Arbeitserleichterung an. Wir müssen vorsichtig sein und den tatsächlichen Nutzen der Produkte ausreichend betonen. Dem Kunden muss im Gespräch aufgezeigt werden, dass sein Arbeitsablauf vereinfacht und zudem schneller und effizienter abgewickelt wird. Ich denke, dass hier der entscheidende Unterschied zu den skandinavischen Ländern liegt. Dort läuft es so ab: Sie sehen die Veränderung zur Digitalisierung als absoluten Standard an. Sie wollen die Veränderung und sagen klar, sie brauchen die Veränderung. Zum Schluss möchte ich jedoch betonen, dass auch die deutsche Bauindustrie die Digitalisierung und ihre Produkte benötigt und nicht einfach ignorieren kann. Wir als Dienstleister haben die Aufgabe dem Kunden den tatsächlichen Nutzen zu verdeutlichen und diese Herausforderung nehmen wir an.

Das ist ein gutes Stichwort. Wie weit nehmen Sie Ihre Kunden an die Hand, damit sie mit diesen Gegebenheiten auch umgehen können?

Da kommt das Thema Cramo School zum Tragen. Wir bieten auch Schulungen für unsere Kunden an und das sehr individuell. Im Moment stark fokussiert auf die IPAF-Schulung, also auf die Nutzung von Hebebühnen. Die Basis dafür ist aber, auch weitere Produkte in der Cramo School aufgreifen zu können, um unsere Kunden dann entsprechend an die Hand zu nehmen, wenn der Bedarf da ist. Die Basis entsteht dadurch, dass man sich mit einer solchen Ausbildungs-Akademie und den Erfahrungen, die man damit sammelt, wunderbar vorbereitet, um dann hinterher das Portfolio zu erweitern – gerade für solch digitale Themen.

Quelle: LECTURA GmbH Verlag

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