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Karsten Elles, Business Development Manager von Komatsu Europe International N.V. im Interview mit LECTURA Press

Im letzten Jahr präsentierte sich Komatsu auf der CeBit mit dem PC210 LCi-11 mit intelligenter Maschinenkontrolle. Es sollte das vorgestellt werden, was in Japan bereits Praxis ist. Wie werden diese Maschinen in Europa angenommen?

Die intelligente Maschine als Bagger (PC210LCI-11) oder Raupe (D37PXi-24, D51PXi-24, D61PXi-24, D65PXi-18, D85PXi-18 und D155AXi-8) wird von unseren europäischen Kunden sehr gut angenommen. Wir haben über 600 derartiger Maschinen bereits im Einsatz in mehreren europäischen Ländern. Wir stellen in den letzten Jahren vermehrt fest, dass sich immer mehr Bauunternehmen auf den Einsatz von intelligenten Maschinen einstellen. Das ist ein Prozess, in dem jedes Unternehmen seine Mitarbeiter individuell und entsprechend schulen muss. Auf lange Sicht verstehen unsere Kunden zunehmend den immensen Mehrwert, den der Einsatz einer “intelligenten” Maschine mit sich bringen kann.

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Stichwort “digitales Bauen”: Komatsu gilt in Japan als einer der Vorreiter. Warum ist dieses Thema auch in Europa aktuell?

Wir müssen hier eine klare Linie zwischen den intelligenten Maschinen und dem digitalen Bauen ziehen. Das digitale Bauen ist in Europa ein völlig anderes Thema als in Japan. Wir leben in einer industriell geprägten Gegend, die Japan ähnelt und uns betrifft ebenso der demografische Wandel. So mussten wir beispielsweise 2017 feststellen, dass sich unter den Top 10 der akademischen Engpassberufe in Deutschland, bereits drei Bauberufe finden - der Tiefbauingenieur, der Straßen- und Asphaltbauingenieur und der Vermessungsingenieur. Eine äußerst besorgniserregende Entwicklung. Zudem sehe ich bei der allgemeinen Produktivität vieler europäischer Baufirmen noch erhebliches Potential. Beobachtet man zudem noch die nicht ausreichenden Investitionen gemäß Bundesverkehrswegeplan in Deutschland, dann zeichnet sich ein sehr bedenkliches Bild. In den Behörden fehlen Fachkräfte. So können weniger neue Projekte entstehen, betreut werden und vorgesehene Gelder nicht entsprechend verwaltet werden. Meiner Meinung nach, kann die logische Konsequenz hieraus, das effiziente, “intelligente” Bauen sein. Angestoßen durch noch ernstere Zustände in Japan, hat Komatsu im Jahr 2015 das Projekt “Smart Construction” ausgerufen. In Japan besteht ein Großteil der Bauunternehmen aus ca. 10 oder weniger Mitarbeitern. Um effizienter zu arbeiten muss diesen Unternehmen bei der Umsetzung des digitalen Bauens geholfen werden. Mit Komatsu Smart Construction haben sie die Möglichkeit, den gesamten Baustellen Prozess zu digitalisieren - von der Vermessung bis zur Bauplanung können alle Prozesse digital umgesetzt werden.

Die Komatsu Lösung „Smart Construction“ ist eine Sammlung von Software APPs, die eine offene Plattform namens „Landlog“ umgibt. Diese verschiedenen APPs unterstützen das Bauunternehmen in allen Abschnitten des Bauprozesses – Bauablaufplanung, Maschinendisposition, Überwachung des Leistungsstandes und Endabwicklung. Als Ganzes befeuert diese Lösung eine echte digitale Transformation in der Erdbewegung.

Wie kann dieser Wandel auch in Europa angestoßen werden?

Der zentrale Anstoß kam in Japan von der japanischen Regierung, die digitale Konzepte als Lösung von Problemen, die durch fehlende Fachkräfte hervorgerufen werden, tatkräftig unterstützt. In Japan war Komatsu “Smart Construction” so erfolgreich, dass mittlerweile tausende von Baustellen auf diese Weise abgewickelt werden konnten. Im Jahr 2016 erklärte die japanische Regierung intelligentes Bauen verbindlich für Bauvorhaben, die eine bestimmte Größe nicht unterschreiten. An diesem Punkt sind wir in Europa leider noch nicht angelangt. Es wird auch keine 1:1 Übernahme der japanischen Konzepte in Europa geben. Tatsächlich gibt es in Deutschland seit einiger Zeit eine offizielle Verpflichtung zu der Nutzung und Integration von Building Information Modeling. Bis zum Jahr 2020 sollen alle innerdeutschen Infrastrukturprojekte digital abgefertigt werden. Konkret spreche ich hier den Stufenplan zur Einführung von Building Information Modeling (BIM), bei der Planung und Realisierung von Verkehrsprojekten an. BIM sieht die digitale Planung und Erstellung einer synchronisierten Datenbasis vor, wobei alle Abläufe und Teilbereiche verbunden werden und alle Projektbeteiligten einen Zugriff hierauf haben - Im Fokus steht vollständige Transparenz. Das modellbasierte Bauen ist bei Firmen, die 3D gesteuerte Baumaschinen benutzen schon lange angekommen. Die verwendeten Geländemodelle werden jedoch von der Baufirma selbst erzeugt. Es sollte jedoch so sein, dass ein Projekt ausgeschrieben wird, es werden Modelle zur Verfügung gestellt und der Unternehmer bietet darauf. Der Stufenplan jedoch lässt offen, von wem genau diese digitalen Modelle geliefert werden. Ich denke zudem, dass Unternehmen von der Politik dazu angehalten werden müssen, wirtschaftlich und treibstoffeffizient mit Hilfe von hybriden oder intelligenten Maschinen zu arbeiten.

Mit Blick auf die kommenden Messen bereiten wir wieder einen interessanten Auftritt auf der nächsten bauma 2019 in München vor. Wir sind dieses Mal in der neuen Halle C6 im südlichen Bereich und haben direkt vor der Halle C6 im Außengelände wieder eine große Fläche. Ganz sicher wird eines der Themen von Komatsu auf der bauma „Smart Construction“ heißen. Man darf also gespannt sein, was dort gezeigt wird.

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Quelle: LECTURA GmbH Verlag

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