26. September 2024, 16:01
In einer Welt, wo Nachhaltigkeit nicht mehr optional, sondern unverzichtbar ist, hat die European Rental Association (ERA) ein bahnbrechendes Instrument eingeführt, das Vermietungsunternehmen helfen soll, ihre Kohlenstoffemissionen genau zu messen und zu melden. Die ERA Carbon Reporting Guidance (CRG) bietet eine einheitliche Methodik, die es Unternehmen jeder Größe ermöglicht, ihren CO2-Fußabdruck genau zu berechnen. In einem Interview mit LECTURA Press erläutert Tomáš Babický, European Affairs Manager von ERA, wie dieser Standard die Branche verändern wird, indem er für Transparenz und Konsistenz sorgt, insbesondere bei der Berücksichtigung der Komplexität von Scope 1, 2 und 3 Emissionen.
Patrik Eder: Können Sie die ERA Carbon Reporting Guidance (CRG) kurz vorstellen und erläutern, für wen sie geeignet ist?
Tomáš Babický: Die ERA Carbon Reporting Guidance ist ein praktisches Dokument, das von der European Rental Association veröffentlicht wurde und Vermietungsunternehmen dabei hilft, ihre Kohlenstoffemissionen in einer Weise zu berechnen, die in der gesamten Vermietungsbranche durch diesen Leitfaden harmonisiert ist. Er kann von jedem Unternehmen jeder Größe verwendet werden, das energieverbrauchende Geräte vermietet.
PE: Wie wird sich die ERA CRG Ihrer Meinung nach auf die Vermietungsbranche auswirken, sowohl innerhalb Europas als auch in Bezug auf Scope 1, 2 und 3 Emissionen?
TB: Der ERA-Leitfaden wird es Vermietungsunternehmen ermöglichen, den Stakeholdern korrekt und konsistent über alle Kategorien von Kohlenstoffäquivalent-Emissionen zu berichten, wie sie im GHG-Protokoll allgemein definiert sind. Mit diesem Leitfaden verfügt die Vermietungsbranche nun über einen freiwilligen Standard für diese Art der nichtfinanziellen Berichterstattung. Er wird als Referenz und Grundlage für die Schaffung gleicher Bedingungen für die Berichterstattung über Emissionen dienen.
Insbesondere die Scope-3-Emissionen sind im GHG-Protokoll sehr weit gefasst. Da sie den größten Teil des gesamten Kohlenstoff-Fußabdrucks ausmachen, war es von entscheidender Bedeutung, alle Vermietungsaktivitäten und ihre entsprechende Scope-3-Kategorie im Detail zu definieren. In Europa sind große Unternehmen inzwischen durch Verordnungen wie die CSRD gesetzlich verpflichtet, über ihre Emissionen zu berichten, aber auch in anderen Teilen der Welt verlangen große Kunden von ihren Lieferanten, einschließlich Vermietungsunternehmen, zunehmend Transparenz über ihren Kohlenstoff-Fußabdruck.
Der ERA-Leitfaden für die Kohlenstoffberichterstattung wird Vermietungsunternehmen überall auf der Welt ein Instrument an die Hand geben, um solchen Forderungen nachzukommen.
PE: Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung der ERA CRG, da es derzeit keine einheitliche Methode zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Verleihunternehmen gibt?
TB: Der ERA-Leitfaden legt eine solche einheitliche Methodik fest und besteht aus schrittweisen Anleitungen und Formeln zur genauen Ermittlung des Kohlenstoff-Fußabdrucks eines Unternehmens. Deshalb sollte es für jedes Unternehmen einfach sein, den Leitfaden zu nutzen und darin brauchbare Ratschläge zu finden.
PE: Wie sehen Sie die Übereinstimmung der ERA CRG mit der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen und was sind die Auswirkungen für größere und kleinere Vermietungsunternehmen?
TB: Die CSRD-Richtlinie verpflichtet große Unternehmen (in der EU sind das Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern), jährlich über ihre nichtfinanziellen Leistungsindikatoren zu berichten. Dazu gehört auch der ökologische Fußabdruck in Form der Kohlenstoffäquivalent-Emissionen. Der Leitfaden zur Kohlenstoffberichterstattung ist eines der Instrumente, die die ERA entwickelt, um Vermietungsunternehmen bei der Erfüllung der CSRD-Anforderungen zu unterstützen.
Kleine und mittlere Unternehmen fallen nicht direkt in den Geltungsbereich der CSRD, so dass sie nicht verpflichtet sind, öffentlich Bericht zu erstatten; sie könnten jedoch ebenfalls betroffen sein, insbesondere wenn sie große Kunden beliefern, die selbst über den Kohlenstoffausstoß berichten müssen und Informationen von ihren Lieferanten benötigen, um ihre eigenen Kohlenstoffberichte zu erstellen.
PE: Welche Bedeutung hat die ERA-Benchmark-Datenbank für die Sicherstellung einer genauen Kohlenstoffberichterstattung, und wie können Vermietungsunternehmen diese Ressource am besten nutzen?
TB: Die Datenbank der Ausrüstungswerte, die integraler Bestandteil des Leitfadens ist, ist die erste Sammlung von Benchmarks in der Branche zu wichtigen Ausrüstungsvariablen, wie dem durchschnittlichen Energieverbrauch pro Gerät oder der Nutzung der Maschine an einem typischen Vermietungstag. Die Festlegung dieser Branchen-Benchmarks war unerlässlich, um den Kohlenstoff-Fußabdruck genau und fair zu berechnen.
Selbst sehr geringe Abweichungen dieser Werte bei häufig gemieteten Geräten wie Minibaggern haben enorme Auswirkungen auf die gesamten Scope-3-Emissionen eines Vermietungsunternehmens. Scope 3 (Emissionen, die von Mietkunden während des Betriebs der Maschinen erzeugt werden) macht in der Regel den größten Teil der Emissionen im Mietsektor aus. Diese Benchmarks werden dafür sorgen, dass alle Akteure in der Branche faire und solide Zahlen für die Berechnung ihrer Kohlenstoffberichte verwenden.
PE: Welche Strategien würden Sie empfehlen, um sicherzustellen, dass Vermietungsunternehmen unterschiedlicher Größe und Erfahrung mit der Kohlenstoffbuchhaltung ihre Emissionen konsistent und vergleichbar melden können, wie es die ERA-Richtlinien vorsehen?
TB: Die ERA Carbon Reporting Guidance wird in einer Zeit veröffentlicht, in der sich viele Unternehmen weltweit zu bestimmten Klimazielen verpflichten. Und Sie können sich nur dann zur Reduzierung Ihrer Emissionen verpflichten, wenn Sie wissen, wie Sie diese messen können. Die Anpassung an die Methodik des ERA-Leitfadens ist nur ein Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung.
Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie ein kleines oder großes Unternehmen sind oder ob Sie bereits Dekarbonisierungsbemühungen unternommen haben. Korrekte Messungen und Berichte sind die Voraussetzung dafür, dass Sie wissen, wo und wie Sie Ihren Fußabdruck verringern können.
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Quelle: LECTURA GmbH