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Moderner Pflanzenschutz wird digital

  • Hohe landwirtschaftliche Erträge sind zukünftig nur mit modernem und damit auch chemischem Pflanzenschutz möglich

  • VDI-Umfrage: Digitalisierung und verbesserte Sensorik treiben die Technikentwicklung im Pflanzenschutz voran

Moderner und damit auch chemischer Pflanzenschutz trägt dazu bei, Kulturpflanzen gesund zu erhalten und hohe Erträge zu sichern. Eine befriedigende Qualität und Quantität der landwirtschaftlichen Produktion ist zukünftig nur mit modernem Pflanzenschutz möglich. Dies geht aus der aktuellen Mitgliederumfrage des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-MEG) hervor, deren Ergebnisse im Rahmen der Tagung Land.Technik 2016 vorgestellt wurden.

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Ein weiteres Fazit: Die Landtechnik im Pflanzenschutz wird zunehmend digitaler. „Digitalisierung und verbesserte Sensorik werden die Technikentwicklung im Pflanzenschutz vorantreiben“, fasst Prof. Dr. Peter Pickel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik und Deputy Director des John Deere European Technology Innovation Center, die Ergebnisse der Umfrage zusammen. „Ob in zehn Jahren autonome Feldroboter mit klassischen Pflanzenschutzspritzen konkurrieren, darüber sind sich die MEG-Mitglieder noch uneinig“, so Pickel. Immerhin meinen 30 Prozent, dass der chemische Pflanzenschutz tendenziell ein Auslaufmodell ist. Allerdings tendieren nur 9 Prozent der Befragten dazu, dass chemischer Pflanzenschutz in einem Jahrzehnt generell verboten sein wird.

Während Verbraucher besorgt sind über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln, stehen die befragten VDI-Mitglieder dem positiver gegenüber. 59 Prozent sind davon überzeugt, dass bei korrekter Anwendung der moderne Pflanzenschutz für Mensch und Umwelt nicht schädlich ist. „Weltweit gehen jedes Jahr 20-40 Prozent der Ernten durch konkurrierende Unkräuter, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten verloren“, sagt Dr. Doris Ahlers vom Ausschuss der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft für Pflanzenschutz „Ohne Schutzmittel fiele die Zahl doppelt so hoch aus.“ Fungizide seien laut Ahlers daher erforderlich, denn sie reduzieren die natürliche Pilz-Belastung von Nutzpflanzen erheblich.

Wie der Pflanzenschutz in zehn Jahren aussehen könnte, erfragte die VDI-MEG ebenfalls von ihren Mitgliedern. Zukünftig wird es in bestimmten Kulturen möglich sein, Unkräuter sensorisch zu erkennen und ökonomisch zu bekämpfen – ganz ohne Herbizid-Einsatz. Eine Mehrheit (66 Prozent) favorisiert dabei mechanische Verfahren der Unkrautbekämpfung, 37 Prozent schreiben thermischen Verfahren eine praktische Bedeutung zu. Optimistisch sind die Befragten auch gegenüber der sensorischen Erkennung von Pilzkrankheiten. Sie werden erkannt und gezielt im Pflanzenbestand bekämpft (85 Prozent Zustimmung).

Innovationen für nachhaltige Landwirtschaft notwendig

Das zunehmende Bevölkerungswachstum erfordert höhere Erträge pro Flächeneinheit. Gleichzeitig werden Ackerflächen geringer. „Innovationen und Nachhaltigkeit müssen Hand in Hand gehen, damit Verbraucher und Umwelt gleichermaßen profitieren“, erklärt Heinz Breuer, Leiter Kommunikation, Nachhaltigkeit und Food Chain, bei der Bayer CropScience Deutschland GmbH. Es gehe nicht nur um gesteigerte Erträge und verbesserte Effizienz, sondern um den Schutz der Umwelt und die Förderung der Biodiversität.

Die deutsche Landwirtschaft stellt sich der Herausforderung mit gut ausgebildeten Landwirten und Betriebsmitteln. Dennoch importiere Deutschland immer noch Agrar-Erzeugnisse aus Drittländern und verbraucht auf deren Kosten Landflächen. Für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft seien Innovationen wie moderne Pflanzenschutzmittel entscheidend, so Breuer.

Deutsche Landtechnik ist innovativ

Gerade die deutsche Landtechnik gehört zu den innovativsten Branchen was Technik betrifft. Wie weit die Technik bereits vorangetrieben ist, erläutert Dr. Jens Karl Wegener, Leiter des Instituts für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz am Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Während das Ziel der vergangenen Dekaden darin bestand, Pflanzenschutzmittel möglichst gleichmäßig über die gesamte Zielfläche zu verteilen, geht es nun um teilflächenspezifischen Pflanzenschutz. „Aktuelle Geräte unterstützen Anwender in vielen Bereichen durch technische Assistenz, Vernetzung und Sensortechnik. Sie können so Pflanzenschutzmittel einsparen, gezielter applizieren und Anwendungsbestimmungen automatisch einhalten. Die Technik kann also bereits eine Menge leisten“, fasst Wegener zusammen, aber Gutes lasse sich weiter verbessern. Denn auch die beste Technik nützt am Ende niemanden, wenn Anwender damit überfordert sind oder sie nicht verwenden. Wegener fordert daher, die Beratung, Kontrolle und Ausbildung wieder weiter auszubauen.

Quelle: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.