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Nassabbau verlangt nach Sonderkonstruktion

Schulauer Hafen in Wedel wird mithilfe eines Cat Pontonbaggers 349E L revitalisiert

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WEDEL (SR). Nach seinem Umbau soll er in Ost-West-Richtung um 25 Meter breiter und in Nord-Süd-Richtung um 70 Meter kürzer sein: der Schulauer Hafen in Wedel an der Elbe im Kreis Pinneberg. Die Stadt will bis 2015 einen Teil des Hafenbeckens verfüllen, um so eine Flaniermeile am Wasser zu schaffen. Dafür rückten diverse Bagger an, die sich vom Land aus an die Arbeit machten. Vom Wasser aus ging ein Cat Kettenbagger 349E L mit extra langem Ausleger von einem Ponton ans Werk. Er soll für die Eggers Umwelttechnik den Nassaushub bewerkstelligen

Während andere Baggerfahrer zur Arbeit per Auto, Fahrrad oder Motorrad kommen, muss Heiko Everlin den Weg über das Wasser nehmen. Der Maschinist von Eggers Umwelttechnik erreicht den Cat Kettenbagger 349E L nur via Boot. Schließlich steht er fest auf einem Ponton, um vom Wasser aus den Aushub für den Umbau des Hafens voranzutreiben. Taucher kontrollieren den Fortschritt der Arbeiten unter Wasser. Heiko Everlin wiederum arbeitet sich mithilfe der GPS-Steuerung Stück für Stück vor. Sensoren sind am schwenkbaren Grabenräumlöffel, Stiel, Baggerarm und Oberwagen angebracht. Das Kontergewicht des Baggers ist mit zwei GPS/Glonass-Antennen ausgerüstet, welche die Positionsdaten empfangen. Dem Baggerfahrer wird via Display in der Kabine angezeigt, welche Bereiche er bereits ausgebaggert hat und wo er noch nacharbeiten muss.

Zum Part der Eggers Umwelttechnik gehört der komplette Aushub an Land in Höhe von 30 000 Kubikmetern inklusive dem Bodenaushub von Sand und Schlick unter Wasser in Höhe von 15 000 Kubikmetern. In Teilbereichen ist nicht tragfähiger und zudem kontaminierter Boden, insbesondere Schlick, vorhanden, der fachgerecht aufzunehmen und auf einer Deponie in Finkenwerder zu entsorgen ist. Der Aushub wird dabei zum Teil per Lkw über Land, aber auch über die Elbe per Klappschuten abgefahren. Diese befördern ihn nach Sankt Margarethen, acht Kilometer östlich von Brunsbüttel, wo er verklappt wird.

Darüber hinaus übernimmt Eggers Umwelttechnik den Einbau von 50 000 Kubikmetern Sand und muss rund 10 000 Quadratmeter Böschung neu herstellen. Auch die Böschungskante gilt es zu erneuern und mit Wasserbausteinen zu sichern. Das Deckwerk muss teilweise verklammert werden, um es wasserseitig vor den Wellen und den Strömungen zu schützen. Die vorhandene Kaianlage wird mit Betonfertigteilen neu verkleidet.

Eggers Umwelttechnik wird zusammen in einer Arbeitsgemeinschaft mit HC Hagemann den Hafenplatz samt West- und Ostpromenade für 12,5 Millionen Euro komplett neu gestalten. Dazu gehört eine Verkürzung des Hafenbeckens zur Schaffung eines neuen Hafentorplatzes, die Verbreiterung des vorhandenen Hafenbeckens und die Neugestaltung der Hafenzufahrt durch den Bau einer begehbaren Quermole. Die Revitalisierung des Hafens soll Wedel aufwerten – die Stadt investiert selbst rund sieben Millionen Euro dafür. Schleswig-Holstein und die EU steuern rund neun Millionen Euro aus Fördermitteln bei.

Baggerfahrer Heiko Everlin arbeitet sich mithilfe der GPS-Steuerung Stück für Stück vor. Sensoren sind am schwenkbaren Grabenräumlöffel, Stiel, Ausleger und Oberwagen angebracht

Aus Umweltgründen durften die Aushubarbeiten im Wasser seitens des Pontonbaggers nur bei niedrigen Temperaturen beginnen, aber auch sonst müssen die Ausführenden das Wetter bis zum Bauende im Blick behalten. Insbesondere waren die Arbeiten durch den Sturm „Xaver“ Anfang Dezember behindert. Doch weil vor dem Sturmtief frühzeitig gewarnt wurde, konnten die Baugeräte und Materialien aus dem Überschwemmungsgebiet geräumt werden.  Einschränkungen bringt auch die Tide der Elbe mit sich. „Wir können hier nur bei Flut arbeiten. Daraus ergibt sich ein knappes Zeitfenster, das für unser Team bedeutet, dass mancher Einsatz in die Nachtstunden fällt“, erklärt Lars Dettmering, Bauleiter der Eggers Umwelttechnik. Sorgen Containerschiffe für erhöhten Wellengang, muss der Pontonbagger schon mal seine Arbeit unterbrechen.

„Alle Einsätze unserer Großgeräte werden über das System VisionLink ausgewertet. Damit wollen wir lange Leerlaufzeiten vermeiden, die einen hohen Spritverbrauch nach sich ziehen. Deswegen haben wir in den Pontonbagger eine Motor-Start- und Stoppautomatik einbauen lassen“, verdeutlicht Ralf Staratzky, Assistent der technischen Leitung der Eggers Umwelttechnik. Diese soll dafür sorgen, dass sich die Baumaschine nach einer bestimmten Zeit automatisch abschaltet.

Aber das ist bei Weitem nicht die einzige Besonderheit. Beim Aushub unter Wasser kommt dem Baggerfahrer der lange Ausleger zugute, mit dem er aufgrund des verlängerten Stiels in bis zu zwölf Meter Tiefe vordringen und Reichweiten von bis zu 18 Meter erzielen kann. Damit der lange Ausleger am Cat 349E L im Erd- und Wasserbau eingesetzt werden kann, gaben die Niederlassung Hamburg und die Abteilung Customizing der Zeppelin Baumaschinen GmbH den Umbau gemäß der CE-Zertifizierung und den Vorgaben von Eggers Umwelttechnik in Auftrag.

„Der Bagger wurde seinem vorgesehenen Einsatz gemäß mit Hydraulikölfilter mit Wasserabscheidern geliefert. Außerdem wurde der Stiel des Baggers extra aufgeschäumt. Wird mit dem Bagger im Wasser gearbeitet, besteht die Möglichkeit, dass durch kleine Poren in der Konstruktion Wasser eindringt, da diese im Wasser stark abkühlt und einen Unterdruck im Stiel entstehen lässt. Im Winter friert das eingedrungene Wasser und verursacht eine unzulässige Verbeulung der Konstruktion, die einen Ersatz des Stiels erforderlich macht. Das kann nun nicht passieren. Denn die Ausschäumung verhindert zuerst das Eindringen von Wasser. Sollte es doch dazu kommen, drückt das Eis nun in die Schaummasse“, erklärt Frans Verheijen, Leiter der Abteilung Customizing, die sich zusammen mit der jeweiligen Zeppelin Niederlassung um Standard- und Sonderumbauten an Cat Baumaschinen wie dem Kettenbagger 349E L kümmert.

Dessen Kontergewicht musste ebenfalls an den Einsatz angepasst und vergrößert sowie die ganze Ausrüstung umgebaut werden. Aufgrund der Transportlängen und -gewichte wurde ein teilbarer Ausleger angebracht, wie man ihn auch an Abbruchbaggern findet. „Denn das war eine der zentralen Vorgaben seitens des Unternehmens: Der Bagger soll transportfähig sein, ohne dass dafür gleich ein ganzer Konvoi wie für einen Schwertransport anrücken muss oder extra Sondergenehmigungen fällig sind. Außerdem soll der Fahrer den Umbau alleine und ohne Hilfsmittel bewerkstelligen können“, so Dirk Carstensen, Zeppelin Verkäufer der Niederlassung Hamburg. 

Nicht immer wird Heiko Everlin mit der langen Auslegervariante arbeiten, sondern er muss auch den kurzen Ausleger samt Tieflöffel verwenden können, wenn bei anderen Baustellen der Eggers Umwelttechnik Erdarbeiten wie etwa der Bodenaustausch anstehen. Der Wechsel vom langen auf den kurzen Ausleger erfolgt hydraulisch. Zum Austausch der Anbaugeräte verfügt der Pontonbagger über einen hydraulischen Schnellwechsler – eine Zentralschmieranlage war ebenfalls Bestandteil der Ausrüstung. Um seine Standsicherheit zu gewährleisten erhielt der Bagger ein mechanisch verstellbares Fahrwerk. Das war ein weiteres technisches Feature, mit dem sich die Baumaschine gegenüber vergleichbaren Geräten dieser Kategorie hervorhebt.

Ralf Staratzky, Assistent der technischen Leitung der Eggers Umwelttechnik, Lars Dettmering, Bauleiter der Eggers Umwelttechnik, und Dirk Carstensen, Zeppelin Verkäufer der Niederlassung Hamburg (von links).

Weitere sind seine von unten gepanzerte Kabine und die Panzerverglasung des Fahrerhauses gemäß der BGI 833. Denn Eggers Umwelttechnik arbeitet häufig im Hafenbereich an der Elbe und ihren Nebenarmen, wo bis heute Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet werden, die nicht detoniert sind, aber jederzeit explodieren könnten. Glaubt man den Kampfmittel- Experten, sollen alleine in der Hansestadt knapp 3 000 Bomben im Boden stecken. Besonders stark von den Luftangriffen der Alliierten betroffen war das Hafenareal mit seinen Tanklagern. Von Anfang an bestand daher auch der Verdacht, dass im Hafen von Wedel Blindgänger liegen. Daher begleiteten die Spezialisten der Eggers Kampfmittelbergung die Baumaßnahme – ein weiterer Unternehmenszweig der Eggers-Gruppe. Er hat sich auf das Suchen und Freilegen von Bombenblindgängern, Munition und Kriegswaffen spezialisiert. 

Quelle: Foto: Caterpillar/Zeppelin