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Schalung und Gerüst aus einer Hand für den höchsten Wolkenkratzer Europas

Mit eindrucksvoller Architektur bildet das Lakhta Center, ein futuristischer Gebäudekomplex aus der Hand von Tony Kettle, das neue Highlight von Sankt Petersburg. Mit 462 m Höhe überragt das Hochhaus im Zentrum des Komplexes in Zukunft nicht nur alle anderen Bauwerke in Russland. Vielmehr wird das Hochhaus direkt am Finnischen Jadebusen das höchste Gebäude in ganz Europa. PERI unterstützte das ausführende Bauunternehmen bei zahlreichen Herausforderungen rund um Schalung und Gerüst – von Schalungslösungen für das Rekordfundament bis hin zu komplexen Traggerüsten.

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Ab Ende 2018 bildet das Lakhta Center mit insgesamt rund 400.000 m² Nutzfläche das größte Geschäftszentrum in Sankt Petersburg. Zentrale Bauwerke sind das Bürohochhaus und ein eindrucksvolles Multifunktionsgebäude. Der Gesamtkomplex bietet weiterhin ein Hotel, eine Wissenschaftswelt für Kinder, Sport- und Erholungsflächen und viele weitere, öffentliche Einrichtungen.

Das Bürohochhaus – das künftig als Zentrale des Energiekonzerns Gazprom fungiert – wird mit insgesamt 87 Etagen und einer Gesamthöhe von 462 m das höchste Bauwerk Europas. Nicht nur wegen der reinen Gebäudehöhe, sondern insbesondere aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse direkt an der Küste erwiesen sich die Planungsarbeiten für die Gründung als äußerst kompliziert. Zudem mussten aufgrund der Nähe zur Küste besonders hohe Windlasten berücksichtigt werden. Die wesentliche Herausforderung für die Errichtung des Hochhaues aus architektonischer Sicht war die kontinuierliche, spiralförmige Drehung und die damit einhergehende, stetige Veränderung der Deckenflächen. Nicht zuletzt sah sich das ausführende Bauunternehmen damit konfrontiert, temporäre Traggerüste für diverse Stahlkonstruktionen zu errichten oder ebendiese mit Arbeitsgerüsten zu umbauen.

Die Gründung: Im Guinness Buch der Rekorde

Die besonderen Anforderungen für die Gründung waren mit einer massiven Bodenplatte nicht zu erfüllen, so dass eine projektspezifische Sonderlösung erarbeitet wurde. Das Bauwerk steht künftig auf 264 Pfählen, die bis in 82 m Tiefe reichen. Darüber entstand das Fundament in Form einer fünfeckigen Box – mit einer Grundfläche von 5.600 m² und einer Höhe von 16,50 m. Von einem inneren, runden Kern verlaufen zehn aussteifende Wandscheiben radial zu den fünf äußeren Wänden; diese Scheiben in Form von Doppel‑T‑Trägern verbinden die beiden horizontalen Platten zu einer gigantischen, lastabtragenden Box. Beim Betonieren dieses Fundaments erzielte das Baustellenteam im März 2015 eine neue Weltbestleistung: Die Arbeiten gingen als größter, ununterbrochener Betoniervorgang ins Guinness Buch der Rekorde ein. Dabei wurden 19.624 m³ Beton eingebaut – und damit etwa 3.000 m³ mehr als beim vorherigen Rekordhalter, dem Wilhire Grand Tower in Los Angeles.

Die PERI Anwendungstechnik aus Russland erarbeitete für die komplexe Fundamentierung die Schalungslösung für die Wände der Gründung. Mit einem umfassenden Konzept auf Basis der DOMINO Rahmenschalung konnten die PERI Spezialisten die wesentlichen Anforderungen der ausführenden Bauunternehmung optimal erfüllen: Die relativ leichtgewichtigen Wandschalungselemente ließen sich weitestgehend von Hand montieren und umsetzen, so dass der Kranbedarf minimiert werden konnte. Gleichzeitig ließ sich mit der Schalung der geforderte, hohe Frischbetondruck abtragen.

Der Turm: Das zukünftig höchste Bauwerk in Europa

Den Mittelpunkt des Lakhta Komplexes bildet das Hochhaus, das sich spiralförmig in den Himmel schraubt. Die PERI Ingenieure aus Russland erarbeiteten in enger Zusammenarbeit mit dem ausführenden Bauunternehmen eine Gesamtlösung zum Schalen des Gebäudekerns und der auskragenden Decken. Für den Gebäudekern wurde das ACS Selbstklettersystem mit der VARIO GT 24 Träger‑Wandschalung kombiniert; so ließ sich die Schalung schnell, ohne Kraneinsatz und witterungsunabhängig in den jeweils folgenden Betonierabschnitt heben. Durch die flexible Konstruktion der Träger-Wandschalung konnte das Baustellenteam die Schalung der veränderlichen Gebäudegeometrie stetig optimal anpassen. Von PERI konstruierte Detaillösungen wie beispielsweise spezielle Stahlelemente mit integriertem Ausschalmechanismus für die Ecken machten das Arbeiten vor Ort schnell und effizient. An der Außenseite des Kerns wurde das ACS Standardsystem mit Fahrwagen und oben offener Schalung eingesetzt. In Bereichen mit veränderlichem Kerndurchmesser konnten die dadurch entstehenden Wandversprünge durch den Einsatz von projektspezifisch konstruierten Kletterschuhen ohne Kran überklettert werden. Der Betonverteiler wurde direkt auf einer der ACS Plattformen platziert und zusammen mit der Schalung geklettert. Ebenso wurden auch PERI UP Treppentürme mit bis zu 65 m Höhe in die Kletterschalungslösung integriert, die als sicherer Zugang sowie notwendiger Fluchtweg dienten.

Die umlaufende Kletterschutzwandlösung erarbeiteten die PERI Anwendungstechniker auf Basis des Schienenklettersystem RCS. Aufgrund der exponierten Lage am Meer mussten bei der Bemessung der Einhausung besonders hohe Windlasten berücksichtigt werden. Die einzelnen Schutzwandelemente verliefen dabei über drei Etagen und kletterten – der veränderlichen Geometrie der Geschossdecken folgend – spiralförmig nach oben. Da sich die Schutzwandelemente teleskopartig verbreitern ließen, konnte trotz der sich ändernden Geometrie eine stetige, lückenlose Absturzsicherung realisiert werden. Die Verankerung der Kletterschutzwand erfolgte dabei mit verstellbaren RCS Deckenschuhen auf den Geschossdecken, die Auskragungen von 15 cm bis 45 cm und damit einfache Anpassungen an die komplexen Grundrisse der Decken ermöglichten.

Das Mehrzweckgelände: Markante Architektur für vielfältige Nutzung

Der Lakhta Komplex umfasst neben dem Hochhaus diverse Mehrzweckgebäude, Freizeitanlagen sowie ein gigantisches Open Air Amphitheater mit Blick auf das offene Meer. Die komplexe Formgebung erforderte unter anderem diverse Trag- und Arbeitsgerüste sowie Zugänge zu allen Arbeitsplätzen. Besondere Herausforderung war ein Traggerüst für den temporären Lastabtrag von drei, jeweils 110 t schweren Stahl-Gitterträgern mit je 36 m Spannweite. Für diverse weitere Stahlkonstruktionen und Aussteifungen mussten temporäre Unterstützungen geplant und geliefert werden.

PERI plante und lieferte vielfältige Lösungen – hauptsächlich basierend auf dem Modulgerüst PERI UP Flex. Errichtet wurden Traggerüstkonstruktionen mit bis zu 33 m Höhe und für Stiellasten von bis zu 45 kN. Auf den Tragkonstruktionen wurden zudem mobile Zugangsplattformen zur einfachen und schnellen Montage der Stahlträger platziert. Mehrere Lagen von SRU Riegeln sorgten für eine gleichmäßige Lastverteilung in Längs- und Querrichtung. Um die besonders hohen Lasten durch die schwergewichtigen Traggerüste auf den Geschossdecken sicher ableiten zu können, wurden außerdem in mehreren Ebenen spezielle Nach‑Unterstützungen mit MULTIPROP und PEP Stützen angeordnet. Nicht zuletzt sorgte das Modulgerüst mit mehreren PERI UP Treppentürmen entlang der Gebäudeaußenkante für sicheren Zugang zu allen Arbeitsebenen.

Quelle: PERI GmbH