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Tuchfühlung mit Menschen: Serviceroboter in Medizin und Pflege

Die Servicerobotik in der Medizin und Pflege ist von zukunftsweisender Bedeutung. Ob in der Chirurgie, in der Pflege und Rehabilitation oder in der Logistik und Organisation von Krankenhäusern – Serviceroboter werden in immer mehr Bereichen erfolgreich eingesetzt. Mit einem Umsatz von USD 1,5 Milliarden in 2012 haben Medizinroboter einen Anteil von 44 Prozent des Gesamtvolumens in der Professionellen Servicerobotik. Die AUTOMATICA, vom 3. bis 6. Juni 2014, gibt der Professionellen Servicerobotik eine eigene Plattform und zeigt die neuesten Entwicklungen und konkreten Anwendungen.
 
Dank Bewegungserfassung, Navigation, Lernfähigkeit und künstlicher Intelligenz bilden Mensch und Maschine immer öfter ein perfektes Team. Ein Paradebeispiel dafür ist der Chirurgieroboter „da Vinci“ mit seinem Siegeszug rund um den Globus. Im Gegensatz zur herkömmlichen minimal-invasiven Chirurgie, die schon lange bei Gallenblasen- und Blinddarm-Operationen angewandt wird, können mit dem da Vinci Roboter viel komplexere Eingriffe sicher durchgeführt werden. „In der Urologie können wir komplexe Nierentumore organerhaltend nun mit weniger Schmerzen entfernen und die Patienten früher entlassen“, so Dr. Ahmed Magheli, leitender Oberarzt Urologie der Charité Berlin. „Dies trifft vor allem auch für die radikale Prostata-Operation zu, die eine besonders feine Technik erfordert, da Kontinenz und Potenz in Gefahr sind.“ Mussten früher Chirurgen bis zu 200 laparoskopische Eingriffe absolvieren, um konstant gute Resultate zu erzielen, können sie heute dank da Vinci die Operation sehr viel rascher mit exzellenten Ergebnissen beherrschen. „Da Vinci revolutionierte die minimal-invasiven Prostata-Eingriffe und machte sie einem breiten Publikum zugänglich.“
 
In der Chirurgie bleibt der Roboter stets unter Kontrolle des Arztes, bestätigt Prof. Gerd Hirzinger, ehemaliger Leiter des Instituts für Robotik und Mechatronik der DLR in Oberpfaffenhofen. „Aber eine Biopsie-Nadel zielsicher in einen bloß wenige Millimeter großen Gehirntumor zu stechen, erledigt ein kleiner Roboterarm zitterfrei und gegebenenfalls präziser als die Chirurgenhand.“
 
Ganz nah am Menschen sind KUKA-Roboter aktiv: sie helfen, Diagnosen zu stellen, planen und führen Behandlungen durch. Roboter positionieren Patienten, realisieren Konzeptstudien zur Knochenchirurgie und tragen mit robotergestützter Rehabilitation nach Schlaganfall dazu bei, Autonomie und Lebensqualität von hilfsbedürftigen Menschen zu verbessern. „Mit Schlüsseltechnologien im Bereich Sicherheit, einfachen Bedienkonzepten und autonomer Navigation mausern sich Roboter zum cleveren Assistenten des Menschen“, bringt es Michael Otto, Leiter Medizinrobotik bei KUKA Laboratories GmbH auf den Punkt.
 
Servicerobotik in der Logistik moderner Krankenhäuser
Wertvolle Dienste leistet Servicerobotik in der Logistik moderner Krankenhäuser wie das Niguarda Ca‘ Granda Hospital in Mailand. Auf rund 340.000 Quadratmetern zirkulieren 32 fahrerlose Transportfahrzeuge, bringen – völlig autonom - Essen zu den Stationen, entsorgen Wäsche und Abfall, holen Medikamente aus der Pharma-Lagerverwaltung, besorgen medizinischen Zubehör und nehmen Sterilisierungen vor. Die über 4.100 Fachleute können ihre Zeit damit für Aktivitäten höherer Wertschöpfung nutzen und sich besser um die Patienten kümmern.
„Wesentlich für diesen hohen Automatisierungsgrad ist flexible, konfigurierbare und autonome Servicerobotik“, erklärt Nicola Tomatis, CEO der BlueBotics SA und Erfinder der ANT (Autonomous Navigation Technology). „Das selbständige Funktionieren in einem menschlichen Umfeld fordert intelligentes Navigieren, das ohne zusätzliche Infrastruktur auskommt und damit auf breiter Ebene wirtschaftlich einsetzbar ist.“
 
Große Fortschritte in der Rehabilitation
Wirtschaftlichen Erfolg verbuchen Serviceroboter in der Rehabilitation. „Erkenntnisse über die Neuroplastizität des zentralen Nervensystems und des funktionsorientierten Lernens zeigen, dass Patienten mit neurologischen Bewegungsstörungen ihre Gehfähigkeit durch intensives Training wiedererlernen können“, kommentiert Dr. Gery Colombo, Mitgründer und CEO der Hocoma, weltweit führend in automatisierten Therapiegeräten. Die Nase vorn hat er mit dem neuen Modul FreeD. Es ergänzt den Lokomaten durch weitere Freiheitsgrade und trainiert zusätzliche motorische Aspekte für die spätere Reha-Phase. „Der neue Cochrane Review, eine evidenzbasierte Metaanalyse, weist nach, dass Schlaganfallpatienten, die robotergestütztes Gangtraining kombiniert mit Physiotherapie erhalten, viel eher wieder selbstständig gehen lernen als solche, die konventionell trainieren.“
 
Die Mensch-Roboter-Interaktion ist entscheidend
„Die zukünftige Herausforderung für Serviceroboter sind ihre Kommunikationsfähigkeit und ihre enge Interaktion mit dem Menschen“, stellt Dr. Roko Tschakarow fest, Geschäftsbereichsleitung Mobile Greifsysteme bei SCHUNK. Besonders interessant sind Serviceroboter dort, wo sie präziser als der Mensch arbeiten. So realisierte SCHUNK mit der italienischen Technologiebrutstätte Loccioni in einer Krankenhaus-Apotheke einen Roboter, dessen Greifer toxische Substanzen für die Tumortherapie mischen und dank dieser Automatisierung die Qualität nachweislich verbesserten.
 
Servicerobotik als Highlight auf der AUTOMATICA 2014
Die AUTOMATICA 2014 zeigt konkrete Anwendungen in der Servicerobotik in einem eigenständigen Ausstellungsbereich in der Halle A4. Das Produktangebot wird durch wissenschaftliche Vorträge und Podiumsdiskussionen auf dem AUTOMATICA Forum in der Halle B5 ergänzt.
 
Mehr Informationen zum Ausstellungsbereich Professionelle Servicerobotik:

Quelle: Messe München; IFAT