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Vernetzung als ein entscheidender Faktor für die Intralogistik der Zukunf

Experten-Interview mit Mats Lindell, Director Logistics Solutions bei Toyota Material Handling

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Auf der LogiMAT 2019 launcht Toyota Material Handling seine „Smart Truck“-Initiative auf dem deutschen Markt. Alle Elektro-Lagertechnikgeräte von Toyota Material Handling, die nach dem 1. Oktober 2018 bestellt wurden, und nun sukzessive ausgeliefert werden, sind ab Werk mit integrierter Telematik ausgestattet. Mit der Technologie zur Übertragung von prozessrelevanten Daten basierend auf dem hauseigenen Telematiksystem I_Site erhält der Kunde die Option, die Leistung und die Auslastung seiner Fahrzeuge genau zu analysieren und so Verbesserungspotenziale aufzudecken. Im folgenden Interview berichtet Mats Lindell, Director Logistics Solutions bei Toyota Material Handling, was die Vernetzung von Staplerflotten bedeutet und welchen Mehrwert der Kunde davon hat.

Was ist ein Toyota Smart Truck?

Lindell: Nahezu alle elektrischen Lagertechnik-Geräte von Toyota Material Handling werden seit dem 1. Oktober 2018 serienmäßig mit Telematik-Systemen ausgestattet, um über das mobile Kommunikationsnetzwerk Daten über einen Web-Server austauschen zu können. Die Hardware eines Toyota Smart Trucks besteht aus einer DHU2+ (Datenverarbeitungseinheit mit Übertragungsgerät), einer Antenne, einem Schocksensor wie auch einem Tastenfeld. So werden sämtliche Daten des Gerätes mit Einsatzbeginn sofort erfasst und stehen für die Analyse, verschiedene Vergleiche oder für Serviceinformationen in einer zentralen Datenbank bereit. Die serienmäßige Ausrüstung eröffnet die Möglichkeit, dass alle Stapler mithilfe des Flottenmanagementsystems I_Site vernetzt werden können. Somit erhalten Kunden die volle Kontrolle über ihre Staplerflotte und können diese individuell optimieren – zum Beispiel in puncto Sicherheit, Produktivität oder Verfügbarkeit.

Die Telematik Software muss aktiviert werden. Dafür wird keine weitere Hardware benötigt. Der Smart Truck Nutzer hat über das I_Site Portal Zugang zu einer kostenfreien Flottenliste und damit Informationen zum Flottenmanagement, wie z.B. Daten zu Service- und Mietverträgen, Gerätezahlen sowie die Möglichkeit der Instandhaltungen vorausschauend zu planen. Auch der Betriebsstundenzähler ist bereits für sämtliche Smart Trucks von Toyota inbegriffen. Ausgenommen sind jedoch Service- und Kostenberichte.

Welche Möglichkeiten bieten sich Flottenbetreibern mit dem vollen Nutzungsumfang von I_Site?

Lindell: Mit einem Upgrade von Smart Truck zu Smart Truck mit I_Site stellen wir unseren Kunden eine intelligente Flottenmanagementlösung für ihre Flurförderzeuge zur Verfügung, die ihnen hilft, Kosten-, Produktivitäts-, Sicherheits- und Umweltfaktoren positiv zu beeinflussen. Zum Funktionsumfang gehören die Fahrerzugangskontrolle inkl. der Verwaltung von Fahrern und Fahrerlaubnissen, ein Sicherheits-Check vor Inbetriebnahme inkl. Statusmeldung, Datenprotokolle und Grafiken, die Batteriestatusanzeige sowie Schocksensoren mit Lockout- und Benachrichtigungsfunktion. Auf all diese Daten sowie auf die Service-Reports der Servicetechniker sowie Vertragsinhalte können Nutzer einfach zugreifen, entweder über die mobile App oder über das I_Site-Webportal.

Aus den Daten von Toyotas „I_Site“ ergibt sich, dass die meisten Unternehmen Ressourcenverschwendung durch die Verbesserung auf allen Ebenen vermeiden können. Ein Ergebnis könnte zum Beispiel sein, dass Unternehmen weniger Bedarf an Staplern haben, wenn die Daten genutzt werden, um die Flottenplanung zu verbessern. Oder ein standortübergreifender Vergleich könnte ergeben, dass die Leistung eines Staplers an einem anderen Unternehmensstandort besser oder schlechter ausfällt. Für mehr Sicherheit kann die Geschwindigkeit der Stapler kontrolliert oder auch reduziert werden und dank der Schocksensoren bekommen Unternehmen einen Überblick wann, wo und mit welcher Stärke ein Aufprall verzeichnet wurde. Dabei können sie über das System einstellen, dass Stapler nach einem Aufprall ggf. nur im Kriechgang weiterfahren und die volle Betriebsgeschwindigkeit erst mit einem manuellen Reset von autorisiertem Personal wiederhergestellt werden kann. Dank der Möglichkeit die Fahrzeuge und deren Batterien zu überwachen, können Fehlbedienungen vermieden werden. Das sorgt nicht nur für eine längere Lebensdauer der Geräte, sondern ein optimales Batteriemanagement führt auch zu einer erhöhten Energieeffizienz und längeren Lebenszyklen von Blei-Säure- und Lithium-Ionen-Batterien. Darüber hinaus können wir durch eine Vernetzung der Ladegeräte ein intelligentes Lademanagement sicherstellen und so Stromspitzen und eine Überlastung der Netzinfrastruktur im Lager verhindern.

Wie trägt die integrierte Telematik eines Smart Trucks zu einem besseren Service und maximaler Verfügbarkeit der Geräte bei?

Lindell: Mit einem Smart Truck können Kunden in Zukunft einen noch planmäßigeren und effizienteren Service erhalten. Die Vernetzung der Flurförderzeuge ist der Schlüssel dazu. So können Kunden mit dem Smart Truck direkt einen Serviceauftrag über die App platzieren, mit einem Serviceteam in Kontakt treten und sogar ein Bild oder eine Nachricht hinzufügen. Darüber hinaus erhält der Kunde stets den Überblick über anfallende Servicekosten. Wir nutzen die Telematik aber auch, um unsere Techniker noch besser vorzubereiten und zu unterstützen. Einen entscheidenden Vorteil bietet hierbei die Anbindung an Toyotas neue Serviceplattform für Techniker: T-Stream. Über dieses Servicetool können Daten der vernetzten Stapler auch dem Servicetechniker zur Verfügung gestellt werden, was die Service-Effizienz verbessert. Dies ermöglicht wiederum eine optimierte Wartung der vernetzten Stapler aus der Ferne oder nach Meldung von gewissen Betriebsstunden – dies führt zu geringeren Ausfallzeiten und reduziert die Gesamtkosten.

Techniker, die mit Echtzeit-Einblick in den Daten arbeiten, können sicherstellen, dass die Geräte korrekt und effizient arbeiten, was zu niedrigeren Reparaturkosten führt. Vernetzte Stapler ermöglichen es Toyota, sich in Richtung vorausschauender Services zu bewegen und technische Probleme am Stapler zu identifizieren, bevor sie überhaupt auftreten – mit dem Ziel, Ausfallzeiten zu vermeiden und die Maschinenauslastung zu maximieren.

Wie begegnen Sie Kritikern, die dem Sammeln und Auswerten von Daten skeptisch gegenüberstehen?

Lindell: Wir dürfen hierbei nicht vergessen, dass es sich um Gerätedaten von unter Vertrag stehenden Geräten handelt, die hier ausgetauscht werden. Es werden keine Fahrerdaten oder personenbezogene Informationen im Zusammenhang mit der Fahrerverwaltung erfasst. Sondern bei dem System handelt es sich um ein reines Business Intelligence Tool, um dem Kunden einen Mehrwert zu bieten und Staplereinsätze effizienter zu machen.

Wenn der Kunde den vollen Leistungsumfang von I_Site haben möchte, dann vereinbaren wir mit ihm die Datennutzung auch vertraglich. Darin ist dann transparent aufgeführt, wie die Daten verarbeitet werden, welche Daten erfasst werden dürfen und welche nicht. Diese Regelungen bauen auf der neuesten Europäischen Datenschutz-Grundverordnung auf, um Personendaten und die Privatsphäre zu schützen. Entscheider sollten sich jedoch immer auch das Ziel vor Augen halten: I_Site ermöglicht betriebswirtschaftliche Vorteile und kann zu verbesserter Sicherheit führen.

Wir leben bereits in einer vernetzten Welt, mit Zugang zu allem und jedem auf Knopfdruck. Welche Rolle wird die Vernetzung in der Intralogistik spielen?

In nur wenigen Jahren werden sämtliche Flurförderzeuge untereinander vernetzt sein – wie viele andere Dinge in unserem täglichen Umfeld heute schon. In I_Site, dem Flottenmanagementsystem, das vor mehr als 10 Jahren von Toyota entwickelt wurde und in das bereits mehr als 70.000 Stapler eingebunden sind, werden sämtliche Aktivitäten aufgezeichnet, um Daten für die Analyse zu generieren. Die Vernetzung, Kontrolle und Analyse der Nutzung von Smart Trucks dienen gemeinsam einem Ziel: Optimierung, um Logistikprozesse effizienter zu gestalten, während die Gesamtkosten über den gesamten Lebenszyklus eines Staplers reduziert und der Return on Investment (ROI) verbessert werden.

Vernetzung ist der Schlüssel in der Logistik der Zukunft. Mit der Smart Truck Initiative und I_Site wollen wir einen Beitrag zur Effizienzsteigerung leisten und schlankere Logistikprozesse in ganz Europa fördern und Verschwendung vermeiden. Wussten Sie, dass die durchschnittliche Auslastung einer Staplerflotte nur rund 35 Prozent beträgt? Das bedeutet, dass 65 Prozent Verschwendung ist, die eliminiert werden kann, seien es Zeitverlust, Kosten oder Schäden.

Unser Ziel ist es, mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten, um unser Denken rund um Lean zu teilen und ihnen zu helfen, die Effizienz in jeder Phase des Prozesses zu verbessern. Mit vernetzten Staplern werden Unternehmen in der Lage sein, Prozesse zu messen und zu verbessern. Auch aus der Ferne: überall und jederzeit in einer vernetzten Zukunft.

Quelle: Toyota Material Handling Deutschland