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Wieder bereit für den heißesten Einsatz Deutschlands

Cat Laderaupe wird mithilfe von Rebuild für weitere Einsatzdauer in der Schlackenräumung und Verladung fit gemacht

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2003 hat Caterpillar zusammen mit Zeppelin das Rebuild-Programm in Deutschland auf den Weg gebracht, um Baumaschi-nen ganz im Sinne der Nachhaltigkeit für eine weitere Einsatzdau-er zu rüsten. Das war der Startschuss für eine Serie von General-überholungen an Baumaschinen. Seitdem wurden vor allem zahl-reiche Muldenkipper, aber auch Kettenbagger und -dozer, große Radlader, Motorgrader und Schürfzüge der zertifizierten Grund-überholung nach Caterpillar-Vorgaben unterzogen. In schöner Regelmäßigkeit werden die Ergebnisse seitdem auf jeder bauma vorgestellt. Auf der Messe in München informierten sich auch die Mitarbeiter des Unternehmens Eisen- und Stein-Gesellschaft mbH Horn & Co. und ließen sich final von Zeppelin Serviceleiter Arno Petrausch von der Niederlassung Hannover zeigen, was hier im Service möglich ist. 

Lange vorher waren bereits viele intensive Gespräche darüber voraus-gegangen. Schließlich will so eine Entscheidung gut überlegt sein, bis dann 2020 Nägel mit Köpfen gemacht wurden: eine von mehreren im Stahlwerk Peine im Einsatz befindlichen Cat Laderaupen 973D ließ die Eisen- und Stein-Gesellschaft mbH Horn & Co. komplett rundumerneu-ern. „Das war Premiere nicht nur für den Kunden, sondern auch für Zeppelin. Auch wenn wir schon mehr als 150 Cat Baumaschinen und sogar selbst Fremdfabrikate generalüberholt haben, war es das erste Mal, dass unser Service eine Laderaupe wieder auf Vordermann ge-bracht und dabei mehr als 7 000 Teile erneuert hat“, erklärte Arno Petrausch. 

Wer in Deutschland den heißesten und härtesten Einsatz sucht, den Baumaschinen bestehen müssen, landet zwangsläufig beim Stahlwerk Peiner Träger in Peine, das zur Salzgitter AG gehört. Für diese über-nimmt die Eisen- und Stein-GmbH Horn & Co. die Heißentsorgung von Stahlwerksschlacken mit den damit verbundenen Dienstleistungen. Man könnte sagen: Es ist ein Höllenjob. Denn in der Stahlproduktion herrschen Temperaturen, wie sie wohl nur noch dem Fegefeuer zuge-schrieben werden dürften. Nirgendwo sonst arbeiten Baumaschinen so am Limit aufgrund der extremen Belastungen durch die Hitze, wenn Cat Laderaupen vom Typ 973D das Laden von glühend heißer Elekt-roofen-Schlacke, einem Nebenprodukt der Stahlproduktion, auf Dum-per übernehmen. Den intensivsten Kontakt mit der glühenden Schlacke haben die Zähne der Schaufel und die Laufwerksketten der Laderau-pen – sie sind deshalb aus besonderem Stahl gefertigt, damit sie sich aufgrund der Hitze nicht verziehen und nicht allzu schnell verschleißen. Außerdem müssen die Laderaupen den extremen thermischen Belas-tungen standhalten, die in der Umgebung herrschen. Luftmessungen ergaben Temperaturwerte von weit über 140 Grad Celsius auf Fahrer-kabinenhöhe, die Strahlungshitze liegt sogar noch deutlich darüber. 

Damit die Hitze den Laderaupen nicht an die Substanz geht, hat Cater-pillar dafür die Spezialausführung „Steel Mill“ entwickelt. Kunststoff-Bauteile würden sofort die Grätsche machen, deswegen wurden sie durch Stahl ersetzt und die innen verbauten Komponenten wie Ver-brennungsmotor und Hydraulikpumpen werden durch ein einzigartiges Hitzeschutzsystem abgeschirmt. Doch das ist nicht die einzige Beson-derheit: Besonders wichtig ist eine hohe Kühlleistung. Verwendet wer-den außerdem schwer entflammbare Hydraulikflüssigkeiten und Schmierstoffe sowie eine Spezialverglasung in der Fahrerkabine. Diese ist insbesondere wegen des Funkenflugs und der Strahlungswärme er-forderlich, wenn die Laderaupe die heiße Schlacke aus dem „Schlacke-loch“ aufnimmt und zu den Dumpern transportiert. Neben vielen zu-sätzlichen Isolationsmaßnahmen wird mit einem speziellen Gewebegit-ter insbesondere die Frontscheibe geschützt, sodass die volle Strah-lungshitze der heißen Schlacke nicht die Fahrerkabine zu stark aufheizt und zu viel Strahlungshitze auf das Innere trifft ‒ auf der Kabinenver-glasung könnten mühelos Spiegeleier gebraten werden.

Trotz all der Schutzvorrichtungen unterliegen die Maschinen einem starken Verschleiß – schon nach den ersten Betriebsstunden legt sich um das gelb-schwarze Cat-Design eine graue Schicht aus Staub und die Maschinenfarbe verbrennt nach und nach. Die Maschinen müssen darum mehrfach täglich überprüft werden. Doch nicht nur die Hitze, sondern auch der Staub entfaltet eine abrasive Wirkung. Auch der Kon-takt mit der Schlacke wirkt sich auf die Laufwerksketten, Zähne und Schaufeln aus. Die Arbeitsausrüstung hält auf Grund der thermischen Belastung nur einen Bruchteil dessen, wie es selbst im rauesten Fel-seinsatz üblich ist. Das sind die Ausgangsbedingungen, mit denen die Zeppelin Mitarbeiter bei dem Rebuild konfrontiert waren. 

Bevor die einzelnen Reparatur-Schritte festgelegt wurden, hatten Ser-vicemitarbeiter eine umfassende Inspektion durchgeführt, um den Zu-stand der Baumaschine im Detail zu erfassen. Der Verschleiß wurde mittels unterschiedlicher Messungen ermittelt. Außerdem wurde die Reparaturhistorie der Vergangenheit berücksich-tigt. „Entscheidender Punkt, ob eine Instandsetzung in diesem Umfang für ein zweites Maschinenleben vorbereitet werden kann, ist der Ma-schinenrahmen. Im Fall der Laderaupe zeigte das Chassis keine nen-nenswerten Beschädigungen, sondern da zahlt sich die solide Bauwei-se seitens Caterpillar aus“, so der Zeppelin Serviceleiter. Um auf Nummer sicherzugehen, wurde der Rahmen exakt nach den strengen Vorgaben überprüft, die der Baumaschinen-Hersteller Caterpillar für einen zertifizierten Rebuild vorgibt. Um dessen Zustand auf Beschädi-gungen zu untersuchen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar gewesen wären, kam ein Ultraschallgerät zum Einsatz. „Der Befund war ein-wandfrei“, äußerte Petrausch. 

Ein weiteres Argument für die Grundüberholung der kompletten Ma-schine war, dass die Eisen- und Stein-Gesellschaft mbH Horn & Co. am Standort Peine mehrere Geräte der gleichen Serie einsetzt. „Es gibt bei den Laderaupen zwar schon den Nachfolger der K-Serie, doch wir wol-len unsere Flotte nicht mischen“, führt Jens Meiling, Betriebsleiter am Standort Peine, aus. Weil die Einsatzerfahrung der Maschine unter die-sen besonderen Bedingungen mit der Caterpillar 973D-Serie so gut sind, wurde das von Zeppelin angebotene Rebuild-Programm als In-standsetzungsalternative ausgewählt, das auch finanzielle Vorteile ge-genüber einer Neumaschine bietet. „Wir hatten schon im Vorfeld dar-über viele Informationen erhalten, sodass wir diese Form der Überho-lung selbst ausprobieren wollten, um hier Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln. Natürlich muss sich alles auch rechnen, doch wir wussten, auf was wir uns einlassen, sodass das Risiko tragbar war“, so Meiling. 

Sein Team war von Anfang bis Ende in alle Schritte involviert, die der Zeppelin-Servicetechniker Matthias Behrens federführend in der Werk-statt der Zeppelin Niederlassung Hannover ausgeführt hat, als er die Baumaschine in einen neuwertigen Zustand versetzte. Das beinhaltete den kompletten Kraftstrang, die komplette Hydraulik, die komplette Elektrik und Elektronik. „Regelmäßig hat uns Arno Petrausch eingela-den vorbeizuschauen, um die verschiedenen Stadien der Rundumer-neuerung zu begleiten“, berichtete Meiling. Nicht nur deswegen war er im Bilde, sondern kann im Nachgang alles rückverfolgen, weil alle Schritte, vom Ausbau, über das Zerlegen bis hin zum Einbau dokumen-tiert wurden. „Seit mehr als 25 Jahren betreut uns Zeppelin im Service. Die Mitarbeiter kennen die Maschinen und unseren Einsatz samt An-forderungen aus dem FF“, so der Betriebsleiter Jens Meiling in Peine. Damit die Maschinen nicht ausfallen, sorgt Zeppelin zusammen mit der unternehmenseigenen Instandhaltung und drei Mitarbeitern für einen reibungslosen Betrieb und übernimmt Wartungs- und Reparaturarbei-ten. 

 Seit Anfang Juni hat die Laderaupe den Betrieb wiederaufgenommen, nachdem sie in Summe rund 350 Tests sowie einer peniblen Durch-sicht vor der Erstinbetriebnahme unterzogen wurde. Das Fazit, das Jens Meiling nach kurzer Zeit ziehen kann: „Das Gerät ist sofort prob-lemlos angelaufen. So wie es sich abzeichnet, war die Entscheidung für den Rebuild richtig.“ Hinzu kommt: Die Laderaupe ist quasi neu und er-hält eine neue Seriennummer. Für Rebuild-Maßnahmen gilt außerdem: Bis die Maschinen zusammengebaut werden, fließen alle technischen Neuerungen ein, die zwischenzeitlich Eingang in die Serienproduktion gefunden haben. Sämtliche Bauteile, ob Verbrennungsmotor, Hydrau-likpumpen, Hydraulikmotoren, Steuerblöcke, Seitenantriebe und viele mehr setzen die Servicemitarbeiter nach den Rebuild-Vorgaben durch Caterpillar instand. Außerdem sind Kunden wie die Eisen- und Stein-Gesellschaft mbH Horn & Co. durch eine Neumaschinen-Garantie ab-gesichert. 

Von entscheidender Bedeutung ist die Verfügbarkeit, denn am Einsatz der Baumaschinen hängt die Stahlproduktion und diese darf nicht un-terbrochen werden. Deswegen hält man vor Ort auch immer entspre-chende Ersatzgeräte bereit. Maschinen, die in Peine eingesetzt wer-den, müssen absolut sicher sein. So wurden nach dem Rebuild wieder die zusätzliche Feuerlöschanlage installiert. Droht Gefahr, muss der Fahrer sofort in Sicherheit gebracht werden können. Um einen Einsatz unter diesen Bedingungen erst möglich zu machen, haben die Lade-raupen eine Abschleppeinrichtung und eine Zweitmaschine steht zur Bergung im „Schlackeloch“ samt Fahrer immer bereit. Damit steht einer sicheren Heißschlackenentsorgung nach dem Rebuild nichts im Weg. 

 

Quelle: Zeppelin Baumaschinen GmbH