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Bell 4206D im Scraper-Einsatz - „Truck“tion ist alles

Großvolumige Anhänge-Scraper zählen zu den echten Exoten auf deutschen Erdbaustellen. Dabei bieten sie hinter geeigneten Zugmaschinen hohe Schürfleistungen und große, effizient nutzbare Transportvolumen. Seit kurzem setzt die Kerpener Maaßen Erdbewegungen – Transporte GmbH hier auf den knickgelenkten Bell 4206D mit Tandem-Scraper.

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Seit annähernd zwanzig Jahren erbringt die Maaßen Erdbewegungen – Transporte GmbH Tiefbau- und Transportleistungen rund um den Hauptsitz im rheinischen Kerpen. Schwerpunkte des Unternehmens mit rund 60 Mitarbeitern unter Firmengründer Marc Maaßen sind großangelegte Erdbaumaßnahmen in der Baugrundvorbereitung, dem Infrastrukturbau sowie der Landschaftsgestaltung oder Renaturierung. Neben dem Abbruch kleinerer Wohn- und Gewerbekomplexe übernimmt Maaßen auch den qualifizierten Rückbau von Verkehrsflächen und -bauwerken, einschließlich der kontrollierten Verwertung von Restmassen mit eigenen Aufbereitungsanlagen vor Ort oder im zentralen Recyclingwerk Kerpen.

Die Maaßen-Transportflotte besteht aus 30 Allrad-Kippern und großvolumigen Aufliegern – ebenso viele Maschinen arbeiten im modernen Baustellenfuhrpark mit Baggern, Ladern und Raupen oberhalb 20 Tonnen sowie 12 Traktoren der 250-kW-Klasse. Wie inzwischen viele andere Tiefbauer nutzt Marc Maaßen auf der Baustelle die Mulifunktionalität der Großschlepper mit 10-m³-Anhängekippern bzw. Anbaustabilisierern und -streuern. Gleichzeitig profitiert er von der Straßengängigkeit der 60-km/h-Züge, was die Gerätelogistik zwischen den Einsätzen im Einzugsbereich von 100 Kilometer rund um Kerpen deutlich vereinfacht.

Dort wo die flexible Landmaschinentechnik allerdings an ihre Grenzen stößt, setzt der jüngste Neuzugang im Maaßen-Fuhrpark an. Im Frühjahr übernahm das Unternehmen eine knickgelenkte Bell-Zugmaschine 4206 D mit zwei 15-m³-Anhängescrapern E-Ject 17. Neben der schieren Kapazität des leer rund 45 Tonnen schweren Tandem-Zuges verspricht sich Marc Maaßen vom Einsatz des in Europa vergleichsweise wenig populären Schürfkübel-Verfahrens vor allem deutliche Erleichterungen im Massenmanagement. „Der großflächige Austrag regelmäßiger Schichten verringert den Nivellier- und Planieraufwand erheblich. Wir haben zudem eine bessere Kontrolle über die aus- bzw. eingebauten Mengen, was wiederum die Einhaltung und Dokumentation der Massenbilanzen bei Erdbau-Projekten erleichtert.“

Neue Wege

Erste Versuche bei Maaßen mit einem kleineren 8-m³-Scraper im Monobetrieb hinter einem 10-t-Schlepper verliefen vor gut drei Jahren jedoch eher enttäuschend: Trotz geringerer Schnittbreite (ca. 2,60 m) brachte die Zugkraft des bauarttypisch bodendruck-optimierten Großtraktors nicht das erwünschte Ergebnis in Schürfleistung und Volumen. Kein Vergleich etwa zu den z.B. in Nordamerika weit verbreiteten hoch kapazitiven Tandemlösungen in Kombination mit konventionellen Dozern, schnellfahrenden Raupentraktoren, +300-kW-Großschleppern oder eben den von Bell-Muldenkippern abstammenden knickgelenkten 4x4-Zugmaschinen. Zwar konnte Bell Equipment in Europa nur wenige Einheiten seiner beiden inzwischen im Sondermaschinen-Programm VersaTruck angebotenen Baureihen Bell 2306D und 4206D platzieren, dort wo allerdings (regionale) Einsatzbedingungen, Baustellengröße und -auslastung passen, erweisen sich die spezialisierten Lösungen auch langfristig wirtschaftlich.

Überlegungen, die auch bei Marc Maaßen das Interesse an der Scraper-Technologie hoch hielten: Im Frühjahr 2014 bot sich schließlich in Gestalt eines gebrauchten Bell 4206D mit einer exakt abgestimmten Scraper-Kombination des Herstellers E-Ject Systems die entsprechende Gelegenheit. Lediglich rund 2000 Betriebsstunden wies die 315 kW starke Zugmaschine bei der Übernahme auf – die Service-Unterstützung und Teileversorgung gewährleistet langfristig das engmaschige deutsche Bell-Kundendienstnetz mit zentraler Teilelogistik am Bell-Standort Alsfeld. Bis zum zentralen Knickgelenk weitgehend baugleich mit dem 6x6-Vierzigtonner Bell B40D bietet auch der 4x4 die Zuverlässigkeit bewährter Komponenten, wie Mercedes-Benz-Motor, Allison-Automatik (6+1) sowie Elektronik und Hydraulik von Bosch bzw. Rexroth. Originär sind der ungefederte Hinterwagen – wie vorne mit 875/65R29-Breitbereifung – für max. 90 Tonnen Anhängelast sowie die voll programmierbare Loadsensing-Arbeitshydraulik mit sechs Sektionen. Über insgesamt 12 Schnellkupplungen am Fahrzeug-Heck lassen sich damit bis zu drei Anhängescraper versorgen und über das Bedienpanel im Cockpit steuern.

Erfolgreiche Premiere

Wenig Zeit blieb Maaßen-Fahrer Johannes Schiffer bis zum ersten Einsatz Anfang April. In Bedburg, rund 30 km westlich von Köln waren insgesamt rund 20 Hektar ehemaliger Braunkohle-Abbaufläche zur Errichtung eines 100.000 m² großen Logistik-Komplex zu erschließen. Im Zuge der auf etwa zehn Wochen kalkulierten Arbeiten, zu denen auch die Erstellung eines 40.000 m³ fassenden Regen-Rückhaltebeckens zählte, mussten insgesamt 90.000 m³ Massen bewegt werden. Der maximale Abtrag betrug 1,80 m, der Auftrag erreichte bis zu 1,60 m in kalkstabilisierten und verdichteten Schichten von jeweils 40 cm Stärke. Das Maaßen-Team vor Ort umfasste insgesamt 18 Mann mit 16 konventionellen Lade-, Transport- und Verdichtungsgeräten sowie dem Bell 4206D mit Tandem-Scraper.

„Die Weitläufigkeit des Areals und der erforderliche Niveauausgleich auf breiter Fläche empfahlen den Einsatz des Bell-Scraperzugs. Wir erreichten Umlaufdistanzen von rund 1500 Metern, darin eingerechnet Schürfstrecken von gut 100 Metern und den Materialaustrag auf rund 100 Metern,“ erklärt Marc Maaßen. „Über die 10-Stunden-Schicht gemessen, lagen wir zwischen 60 – 70 Touren, was einer Tagesleistung von gut 3000 m³ im Ein- und Ausbau entspricht.“ Damit liege der Bell 4206D etwa im Leistungsbereich eines Geräte-Teams aus 30-Tonnen-Kettenbagger (2,5-m³-Löffel), drei Großschleppern mit 10-m³-Mulde sowie eines 20-Tonnen-Dozers.

„Natürlich ist dies stark abhängig von Untergrundbeschaffenheit und Witterung,“ relativiert Marc Maaßen die hinsichtlich Maschineneinsatz und Personalbedarf sehr vorteilhafte Rechnung. „Wir arbeiteten in Bedburg auf ‚Neuland’, also mittelschwerem lehmhaltigen Boden in Verfüllungsbereichen des Braunkohle-Tagebaus. Das erleichtert zwar den Bodenabtrag, gleichzeitig jedoch kommt auch die Traktion des 4x4 bei nasser Witterung an ihre Grenzen. In Bedburg war bei 10 mm/m² Niederschlag pro Tag Schluss.“ Doch auch ohne rheinischen Landregen musste sich Fahrer Johannes Schiffer auf die Bedingungen einstellen. „Viele Abschnitte bargen schwieriges Material, etwa mit hohen Lehmanteilen. In wenigen Überfahrten ‚walkt’ die Zugmaschine dort die Feuchtigkeit im Untergrund nach oben, so dass weitere Schürfübergänge unmöglich werden.“

Dann „sattelt“ der Scraper-Zug einfach zum hoch effizienten Transportmittel um. Mit gehäuften 30 m³ und der Nenn-Nutzlast von 41,6 t der mit großer 29.5R25-Bereifung ausreichend geländefähigen E-Ject-Schürfkübeln (Bodenfreiheit: 53 cm) packt der Maaßen-Bell 4206D die Kapazität gleich dreier Schlepper/Mulden-Gespanne in einen Umlauf – dank gleichmäßigem Austrag wiederum mit deutlich weniger Dozer-Aufwand. Mehr noch: „Wir arbeiten derzeit daran, die computergestützte Bell-Scraper-Steuerung in unsere ATS/GPS-Steuerung zu integrieren. Mithilfe des Bell-Service haben wir bereits geeignete Can-Bus-Schnittstellen identifiziert – unser Ziel für den dann automatisch gesteuerten Schürfkübel-Austrag sind +/- 5 cm Höhentoleranz,“ erklärt Marc Maaßen Auch die Kombination mit einer „schweren“ Dreiachs-Anhängemulde ist denkbar: „Im reinen Schürf-Einsatz verbrauchen wir etwa 35 Liter pro Stunde – im Zugbetrieb mit 40 km/h liegt der Bell 4206D deutlich darunter. Mit einer entsprechenden Baustellen-Organisation lässt sich auch das effizient nutzen.“

Bild 1: Schnelle Transfers: Auf den Umlaufstrecken erreicht der 315-kW-starke Bell 4206D hohe Geschwindigkeiten. Die große Bodenfreiheit der Anhängescraper gewährleistet gute Geländeeigenschaften des beladen fast 90 Tonnen schweren Tandem-Zuges.

Bild 2: Auf Schürfstrecken von gut 100 Metern gewährleistet der kontinuierliche Flächenabtrag mit den 15-m³-Anhängescrapern (Schnittbreite 3,20 m, Schnitttiefe bis 20 cm) eine hohe Wirtschaftlichkeit bei großangelegten Erdbau-Projekten.

Bild 3: Direkter Vergleich: Im großflächigen Auftrag bringt der Bell-Scraper die gleiche Leistung wie ein Team aus 3 10-m³-Schleppern und einer 20-Tonnen-Raupe.

Bild 4: Bis zu 60 cm starke Lagen bringen die E-Ject-Scraper gleichmäßig aus. Dies spart Schubaufwand und erleichtert die Flächenmodellierung.

Bild 5: In das Cockpit des Bell 4206D ist das Bedienpanel integriert, mit dem Fahrer Johannes Schiffer die Tandem-Scraper präzise steuert.

Bild 6: Erfahrungsaustausch: Marc Maaßen (re.) mit Andreas Reinert, Vertriebsleiter Bell Equipment Deutschland. Aktuell sind knickgelenkte Zugmaschinen Bestandteil des Sondermaschinen-P­rogramms Bell VersaTruck.

Quelle: Bell