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„Design greift in die Maschinenkonstruktion ein“

Interview mit Werner Berens, Vorstand der Vecoplan AG

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Auf der IFAT, der Messe für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft in München, feierte Vecoplan mit einem leistungsstarken Zerkleinerer Premiere. Dieser kann Materialien wie Industrie- und Produktionsabfälle oder auch Sperrmüll in hoher Ersatzbrennstoff-Qualität aufbereiten und handhaben. Das Besondere an der Maschine ist das komplett neue Design. Warum sich Vecoplan dafür entschieden hat und welche Vorteile die Kunden davon haben, erklärt Werner Berens, Vorstand der Vecoplan AG, im Interview.

Herr Berens, warum muss ein Zerkleinerer gut aussehen?

Werner Berens: Schauen Sie sich Gabelstapler, Traktoren oder Hublader an. Das sind heute Hightech-Geräte. Sie sind nicht nur robust, man sieht es ihnen auch an. Sicher, in erster Linie geht es den Betreibern um Betriebsdaten, Zuverlässigkeit, Qualität, Kosten und Wartungsfreundlichkeit. Trotzdem spielt das Auge eine Rolle. Unsere Maschinen stehen bei unseren Kunden mitten in den Produktionshallen. Trotzdem möchten sie eine schöne Anlage in ihrer Produktion haben. Da ticken wir Menschen alle sehr ähnlich. Ich bin auch davon überzeugt, dass ein zeitgemäßes Erscheinungsbild leistungsstarke Technik assoziiert. Ein modernes Design ist einfach glaubhafter. Wir differenzieren uns sowohl farblich vom Wettbewerb, als auch geometrisch. Unsere neue Maschine kommt aus einem Guss.

Warum haben Sie die Maschine neu designt, und wer hat Sie dabei unterstützt?

Werner Berens: Wir sind ein zukunftsgerichtetes Unternehmen, das sollte das neue Design widerspiegeln. In erster Linie wollten wir unseren Markenkern abbilden und das zum Ausdruck bringen, für was Vecoplan steht: Pioniergeist, Mehrwerte, Verlässlichkeit und profitable Geschäftsprozesse. Der Kunde kauft unsere Produkte nicht allein aus emotionalen Gründen, wie das bei einem Auto, einem Tablet oder auch einem Kaffeeautomaten der Fall sein kann. Wichtig ist, dass wir uns in den Leistungsmerkmalen von unseren Wettbewerbern differenzieren. Diesen Gedanken muss auch das neue Maschinendesign transportieren – der potenzielle Käufer soll die Kraft spüren, die hinter der neuen Anlage steckt. Aber Design ist ja viel mehr als nur Farb- und Formgebung, es ist Anwender-Nutzen. Deswegen haben wir uns entschieden, dass wir uns in einer kleinen Gruppe mit diesem Thema beschäftigen. Als Partner haben wir Design Tech ins Boot geholt, ein international führendes Unternehmen für zielorientiertes Maschinendesign.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Werner Berens: Nachdem wir unser Ziel definiert hatten, haben wir uns verschiedene Designer angeschaut und mit deren Kunden gesprochen. Für uns war es unter anderem wichtig, ob es die Designer geschafft haben, das „Ich“ der Auftraggeber herauszuarbeiten. Bei der Wahl des geeigneten Designers war es für uns entscheidend: Versteht er uns, erkennt er das „Ich“ der Vecoplan? In einem Pitch hat uns Design Tech schließlich überzeugt.

Nach welchen Kriterien wurde die neue Maschine gestaltet?

Werner Berens: Wir haben uns auf den Mehrwert für den Kunden fokussiert und darauf, diesen sichtbar zu machen. Natürlich haben wir auch mit Emotionen gespielt. Aber am Ende des Tages ist das Design das Spiegelbild des Firmengesichts. Dabei geht es eben nicht nur um Optik, es geht auch um Ergonomie. Damit greift das Design in die Maschinenkonstruktion ein. Das heißt, der neue Zerkleinerer ist für den Bediener einfacher zu handhaben. Dazu kommen eine deutlich verbesserte Service- und Wartungszugänglichkeit – und das Thema Industrie 4.0. Wir reden nicht nur darüber, wir sind Vorreiter. Unsere Maschinen sollen in Zukunft erkennen, ob ein Verschleißteil ausgetauscht werden muss, und dieses selbstständig bestellen. Sie kommuniziert mit dem Bediener und gibt ihm rechtzeitig die Information, wann zum Beispiel eine Wartung ansteht. Unsere Maschine wird Kunden bei ihren Prozessen so noch besser unterstützen. Betreiber werden aber nicht nur mehr Freude daran haben, sie sollen auch Betriebskosten sparen. Sie wissen genau, was sie für ihr Geld bekommen, und können sich darauf verlassen.

Damit werden Sie den Zerkleinerer teurer anbieten als Wettbewerbsprodukte?

Werner Berens: „Teuer“ oder „günstig“ sind Wörter, die relativ sind. Wir haben nun die Möglichkeit, die modulare Denkweise stärker zu nutzen. Der Kunde erhält eine bedarfsorientiert ausgelegte Anlage. Das ist ein überzeugender Kostenvorteil. Klar ist: Betreiber profitieren von einer höheren Effizienz. Das spiegelt sich unter anderem in den Durchlaufmengen, in der Robustheit und in den Betriebskosten wider.

Wie lief der Designprozess ab?

Werner Berens: Wir haben ein kleines Kernteam definiert. Das bestand aus der Marketing- und der Produktmanagementleitung sowie dem Technischen Leiter und natürlich aus meiner Person. Denn die Implementierung eines neuen Maschinendesigns bedeutet einen Eingriff in viele Prozesse – es ist klar Chefsache. Im Spätherbst 2017 haben wir angefangen und von da an verlief alles nach einem recht straffen Zeitplan. Als wir Design Tech ins Boot geholt haben, haben wir deren Team intensiv zu unseren Märkten und zu den Charakteren unserer Kunden gebrieft. Wir haben im Vorfeld natürlich auch mit den Leuten gesprochen, die tagtäglich an oder mit den Maschinen arbeiten, wie Bediener, Kunden, Servicetechniker, Inbetriebnehmer, Monteure und Produktionsmitarbeiter. Das ist wichtig, damit am Ende das Ergebnis stimmt.

Als das Design beschlossen war, haben wir alle relevanten Fachabteilungen einbezogen, um deren Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben es geschafft, die Bedürfnisse unserer Kunden mit unserem Markenkern zu paaren. Gleichzeitig differenzieren wir uns stark von den Mitbewerbern. Ende April haben wir unseren Mitarbeitern die neue Maschine in der Produktionshalle demonstriert und das Thema Industriedesign gezeigt und zusammen im Werk gefeiert.

Haben Sie während des Prozesses auch mal die Richtung geändert?

Werner Berens: Nein, nie. Natürlich haben wir intern in unserem kleinen Kernteam kontrovers diskutiert, aber schon sehr früh gemeinsam eine Linie entschieden und im Detail das weitere Vorgehen geregelt. Ist eine Entscheidung erst einmal gefallen, stehe ich dazu und ziehe die Sache konsequent durch. Mit der neuen Gestaltung haben wir auch unser Corporate Design weiterentwickelt. Es ist frischer und moderner geworden – genau wie das Maschinendesign.

Wie genau wird sich das neue Design auf die anderen Baureihen in Ihrem Programm auswirken?

Werner Berens: Wir greifen beim Design unserer Maschinen tief in die Konstruktion ein. Wir haben 2013 eine Entwicklungsoffensive gestartet und so in den vergangenen Jahren neue und optimierte Produkte auf den Markt gebracht. Diesen Kurs und diese Geschwindigkeit werden wir fortsetzen. Das ist unser erklärtes Ziel. Denn nur mit zukunftsweisenden Produkten, die einen deutlichen Mehrwert bieten, können wir unsere Kunden unterstützen. Der neue Zerkleinerer, den wir auf der IFAT gezeigt haben, ist erst der Anfang. In den kommenden drei Jahren wollen wir alle Maschinenbaugruppen daraufhin überarbeiten und das neue Design als Gesamtgedanke in unser Unternehmen integrieren.

Wussten die Kunden schon vor der IFAT Bescheid, dass die Maschine auf den Markt kommt?

Werner Berens: Wir haben im Vorfeld vor der Messe mit mehrstufigen Kampagnen die Neugierde unserer Kunden geweckt. Aber für uns war es wichtig, den Spannungsbogen bis zur IFAT aufrecht zu halten. Wir wollten die Maschine bewusst in München präsentieren.

Quelle: Vecoplan AG; a1kommunikation Schweizer GmbH