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Frischer Glanz für alte Hallen

Reinigung von Marmorböden

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Mit den Jahren lässt der Glanz der Vergangenheit nach. Auch in der Alten Staatsgalerie Stuttgart strahlte der Kunststeinboden im Säulensaal längst nicht mehr so prachtvoll, wie es die auf ihm stehenden Skulpturen verdient hätten. Doch mit Hilfe der Technik und tatkräftiger Unterstützung des Kultursponsoring-Programms von Kärcher kehrte die Pracht in die ehrwürdige Halle zurück.

Die Alte Staatsgalerie Stuttgart gehört mit zu den ersten Museumsbauten Deutschlands. König Wilhelm I. von Württemberg ließ sich zwischen 1839 und 1843 unter der Leitung des Oberbaurats Gottlob Georg von Barth eine klassizistische Dreiflügelanlage für seine Kunstsammlungen errichten. Da in dem Komplex ebenfalls die königliche Kunstschule untergebracht war, wurde 1888 ein Anbau nötig. Nach den Plänen Albert von Boks entstand der jetzt sanierte Säulensaal. Um nicht nur das Museum, sondern auch sein Schloss Rosenstein adäquat ausstatten zu können, beauftragte der Monarch zudem junge und bis dahin meist unbekannte Künstler, eine Vielzahl von Marmor-Skulpturen anzufertigen. Nach dem Ende der Monarchie wurde diese Sammlung allerdings zum größten Teil versteigert. Lediglich 14 Skulpturen verblieben bis zuletzt im Depot der „Staatlichen Schlösser und Gärten“, Teil des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Da das Schloss Rosenstein im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und die Innenräume nicht mehr in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten sind, entschloss man sich 2010 die Skulpturen als Dauerleihgabe in der Säulen- und Apsidensaal der Alten Staatsgalerie aufzustellen. Sie sind eine der wenigen erhaltenen Räume des Museums und ähneln in ihrer Gliederung dem ursprünglichen Standort im Schloss. Fortan bot die Säulenhalle mit ihren grauen Marmorsäulen und Stuckdecken einen würdigen Rahmen nicht nur für die Kunstwerke, sondern auch ein stimmungsvolles Ambiente für viele Veranstaltungen.

Die rege Nutzung des Säulensaales hat jedoch auf dem hellgrauen Boden im Laufe der Jahre ihre Spuren hinterlassen. Dieser ist mit sogenanntem „Agglo“-Marmor ausgelegt. Dabei handelt es sich um einen 1968 in Italien auf den Markt gebrachten Kunststein, bei dem unterschiedliche Marmor-Körnungen sowie größere Bruchstücke mit Bindemittel in Form gegossen und anschließend in Platten gesägt werden. Rückstände von Reinigungsmitteln haben sich angesammelt, die neben der angekratzten Oberfläche des Materials das einstige Farbspiel des Marmors zu einem einheitlichen, matten Grau werden ließ. „Die besondere Herausforderung bei diesem Objekt bestand darin, den ursprünglichen Glanz des Bodens wieder herzustellen, so dass sich die Skulpturen darin spiegeln“, erklärt Klaus Krabbe, Leiter des Facility Managements der Staatsgalerie Stuttgart die Wünsche seiner Kollegen, der Restauratoren und Kuratoren. „Außerdem musste man mit dem Einsatz von Chemie sowie bei der Wassermenge vorsichtig sein aus Rücksichtnahme auf die säureempfindlichen Marmoranteile im Kunststeinboden. Aber eine erhöhte Luftfeuchtigkeit und Dämpfe der Reinigungsmittel betreffen natürlich ebenso Decke und Wände sowie die aus schneeweißem Marmor hergestellten Kunstwerke. Schließlich sind die nicht gerade leicht und verblieben während der Arbeiten in der Halle. Sie wurden lediglich beiseite gestellt.“

Die Lösung für diese Anforderungen lieferten die Reinigungsexperten von Kärcher: Mit dem Einsatz von Einscheibenmaschinen mit Diamantschleifpads wurde nicht nur bei dem Aufbereitungsprozess vollständig auf Chemie verzichtet, sondern der Anteil des Wassers auch auf ein Minimum gesenkt. Im ersten Arbeitsschritt wurden Grobschmutz und Pflegefilme mit einer 60-Liter-Scheueresaugmaschine mit Walzenschrubbkopf in der Ein-Schritt-Methode entfernt, um so wenig Feuchtigkeit wie möglich im Raum entstehen zu lassen. Es kamen harte, grüne Padwalzen zum Einsatz. Der hohe Anpressdruck von 260g/cm² sorgte für bestmöglichen Formschluss zum nahezu glatten Boden. Pflegereste und Schmutz wurden auf diese Weise mühelos entfernt und die Fugen bis in der Tiefe gereinigt. Die maximale Drehzahl der Walzenpads in Höhe von 1000 U/min bewirkte, dass der gelöste Schmutz dabei nicht in den Walzenpads verblieb. Durch die hohe Drehzahl entsteht ein Selbstreinigungseffekt: der Schmutz wird aus der Walze wieder herausgeschleudert. So kann gleichbleibend effektiv gearbeitet werden. Die Fläche wurde zweimal bearbeitet mit einer relativ niedrig dosierten, fünfprozentigen Reinigungsmittellösung um sicher zu sein, dass alle Rückstände der vergangenen Jahrzehnte restlos entfernt sind.

Die Randbereiche der Halle wurden mit der langsam laufenden, leistungsstarken Einscheibenmaschine BDS 43/180 C bearbeitet. Dieses Gerät wird mit einem Kabel aus dem Netz gespeist und für einen solchen Einsatz mit einem 10 kg schweren Zusatzgewicht ausgestattet um den Anpressdruck zu erhöhen. An manchen Stellen, wo die Pflegemittelrückstände besonders stark vertreten waren, musste auf manuelle Reinigung umgestiegen und diese mit der Klinge entfernen werden.

Beim nächsten Schritt, dem Schleifen, kamen drei unterschiedliche Modelle zum Einsatz: Die Nachläufer-Scheuersaugmaschinen B 60 W BP Dose und B 80 W BP Dose, jeweils mit einem Scheibenschrubbkopf bestückt, sowie die Aufsteh-Scheuersaugmaschine B 95 RS, ebenfalls mit einem Scheibenschrubbkopf ausgestattet. Um zügig voran zu kommen, hatten die vier in der Stuttgarter Staatsgalerie eingesetzten Kärcher-Mitarbeiter von jedem dieser Modelle gleich zwei mitgebracht. Die Akkulaufzeiten der drei Gerätetypen betragen zwischen zwei und drei Stunden.

Der Kunststein wurde beim Schleifen zunächst fünf Mal mit weißen Diamantpads der gröbsten Körnung in leicht überlappenden Bahnen abgefahren. „Um keinen Staub zu erzeugen und die Diamantpads freizuspülen mussten wir selbstverständlich immer Wasser zugeben. Aber mit lediglich 30 % der bei diesen Geräten maximal möglichen Menge sind wir gut zu Recht gekommen.“, erklärt Gerd Heidrich, Schulungsreferent bei Kärcher. Die dabei entstandene Kalkschlämme haben die Maschinen während des Arbeitsgangs mit dem Saugbalken sofort wieder aufgenommen. So entstand eine gleichmäßige, matte Oberfläche, auf der Kratzer und Überstände an den Fugen verschwanden. Danach wurden die Geräte mit einem gelben Diamantpad mittlerer Körnung ausgestattet und die Fläche abschnittsweise zehn Mal abgefahren. Genauso oft folgte die Bearbeitung mit einem grünen Diamantpad feinster Körnung. Jede Überfahrt erfolgte in ihrer Ausrichtung gegenüber der vorherigen und um 90° versetzt, damit ein gleichmäßiges Ergebnis erzielt wird. Der Wechsel der Schleifscheiben mit den darauf montierten Diamantpads ist dabei recht einfach: Sie haften ähnlich einem Klettverschluss auf Treibtellern mit einer Arretierung in der Mitte, dem sogenannten Centerlock, der sich ganz ohne Werkzeug mittels eines Fußpedals lösen lässt.

Damit die für den Schleifprozess als am besten geeigneten Einstellungen bei jedem Bediener der Maschinen exakt eingehalten wurden, hat Gerd Heidrich die Scheuersaugmaschinen über das KIK-System (Kärcher Intelligent Key) programmiert: ihre Geschwindigkeit wurde auf maximale 2 km/h begrenzt, das Anpressgewicht der Scheibe für das Schleifen auf das Maximum, die Wasserzugabe auf 30 % gesetzt, die Absaugleistung halbiert. „Das erzeugt nicht nur weniger Geräusch, sondern verbraucht auch weniger Energie, womit sich die Laufzeit der Maschine verlängert“, erläutert Heidrich sein Vorgehen. „Insgesamt kommen wir dank der mit 65 cm sehr großen Arbeitsbreite der Schrubbköpfe gut voran. Auch weil der Boden sich in einem besseren Zustand befindet als er es auf den ersten Blick vermuten ließ“, fährt er fort. „Nur um bis ganz in die Ecken zu gelangen und bei den Sockeln der Säulen muss man Hand anlegen.“

Zum Abschluss, dem „Finish“ des Säulensaales, kam schließlich die BDP 50/1500 zum Einsatz. Eine Highspeed-Maschine, die wie das eingangs für die Grundreinigung in den Randbereichen eingesetzte Gerät mit dem Kabel direkt aus dem Netz gespeist wird. Sie erzeugt ein ebenmäßiges Bild der Oberfläche und den sogenannten „Wasserglanz“. Vor und nach ihrem Einsatz haben die Kärcher-Mitarbeiter die Reflexion der Bodenoberfläche genau ermittelt: Der Messwert ergab eine Erhöhung um das 5 bis 6-fache. Facility Manager Klaus Krabbe ist von dem sehr gut sichtbaren Ergebnis mehr als überzeugt: „Der Eindruck ist absolut so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Saal mit Hochglanzboden, der aus der Oberfläche des Materials und nicht aus Reinigungszusatzstoffen entsteht. Und es gibt einen angenehmen Nebeneffekt: Ein sauberer Boden ist viel rutschsicherer!“ Damit das in Zukunft so bleibt, bietet sich eine regelmäßige Reinigung mit einer Scheuersaugmaschine mit Scheibenkopf und Diamantpads feinster Körnung an. Doch nicht nur der jetzt erzielte, edle Eindruck bleibt auf diese Weise erhalten, auch das feine Farbspiel des Marmors – und das ganz ohne Reinigungsmittel. Das würde neben dem Budget des Hauses Mitarbeiter, Umwelt und besonders den empfindlichen Fußboden sowie die Skulpturen schonen und diese dauerhaft in Szene setzen: So wie die lasziv auf einem Fell liegende Bacchantin von Luigi Bienaimé oder Guiseppe Pisanis Amor und Psyche, die sich eng umschlungen händchenhaltend tief in die Augen blicken.

Quelle: Kommunikation2B