20. Mai 2016, 16:17
Stufenloses Wandler-Getriebe hat sich im Rohstoffabbau im Kies- und Schotterwerk Kreuzfeld durchgesetzt
Immer wieder saust er an die Wand, um Nachschub zu holen: der Cat Radlader 972M XE. Seine fünf Kubikmeter große Schaufel füllt sich mit dem Sand und dann nimmt die Baumaschine im Kies- und Schotterwerk Kreuzfeld volle Fahrt auf. Ihr Ziel ist die Aufgabe, wo eine grobe Vorabsiebung erfolgt und der Rohstoff über Förderbänder zur weiteren Aufbereitung transportiert wird. Die 50 Meter Entfernung muss das Arbeitsgerät am Tag x-fach zurücklegen und die Rampe am Aufgeber hochfahren – kein Wunder, dass das Thema Spritverbrauch in dem Betrieb längst einen hohen Stellenwert hat. Seit 2013 setzt das Unternehmen erstmals auf einen Radlader mit leistungsverzweigtem, stufenlosem Getriebe. Der 966K XE wurde zwischenzeitlich gegen den Nachfolger getauscht: einen 966M XE. Doch dabei ist es nicht geblieben: ein weiterer Radlader in Form eines Cat 972M XE hat im Rohstoffabbau Einzug gehalten.
„Eigentlich schade, dass es neben der 24- und 26-Tonnen-Klasse nicht auch noch den 962 als 19-Tonner in der XE-Variante gibt. Denn so eine Baumaschine fehlt uns noch“, so der Geschäftsführende Gesellschafter Volker Wandhoff, der das Unternehmen zusammen mit seinem Vater führt. Mittelgroße Cat Radlader wie ein 966G, 966H und 950K sind noch an anderen Standorten des Unternehmens im Einsatz, wie in Kossau, Vierhusen, Röbel und Börnsdorf/Bosau – etwa in der Rückverladung. Doch in Kreuzfeld befindet sich eines der mächtigsten Kiesvorkommen in Schleswig-Holstein auf einem Areal von 170 Hektar Fläche.
Seitdem Zeppelin das XE-Getriebe auf der NordBau 2012 eingeführt hat, hat sich die Baumaschinentechnologie zu einem Bestseller entwickelt. Innerhalb eines Jahres wurden hundert Maschinen verkauft – die Kieswerke Kreuzfeld erhielten das 100. Modell 2013 von Dirk Carstensen, Zeppelin Verkäufer der Niederlassung Hamburg, der das Unternehmen betreut und ihm alle Cat Baumaschinen verkauft. Auf der Baufachmesse meinte Volker Wandhoff damals: „Wir haben die Maschine getestet und sind von dem Resultat begeistert. Damit ist ein echter Quantensprung nach vorne gelungen.“ An seinem Urteil hat sich bis heute nichts geändert: „Die Leistung ist außerordentlich. Selbst mit einer vollen Schaufel muss der Fahrer das Gaspedal nicht durchtreten, sondern fährt noch immer mit 1 500 Umdrehungen.“
Schon bei dem 966K XE konnte eine Verbesserung von bis zu 25 Prozent beim Kraftstoffverbrauch erzielt werden – im Vergleich zu konventioneller Baumaschinentechnik. Nochmal unterboten haben hier die Radlader der nächsten Generation. Der Cat-Acert-Diesel-Motor C9.3 und das innovative Getriebe sind zwar wesentlich dafür verantwortlich, dass der Spritverbrauch bei den XE-Vertretern nicht in die Höhe schnellt, doch das reicht dem Unternehmen nicht. Deswegen wurde der neue Radlader 972MXE zusätzlich mit einer Leerlaufabschaltung ausgerüstet. Durch eine Programmierung des Steuergeräts schaltet der Motor nach rund fünf Minuten im Leerlaufbetrieb ab. So wird verhindert, dass die Tanknadel sich zu schnell in Richtung Null bewegt.
Otto Lamp, seit 44 Jahren im Betrieb und einer der sechs Fahrer, war erst skeptisch, als er zum ersten Mal den Cat 966K XE steuern sollte. Inzwischen will er nichts mehr anderes fahren, berichtet Volker Wandhoff. Denn: „Er hatte früher Probleme mit der Schulter aufgrund des ständigen Kurbelns am Lenkrad, heute sind seine Schulterschmerzen mittlerweile verschwunden.“ Der Joystick-Lenkung sei Dank. Mit der neuen Joystick-Steuerung musste sich dagegen Jörg Schneider, Fahrer des 972M XE, nicht gesondert vertraut machen: „Die kannte ich schon von dem Modell 972K.“ Was ihm aber an seinem neuen Arbeitsplatz umgehend aufgefallen ist: „Ich brauche nur wenig Standgas, das war schon bei der K-Serie der Fall und liegt am Vario-Schaltgetriebe. Das neue stufenlose Getriebe läuft noch sparsamer, was den Spritverbrauch betrifft. Ich fahre den Radlader mit 19 Litern in der Stunde im Schnitt bei dieser Entfernung von der Wand zum Abkippen und somit fünf Liter weniger als vorher.“
Das Füllen der Schaufel erleichtert ihm die Funktion AutoDig. Sobald die Schaufel in Grabposition ins Material dringt, sorgt die Steuerung für den bestmöglichen Füllungsgrad und minimiert gleichzeitig das Durchdrehen der Räder. Der Fahrer kann sich dabei ganz auf das Lenken und Gasgeben konzentrieren, kann aber auch jederzeit mit dem Joystick ins Geschehen eingreifen. „Da innerhalb unserer Sand- und Kiesgrube in Kreuzfeld unterschiedliche Material-Qualitäten auftreten, müssen von dem Radlader verschiedene Stellen angefahren werden. Der Fahrer muss dabei mal mehr, mal weniger nachhelfen, die Schaufel voll zu bekommen“, so Produktionsleiter Stephan Weckesser. Eine Kontrolle bietet für Jörg Schneider und Otto Lamp eine in die Radlader der M-Serie integrierte Waage, um so die maximale Schaufelnutzlast auszureizen. Bereits während des Füllvorgangs wird das Gewicht des Schaufelinhalts ohne Ladespielunterbrechung erfasst. So kann der Fahrer schnelle Nutzlastkorrekturen vornehmen, bevor er die Maschine vom Haufwerk zurücksetzt. Ein Display zeigt die aktuellen Nutzlastdaten an, um sowohl Überladung als auch Unterladung von Lkw zu vermeiden. Zudem werden die Daten gespeichert, um die Effizienz der Arbeitsabläufe zu prüfen und gegebenenfalls verbessern zu können. „Leider ist die Waage nicht eichfähig. Deswegen können wir sie nur zur Kontrolle der Ladeleistung am Ende eines Arbeitstages nutzen“, meint Wandhoff.
Verladen werden Spezialsande, Kies, Splitt, Mineralgemische und RC-Materialien, für Kunden aus der Betonindustrie, von Asphaltmischwerken, aus dem Hoch-, Tief- und Straßenbau. Auch die Bahn oder Deponiebaustellen sowie öffentliche Baumaßnahmen versorgt das Unternehmen mit Schüttgütern. 30 Mitarbeiter stemmen eine Jahresproduktionsleistung von 700 000 Tonnen – 260 Produkte sind im Portfolio. Seit 1924 wird der Abbau, der bis 2028 genehmigt ist und optional weitere 25 Jahre verlängert werden kann, vorangetrieben. Die Hälfte der Fläche wurde bereits ausgekiest und wieder rekultiviert. Für das Engagement im Umweltschutz würdigte der Bundesverband Mineralische Rohstoffe das Unternehmen 2012 mit einem zweiten Platz für seine Bemühungen zur Renaturierung stillgelegter Abbauflächen bei gleichzeitiger Freizeitnutzung des Geländes mit dem Nachhaltigkeitspreis. Nachhaltigkeit wird noch an anderer Stelle deutlich: Eine betriebseigene Windkraftanlage erzeugt Strom zur Energieversorgung der Anlagentechnik des Kieswerkes. Anstelle zur Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird die Umwelt bei 20-jähriger Betriebsdauer um den Ausstoß von 18 000 Tonnen Kohlenmono- und -dioxiden sowie 8 700 Tonnen Schwefeloxiden entlastet, hat das Unternehmen kalkuliert. In seine Nachhaltigkeitsbilanz fließt auch der Baumaschineneinsatz ein. Hier leistet auch das XE-Getriebe seinen Beitrag, wenn weniger Kohlendioxid anfällt.
Quelle: Foto: Caterpillar/Zeppelin