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Qualität schafft Quantität

European Quality Association for Recycling (EQAR)

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Seit 2006 engagiert sich die Europäische Güteschutzvereinigung European Quality Association for Recycling (EQAR) für die qualitäts-orientierte Wiederverwertung mineralischer Abfälle und für die Anerkennung von Recycling-Baustoffen als leistungsfähige, wirtschaftliche und umweltverträgliche Alternativen zu Primär-Baustoffen.

Als Fördermitglied begleitet Sandvik Construction seit Jahren die Arbeit im EQAR und unterstützt dessen Eintreten für klar definierte Recycling-Rahmenbedingungen in Europa. Im Gespräch erläutern der langjährige EQAR-Präsident Manfred Wierichs und EQAR-Vorstand Marc-Johann Bollig die Ziele des Verbandes und die anstehenden Herausforderungen.

Wer ist EQAR und was sind die Ziele des Verbandes?

Manfred Wierichs : Die EQAR fördert das qualitativ hochwertige Recycling von mineralischen Bau- und Abbruchabfällen auf europäischer Ebene. Wir wollen eine hohe Akzeptanz dieser Recycling-Baustoffe erreichen, sowohl im Hinblick auf die technische Qualität in ihrer Verwendung als auch hinsichtlich ihrer uneingeschränkten Umweltverträglichkeit. Hochwertige Recyclingtechnologien ermöglichen die Produktion von hervorragenden Gesteinskörnungen, die vorzugsweise als Frostschutz und Tragschichten im Straßenunterbau Verwendung finden.

Derzeit zählt die EQAR etwa 30 Mitglieder, darunter Baustoffrecycling-Verbände und Güteschutzvereinigungen aus Italien, Österreich, der Slowakischen und Tschechischen Republik sowie Deutschland. Als Einzelmitglieder engagieren sich Recyclingunternehmen aus den Niederlanden, Großbritannien, Irland, Bosnien, Polen und Russland. Über international aufgestellte Fördermitglieder steht die EQAR darüber hinaus im engen Austausch mit Branchenausrüstern. Die hervorragende Qualität von qualitätsgesicherten Recycling-Baustoffe basiert nicht zuletzt auch auf einer hocheffizienten und innovativen Maschinentechnik, wie sie unsere Fördermitglieder herstellen und vertreiben.

Die EQAR-Geschäftsstellen in Berlin und Brüssel koordinieren die Arbeit im Verband und seinen verschiedenen Ausschüssen. Deren Aktivitäten und Ergebnisse sind wiederum Gegengestand regelmäßiger Fachtreffen und der EQAR-Mitgliederversammlungen, die im Wechsel in unseren „Mitgliedsländern“ stattfinden. So tagten wir zuletzt Ende September 2014 auf Initiative unseres Fördermitglieds Sandvik Construction an dessen Produktionsstandort für mobile Aufbereitungsanlagen im nordirischen Ballygawley.

Neben der Bündelung von nationalen Recycling-Kompetenzen engagiert sich EQAR dezidiert europaweit, Welche Schwerpunkte setzen Sie hier?

Manfred Wierichs: Gesamteuropäisch leistet die EQAR sowohl politisch als auch technisch Lobbyarbeit für das Baustoff-Recycling. Wir stehen in ständigem Dialog mit den zuständigen Umwelt- und Wirtschafts-Direktionen der EU-Kommission. Deren Mitarbeiter nehmen ebenso wie Mitglieder des Europäischen Parlaments und Politiker aus EU-Mitgliedsländern auch regelmäßig an den Europäischen Baustoff-Recycling-Kongressen der EQAR teil.

In den europäischen Normungsgremien sind wir über Experten unserer Mitgliedsverbände bzw. des Europäischen Bauwirtschaftsverbands FIEC vertreten, dem die EQAR-Geschäftsstelle in Brüssel angegliedert ist.

Eine zentrale Forderung der EQAR ist seit langem eine europäische Regelung für das Abfallende und damit den Produktstatus von qualitätsüberwachten Recycling-Baustoffen. Als Beitrag hierzu hat der Technische Ausschuss der EQAR eine Europäische Qualitätssicherung für Recycling-Baustoffe geschaffen, die auf einer unabhängigen Fremdüberwachung der technischen und einschlägigen Umwelteigenschaften beruht.

Qualitätsgesicherte Recycling-Baustoffe sind hochwertige Bauprodukte, die nach einschlägigen europäischen Normen für Gesteinskörnungen uneingeschränkt im Bauwesen anwendbar sind und auch hinsichtlich der Umweltverträglichkeit Primärbaustoffen in nichts nachstehen.

Unter dem Stichwort „Kreislaufwirtschaft Bau“ scheint der Beitrag des Baustoff-Recycling politisch unumstritten. Wo sehen Sie dennoch Handlungsbedarf?

Manfred Wierichs: Die EU-Kommission möchte die Ressourceneffizienz verbessern und ein Wirtschaftswachstum unabhängig von einer Zunahme des Ressourcenverbrauchs ermöglichen. Durch den Ausbau der Kreislaufwirtschaft im Bereich mineralischer Rohstoffe sollen die natürlichen Lebensräume geschont und die Deponierung nach Möglichkeit bis zum Jahr 2020 ganz abgeschafft werden. Konkret definiert die EU-Abfallrahmenrichtlinie, dass bis zu diesem Zeitpunkt 70% aller mineralischen Abfälle verwertet werden müssen.

Wir begrüßen diese Zielsetzungen natürlich, zweifeln jedoch unter den derzeitigen Voraussetzungen an deren Umsetzbarkeit im geplanten Zeitrahmen und Umfang.

Stattdessen registrieren wir aktuell gewisse Fehlentwicklungen, wie etwa akute Deponieengpässe für mineralische Abfälle in einigen Regionen – darunter auch EU-Staaten mit bereits hohen Recyclingquoten, wie z.B. Deutschland. Gerade bei Großprojekten mit einem hohen Anfall an heute noch „unqualifizierten“ Baurestmassen führt deren Entsorgung über oft Hunderte von Kilometern zu erheblichen Transportmehrkosten, unnötigen Belastungen der Verkehrsinfrastruktur sowie zu einem erhöhten CO2-Ausstoß.

Zusätzlich verbrauchen die Gewinnung und der Transport der entsprechenden Primärbaustoffe sehr viel Energie – Ressourcen, die bei einem im besten Falle ortsnahen Recycling mineralischer Abfälle größtenteils eingespart werden könnten.

Der von der EQAR geforderte Produktstatus für qualitätsgesicherte Recycling-Baustoffe hätte also unmittelbaren Einfluss auf die EU-Nachhaltigkeitsziele und böte nicht zuletzt nennenswerte Einsparpotentiale gerade im steuerfinanzierten öffentlichen Bau.

Wir sehen hier die EU-Kommission in der Verantwortung, möglichst rasch europäische Regelungen für das Baustoff-Recycling zu schaffen, und damit die Kreislaufwirtschaft Bau konsequent voran zu bringen.

Wie stellt sich die derzeitige Situation des Baustoff-Recyclings in Europa dar?

Marc-Johann Bollig: Es wirft leider ein bezeichnendes Licht auf die europäische Politik, das nach wie vor keine einheitliche Abfallstatistik zur Verfügung steht. Deshalb lässt sich das Gesamtaufkommen wiederverwertbarer mineralischer Abfälle in Europa nur schätzen und nicht anhand belastbarer statistischer Daten wiedergeben.

EQAR bemisst das Aufkommen mineralischer Abfälle in Europa auf über 1 Mrd. Tonnen jährlich. Unsicherheiten liegen beispielsweise in der statistischen Erfassung von Böden, die z.B. in Deutschland bei Wiederverwendung in Bauwerken ebenfalls als Ersatzbaustoffe gelten, in anderen EU-Mitgliedsstaaten aber nicht den mineralischen Abfällen zugerechnet werden.

Auch die tatsächlichen Recyclingquoten sind in Europa nicht einheitlich erfasst. In einigen EU-Staaten gilt auch die Verfüllung von Tagebauen als Verwertung und fließt somit in die Recycling- und Verwertungsquote ein. Betrachtet man nur die tatsächliche Aufbereitung mineralischer Bau- und Abbruchabfälle zu Recycling-Baustoffen, dürften die Verwertungsquoten in Europa zwischen nahezu 0 % und über 80% schwanken.

Vor dem Hintergrund der 70%-Zielvorgabe der EU-Abfallrichtlinie liegen wir gesamteuropäisch derzeit wohl bei 50 % Verwertungsquote – absolut gesehen werden also etwa 500 Mio. Tonnen mineralischer Abfälle pro Jahr entsorgt, für die in den nächsten fünf Jahren noch Verwertungskanäle geschaffen werden müssen.

Verwertung“ heißt für EQAR „Vermarktung“ – wenn wir die bisherigen Aussagen zu Abfallende und Produktstatus richtig interpretieren. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Marc-Johann Bollig: Aufgrund einer fehlenden Europäischen Regelung wurden in mehreren europäischen Mitgliedsstaaten sogenannte Abfallende-Verordnungen für mineralische Baustoffe geschaffen bzw. stehen kurz vor ihrer Verabschiedung. Allerdings weisen die nationalen Regelungen sowohl in Untersuchungsumfang bzw. -aufwand, als auch bei technischen und Umwelteigenschaften erhebliche Unterschiede auf. Dadurch wird ein grenzüberschreitender oder gar europaweiter Handel mit Recycling-Baustoffen unmöglich. Wiederum ein klarer Nachteil gegenüber Primär-Baustoffen, deren Verwendung seit Jahren EU-harmonisiert geregelt ist.

Die vorliegenden nationalen Abfallende-Verordnungen und die ausstehenden europäischen Regelungen stehen im Mittelpunkt des Europäischen Baustoff-Recycling-Kongress 2015 am 8. Mai in Rotterdam. Gemeinsam mit Vertretern aus dem Europäischen Parlament, der EU-Kommission, der Wissenschaft und der Recycling-Branche diskutiert die EQAR dort die derzeitigen Tendenzen im europäischen Baustoff-Recycling. Wir werden die Aktivitäten der Branche in den einzelnen Mitgliedsstaaten beleuchten und im Rahmen der Verleihung des Europäischen Baustoff-Recycling-Award 2015 auch innovative Lösungen für die Kreislaufwirtschaft Bau vorstellen. Hierzu liegen uns bereits zahlreiche Bewerbungen mit jeweils sehr überzeugenden Projekten rund um das Baustoff-Recycling vor. Die Bandbreite der Bewerbungen reicht von wissenschaftlichen Arbeiten zur Optimierung der Recyclingfähigkeit von Gebäuden über neue Anlagentechnologien bis hin zu innovativen Recycling-Produkten. Die Jury wird es nicht leicht haben, hieraus einen Preisträger auszuwählen.

Die Veranstaltung findet bei der Firma REKO B.V. statt, die in Rotterdam die größte und modernste Hochtemperatur-Anlage für PAK-haltige Bauabfälle in Europa betreibt.

Mit dem EQAR-Qualitätszeichen für Recycling-Baustoffe leistet Ihr Verband einen eigenen Beitrag zur europäischen Vereinheitlichung. Was sind die Ziele und wie ist die Akzeptanz bei Produzenten und Abnehmern?

Marc-Johann Bollig: Mit dem EQAR-Qualitätszeichen bieten wir europaweit eine Qualitätssicherung von Recycling-Baustoffen an. Diese basiert auf einer Erstprüfung, einer fortlaufenden Überwachung durch europäisch akkreditierte Prüfinstitute sowie einer regelmäßig werkseigenen Produktionskontrolle. Die Qualitätsrichtlinie regelt die Kontrolle des Input- und Output-Materials einschließlich der erforderlichen Dokumentation. Das Qualitätszeichen wird an die Betriebe verliehen, deren Produkte den einschlägigen europäischen Baustoff-Normen sowie den Umweltanforderungen genügen. Hierbei werden sowohl die nationalen Umweltanforderungen als auch dort – wo solche nicht existieren – europäische Mindeststandards – kontrolliert.

Die EQAR-Qualitätssicherung ist ein System, das sich flexibel an zukünftige technische und Umweltvorschriften anpasst und dabei auch die technologische Entwicklung im Ausrüstungsbereich berücksichtigt. Bereits heute schon wollen wir damit bestehende Vorbehalte gerade auch öffentlicher Auftraggeber gegenüber Recycling-Baustoffen wirksam zerstreuen und deren Akzeptanz als leistungsfähige, wirtschaftliche und umweltverträgliche Alternativen zu Primär-Baustoffen nachhaltig steigern.

Bereits seit Jahren engagiert sich Sandvik Construction als Fördermitglied bei EQAR. Worin liegt die Motivation Ihrer Fördermitglieder und wie stehen diese zur Forderung nach stärkerer Regulierung im Recycling-Bereich?

Manfred Wierichs: Die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Branchenverbänden hat eine lange Tradition bei Sandvik. Der Hersteller profitiert durch die große Nähe zu unseren Mitgliedern, die ja seine potentiellen Endkunden darstellen. Ebenso wichtig ist jedoch, dass er durch aktive Mitarbeit Trends und Tendenzen in der Praxis frühzeitig erkennt und direkt in die technische Entwicklung einfließen lassen kann. Das gilt vor allem auch für Verbesserungen in den Bereichen Produktqualität, Sicherheit und Umweltschutz als zentrale Anforderungen an eine hochwertige Anlagentechnik. Unser Besuch bei Sandvik hat bestätigt, dass unsere Anforderungen an ein qualitativ hochwertiges Baustoff-Recycling zu der Unternehmensphilosophie und den Anlagenkonzepten von Sandvik passen.

Aufgrund der fehlenden Vorgaben auf europäischer Ebene profitieren alle unsere Fördermitglieder eindeutig vom EQAR-Engagement im Recycling-Bereich. So unterstützt auch Sandvik, als weltweit aktiver Hersteller unsere Forderung nach einem Abfallende und einem damit klar definierten europäischen Produktstatus für Recycling-Baustoffe. Mit ihrer enormen Reichweite in einem der stärksten Wirtschaftsräume haben Europäische Standards globalen Vorbildcharakter. Gerade im Hinblick auf Umweltschutz und nachhaltiges Ressourcen-Management können Sandvik und andere Anlagenhersteller diese Chance nutzen, mit ihren in Europa entwickelten Anlagenkonzepten auf dem Weltmarkt die technologische Führung zu übernehmen. Welche Dynamik dabei die EU-Kommission mit eigentlich wenig Aufwand entwickeln kann, können wir als Endverbraucher an Beispielen wie der Abgas- oder Energieeffizienz-Verordnung gut einschätzen.

Als Anlagenhersteller ist Sandvik sowohl im Rohstoff- als auch im Recycling-Bereich tätig. Setzt sich man sich mit einem Engagement für eine bessere Marktgängigkeit von hochwertigen Recycling-Baustoffen nicht genau zwischen die Stühle?

Manfred Wierichs: Wir hoffen, dass die von EQAR angestrebte Entwicklung insgesamt klarere Marktstrukturen für ganz Europa bringen wird. Davon werden beide Seiten profitieren, wenn man davon ausgeht, dass ressourcenschonende Steuerungsmaßnahmen wie Abgrabungsbeschränkungen und Deponierverbote wie angekündigt umgesetzt werden. Die Ausgangslage dafür illustrieren ganz gut diese Zahlen: Im Jahr 2012 konnten in Deutschland trotz einer im europäischen Vergleich guten Recyclingquote von 70 % für Bauschutt nur 12 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen durch Recycling-Baustoffe abgedeckt werden. Zukünftig erscheint es also mehr als notwendig, dass sich Recycling und Rohstoffgewinnung eher ergänzen als in Konkurrenz zueinander zu stehen.

Quelle: Sandvik