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Trends in der Futtererntetechnik

Arbeitsentlastung, Nachhaltigkeit und sichere Futterhygiene

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Heinz-Günter Gerighausen, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Fachschule Kleve

Die Verkehrssicherheit hat bei landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten einen hohen Stellenwert. Vorteilhaft sind dann Schutzvorrichtungen, die sich aus der Kabine per Knopfdruck steuern lassen. Auch bei der Grasernte mit leistungsstarken Häckslern wünscht man sich ein passendes Leistungsmanagement per Knopfdruck, was die Fahrer entlastet und die Umwelt schont. Das Thema Nachhaltigkeit bekommt in der Technik eine zunehmende Bedeutung. Ressourcenschonende Konzepte und Einsätze sind wünschenswert. Die Angebotspalette reicht von einem neuen Doppelmesser, einem klappbaren 4 m-Frontmähwerk, einem intelligenten Treibriemen bis hin zum automatisch schaltenden Zweiganggetriebe in Packenpressen.

Die Futterhygiene entscheidet über Silierverluste und Futteraufnahme. Vom Mähen über das Schwaden bis zum Bergen verfolgen technische Entwicklungen dieses ökonomisch und ökologisch wichtige Ziel. Das kann der erste Schwader mit Gleitkufen statt Stützräder ebenfalls für sich in Anspruch nehmen.

Der Anbau von Silomais für die Viehhaltung und den Energiebereich ist sehr umfangreich. Die bescheidenen Standortansprüche spiegeln sich auch im Anbau wieder, wo kleinstrukturierte Schläge für den Anbau genutzt werden. So sind bei einem Anbauumfang von 30 ha 25 Schläge keine Seltenheit. Für die Verkehrssicherheit bedeutet das den 25-maligen Ab- und Anbau der Schutzeinrichtungen. Ein Zeitaufwand, der jedes Mal mit mindestens einer Minute zu veranschlagen ist, hier im Beispiel ein Zeitaufwand von mind. 50 min. Ein Aufwand, der die Verfahrensleistung reduziert und damit die Kosten erhöht. Mit im Erntevorsatz integrierten Schutzvorrichtungen schwenken diese per Knopfdruck geschaltet ein und aus.

Die zunehmende Antriebsleistung der Feldhäcksler ist in der Grasernte nicht so gefragt. Hier spielen viele Faktoren für eine hohe Durchsatzleistung eine Rolle. Auf Dauergrünland mit seiner natürlichen Oberfläche ist einmal hierdurch die Fahrgeschwindigkeit begrenzt als auch für den Abfahrer, der bei hohen Erntegeschwindigkeiten sein Gespann zum Feldhäcksler in sicherem Abstand halten muss. Eine interessante Lösung ist die kombinierte Regelung von Motorleistung und Vorfahrtsgeschwindigkeit. Die überschüssige Leistung des Häckslermotors lässt sich über veränderte Motorkennlinien anpassen. Über ein Assistenzsystem wählt man eine Motordrehzahl, eine Geschwindigkeit und eine von zehn Kennlinien vor. Nach der Betätigung des Autopiloten fährt das Gespann los. Die voreingestellte Motordrehzahl nimmt die Maschine direkt an und hält sie über die automatische Regelung konstant. Ist die voreingestellte Motorleistung aufgrund eines schwachen Erntebestandes zu hoch, wechselt das System bei konstanter Fahrgeschwindigkeit und Motordrehzahl in eine niedrigere und damit effizientere Leistungsstufe. Analog schaltet das System bei steigender Erntemenge in eine höhere Leistungsstufe. Erst wenn die höchste Leistungsstufe nicht mehr reicht, wird auch die Fahrgeschwindigkeit automatisch so weit reduziert, dass die voreingestellte Motordrehzahl gehalten werden kann. Das führt insgesamt zu einer besseren Motorauslastung vor allem auch im Teillastbereich und zu einem gleichmäßigeren Gesamternteprozess.

Im Bagger- und Staplerbetrieb sind Joysticksteuerungen Stand der Technik. Von der ergonomisch guten Sitz- und Arbeitsposition schwärmen die Fahrer. Im Feldhäcksler-betrieb lassen sich diese Vorteile mittlerweile ebenfalls nutzen. Ist der Fahrersitz dann auch noch schwenkbar und in der Neigung verstellbar, ist das Arbeitskomfort pur. Eine Entwicklung in die richtige Richtung der Arbeitsentlastung.

Landwirtschaftliche Nachernteprodukte wie Getreide-, Raps- und Maisstroh sind in der Landwirtschaft als auch in der Industrie gefragt und zunehmend eingesetzt. Die Bergung, der Transport und die Lagerung erfolgen über Quaderballen mit unterschiedlichen Abmessungen. Für den weiteren Verarbeitungsweg unterliegen diese Ballen einem Auflöseprozess. Als Endprodukte können Pellets, Kurzstroh und Strohmehl das Ziel sein. Mit der automatischen Garnentfernung werden bei diesem Stationäreinsatz die Bänder der aufzulösenden Großpacken automatisch aufgeschnitten, vom Ballen gezogen und sicher aufgewickelt und anschließend in einem Behältnis abgelegt, ohne dass eine Arbeitskraft in der staubigen Umgebung Hand anlegen muss. Auf der Unterseite des Ballens durchtrennt ein Dreiecksmesser die Garne. Auf der Oberseite rafft eine Harke das Garn zusammen und führt es einer hydraulisch angetriebenen Spindel zu. Die wickelt das Garn über Drehbewegungen auf und legt es anschließend in einen Behälter ab. Notwendige Ablaufänderungen erfolgen über eine Fernsteuerung. Die Arbeitssicherheit, der Bedienkomfort, die Arbeitserleichterung und die Wirtschaftlichkeit spiegeln hier den hohen Kundennutzen wider.

Die Entwicklung bei den Mähwerkskombinationen ist geprägt von hoher Schlagkraft. Bei den Mähwerken hat die Scheibe mit zwei Klingen als Mähelement ihre klare Dominanz. Alternativen fristen ein Schattendasein. Das Doppelmesser hat konzeptionell den Nachteil der höheren Fremdkörperempfindlichkeit, dem höheren Wartungsaufwand und der begrenzten Arbeitsgeschwindigkeit. Unschlagbare Vorteile sind der sehr günstige Leistungsbedarf von nur 2 kW/m Arbeitsbreite, das geringe Gewicht von 100 – 120 kg/m Arbeitsbreite, der exakte Scherenschnitt, leichter Anbau an den Schlepper, auch als Schmetterling mit bis zu 10 m Arbeitsbreite, dann reichen 60 – 70 PS Schlepperleistung, ist die Mähtechnik für schwach tragbare Standorte und alpine Mähsituationen. Mit einer neuen Doppelmessergeneration gönnt man dieser Technik eine weitere Verbreitung. Denn mit der neuen Klingengeometrie ist eine deutlich bessere Auflage zwischen Ober- und Untermesser erreicht. Mit den veränderten Pilzaufnahmen und weitere kleinen Details bekommen die beiden Messer eine höhere Einsatzsicherheit, die sich in einer geringeren Schnittspaltbildung und längeren Standzeit der Schnittschärfe zeigt. Ein Satz Messer für eine Tagesleistung ist eine neue und wichtige Formel im naturnahen und damit nachhaltigen Einsatz. Die großen Stärken dieses stark verbesserten Mähsystems sind sauberes und schneller trocknendes Futter, geringerer Dieselverbrauch und weniger Grasnarbenschäden dank kleiner Traktoren, rascher nachwachsende Wiesen und der Schutz der gesamten Wiesenfauna. Für Einsätze, wo großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird, die Technik der Wahl. Die Investitionskosten bewegen sich auf dem Niveau von Rotationsmähwerken ohne Aufbereiter.

Schmetterlingskombinationen haben sich nicht nur bei den Dienstleistern bewährt, sondern liegen auch in der Eigenmechanisierung voll im Trend. Den großen Nachteil der „Bartbildung“ bei Kurvenfahrt und in Hanglagen kann man mit Sensoren und Steuerungen bedingt reduzieren. Denn was platt gefahren ist, lässt sich nicht komplett und damit sauber mähen. Mit einem klappbaren Frontmähwerk mit integriertem Aufbereiter und 4,00 m Arbeitsbreite stellt dies kein Problem mehr dar. Egal, ob in einer Front-Heckkombination oder im Schmetterling genutzt wird, der in Front gemähte Bereich ist so groß, dass in Kurven und Hanglagen mit Breitreifen ohne Bartbildung gefahren werden kann. Die technische Lösung sieht einfach und stabil aus. Für die Straßenfahrt schwenken die jeweils äußeren zwei Mähscheiben nach hinten ein und bieten für den Straßentransport eine Breite von unter 3,00 m.

Die Treibriemen moderner Prägung übertragen Leistungen von 200 kW und mehr. Für den Antrieb von Dreschtrommeln und Rotoren in den aktuellen Mähdreschern sind sie ein wichtiger Bestandteil für Einsatz- und Betriebssicherheit. Zu hohe Temperaturen über einen längeren Zeitraum lässt den Riemen aber schnell altern. Der kritische Bereich bewegt sich ab 100 °C und mehr. Um für die Zukunft für Ausfälle während der Ernte gewappnet zu sein, ist ein sensibler Temperatursensor im Riemen eine verlässliche Hilfe. Er signalisiert zeitig den notwendigen Austausch und bietet vom Hersteller über den Händler bis hin zum Anwender die notwendige Transparenz für Nachhaltigkeit.

Stroh ist von den verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen ein begehrtes Produkt. Für den weiten Transport haben sich die Quaderballen mit den größeren Abmessungen durchgesetzt. Diese 90-er Ballen mit 2,50 m Länge und 500 kg Gewicht sind in der Entwicklung neuer Pressen das große Ziel. Verdichten kostet Kraft. Ein bekannter Slogan. Entsprechend groß und schwer sind die Schwungräder in den Pressen. Für das Anlaufen der Pressen bedient man sich aktuell zweier Strategien: Die Eingangsdrehzahl ist bei allen Konzepten 1.000 U/min. Um den Schlepper nicht abzuwürgen oder die Zapfwellenkupplung nicht zu verheizen wählt man als Anlauf die 540-er Drehzahl, lässt anlaufen und schaltet dann auf die 1.000-er. Alternativ sorgt ein vom Schlepper angetriebener Ölmotor für den sanften Anlauf, bevor mit der 1.000-er dann hochgefahren wird. In einem neuen Getriebe ist die 1.000-er Zapfwelle sofort geschaltet, fährt jedoch nur bis zu 850 U/min. hoch. Nach Erreichen der Eingangsdrehzahl schaltet das intelligente Getriebe in Abhängigkeit vom Drehmomentverhalten des Schleppers automatisch in den zweiten Gang hoch. Erst dann beschleunigt der Fahrer auf 1.000 U/min. Eine besondere technische Finesse ist die im Getriebe integrierte innengekühlte Lamellenbremse. Sie bremst das Schwungrad und damit den Presskolben in optimaler Startposition und hat die weitere Funktion einer Notbremse. Innerhalb von 8 Sekunden kommen das Schwungrad und der Kolben zum Stillstand, und das ohne Brandgefahr.

Auch Rundballen finden zunehmend ihre Befürworter. Das ist besonders in Betrieben mit Eigenmechanisierung zu beobachten. Dafür bieten jetzt zwei Hersteller ihre neu konzipierten Pressen an. Für die variable Presskammer spricht ganz klar die Heu- und Strohernte. Für hohe Dichten von 140 kg/m³ sind verstärkte Ausführungen der Lager, Ritzel und Ketten selbstverständlich. Zusatzausstattungen wie Feuchtesensor können den Pressvorgang unterstützen. Der speziell gefertigte Riemen ist für die Formung eines stabilen Ballens Standard.

Das Segment Futterernte ist immer wieder von interessanten Entwicklungen bei der Schwadtechnik geprägt. Zur Unterstützung der Futterhygiene haben wir jetzt eine neue „Kreiselführungstechnik“. Statt wie bisher über ein Mehrradfahrwerk führt eine sichelförmige Gleitkufe den Kreisel über den Boden. Diese Gleitkufe gleitet über alle Bodenunebenheiten ohne Einsinken. Die sehr nahe an der Kufe positionierten Zinken tasten den gesamten Arbeitsbereich vollflächig ab. Der Einsatz eines verschleißfesten Kunststoffes als Gleitmaterial sorgt für eine hohe Betriebssicherheit. Die sichelartige und voluminöse Form bietet beste Gleiteigenschaften auch bei Seitwärtsbewegungen. In der Futterernte hat die Sichel als Ersatz für Räder schon in den 80-er Jahren bei den Kreiselzettwendern gegeben. Die „Laufruhe“ auf dem Boden ist sehr gut. Dennoch hat es sich nicht durchgesetzt, weil die Geräte sich von Hand nicht mehr rangieren ließen.

Ein selbstfahrender Bandschwader ist für Nordamerika nichts Neues. Für europäische Verhältnisse ist jetzt ein Selbstfahrer in Kombination mit der aktuell neuesten Bandschwadtechnik entwickelt worden. Eine hohe Schlagkraft mit sauberer Arbeitsqualität ist das Ziel. Hoffentlich passt die Auslastung für vertretbare Verfahrenskosten.

Fazit

Wenn auch ein Trend zu intelligenter Technik allgemein zu erkennen ist, bleibt der Bereich Futterernte aktuell von zu viel Software verschont. Wenn, dann ist aktuelle oder neue Technik mit intelligenter Software kombiniert und ergibt eine empfehlenswerte Symbiose. Betrachten wir den Bereich Mähen, bleibt es vorerst bei der guten Technik. Dann jedoch auch für eine verständliche Nachhaltigkeit konzipiert. Die Entwicklung zu immer größer, breiter und damit schwerer hat sein Grenzen. Dieser Trend scheint gebremst, denn einzelne Hersteller stocken ihr Portfolio in wichtigen Bereichen auf. Beruhigend, denn die Natur „ringt“ täglich um ihr Leben. Massen und Gewichte müssen vom Boden „vertragen“ werden können. Dann sind wir auf einem guten Weg.

Quelle: DLG e.V.