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Die Welt durch die Datenbrille sehen

BEUMER entwickelt Smart-Maintenance-System für Customer-Support

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Augmented Reality, also die erweiterte Realität, bietet interessante Möglichkeiten und Potenziale – zum Beispiel bei Wartungsmaßnahmen an intralogistischen Anlagen: Ein am Kopf getragener Minicomputer könnte dem Service-Mitarbeiter beispielsweise alle erforderlichen Informationen ins Sichtfeld einblenden. Das vereinfacht seine Arbeit – und er hat beide Hände frei. In der Entwicklungsabteilung der BEUMER Group steht dieses Thema deshalb ganz oben. Mit einer Smart-Maintenance-App auf mobilen Endgeräten haben Techniker des Customer Support bereits heute alle wichtigen Daten schnell zur Verfügung.

Damit Unternehmen keine hohen Kosten durch Ausfälle entstehen, sind Maschinen- und Anlagenstillstände schnell zu beheben. Gar nicht so einfach bei den immer komplexer werdenden Systemen. Erforderlich sind hochqualifizierte Service-Techniker. Doch auch diese wälzen oft zuerst dicke Handbücher, müssen Zeichnungen aufrollen oder sich über veraltete Pläne ärgern. Das kostet Zeit. Dabei könnte es im Zeitalter der Digitalisierung so einfach sein. Im Privatleben sind Tablets, Smartphones und Smartwatches nicht mehr wegzudenken. Selbst Datenbrillen halten immer mehr Einzug. Ein Tourist schlendert durch Paris, vor dem Eifelturm setzt er sich die Brille auf und erhält alle für ihn wichtigen Informationen – lagegerecht und maßstabsgetreu: Wie hoch ist das Bauwerk? Wie sind die Öffnungszeiten? Wie sah diese Szene vor 100 Jahren aus? „Diesen Technologietrend, die Realität mit digitalen Informationen zu ergänzen, haben wir aufgegriffen“, sagt Dr. Andreas Werner, Leiter Forschung und Entwicklung bei der BEUMER Group. „Mit der Smart-Maintenance-App sollen zukünftig Wartungsarbeiten an intralogistischen Anlagen für Mitarbeiter des BEUMER Customer Supports smart und einfach erfolgen.“

App vereinfacht Wartung

Durch AutoID-Merkmale auf dem Logistikelement – beispielsweise einem Förderer – und der Smart-Maintenance-App ließen sich die dazugehörigen Informationen erzeugen. Das können Stromlaufpläne, Wartungsanweisungen oder Steckerbelegungen sein. Der Service-Mitarbeiter visiert dazu am Ort des Geschehens das Objekt mit seinem Mobilgerät an. Die erforderlichen Daten werden in das Livebild der Gerätekamera eingeblendet. „Der Techniker betrachtet das fehlerhafte Teil und kann sofort alle zugehörigen Handbücher oder Warenbestände abrufen“, erklärt Dr. Andreas Werner. Jeder Arbeitsschritt wird angezeigt. Bei sehr komplexen Prozessen könnte er mit Hilfe der Datenbrille einen Kollegen anrufen und gemeinsam mit ihm via Live-Stream das Problem lösen. Gleichzeitig könnte er die Messwerte aufzeichnen und in Echtzeit an das Backend-System übertragen. Schließlich lässt sich per Videoaufzeichnungen und Fotos aufzeigen, ob der Auftrag vorschriftsgemäß und unter Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien ausgeführt wurde.

Datenbrille, Tablet oder Handy?

„Bei der Implementierung dieser tragbaren Computersysteme – oder auch Wearable Computer genannt – in die Intralogistik sind Aspekte wie Informationssicherheit, ergonomische User-Interfaces und geeignete IT-Strukturen zu berücksichtigen“, erlätert Dr. Andreas Werner. Das Ziel ist, eine nachhaltige Wertschöpfung für Unternehmen und Kunden zu sichern. Doch welches mobile Endgerät ist am effizientesten? Zum Einsatz kommen kann die App zum Beispiel auf Smartphones und Tablets. Diese bieten Vorteile wie hohe Rechenleistungen. Damit lässt sich die enorme Masse an Daten, die bei den Service-Arbeiten erforderlich ist, sicher bewältigen. Ihre Schnittstellen sind standardisiert und sie haben einen direkten Zugang zum Internet. Außerdem lassen sie sich intuitiv und einfach bedienen. Ein großer Vorteil ist: Diese Geräte sind im Arbeitsleben akzeptierte Technologien, weil sie auch aus dem Privatleben nicht mehr wegzudenken sind. Smartwatches dagegen weisen eine niedrige Rechenleistung auf, Schnittstellen sind zum Teil herstellerspezifisch und der Anwender ist auf Zusatzgeräte angewiesen. Datenbrillen lassen sich ebenfalls sehr einfach bedienen und die Schnittstellen sind standardisiert. Allerdings ist die Verfügbarkeit dieser Technologie für Industrieapplikationen noch zu gering. Der Anwender ist wie bei den Smartwatches auf Zusatzgeräte angewiesen. Datenbrillen besitzen zwar viele Bedienvorteile, sie haben jedoch noch nicht den Reifegrad, der bereits heute eine industrielle Nutzung ermöglichen würde.

Smarte Instandhaltung am Singapore Airport

„Tablets sind bereits auf mehreren Flughäfen, die Gepäckabfertigungssysteme der BEUMER Group betreiben, erfolgreich im Einsatz“, beschreibt Dr. Andreas Werner. Dazu gehört auch der Airport Singapur Changi. Als Hauptluftfahrt-Drehkreuz für Südostasien ist dieser dafür bekannt, sehr fortschrittlich und passagierfreundlich zu sein. Das Gepäckabfertigungssystem wurde von der BEUMER Group entwickelt und integriert. BEUMER ist ausschließlich dafür verantwortlich, einen reibungslosen Betrieb, eine optimale Instandhaltung und somit die Langzeitauslegung der Gepäckabfertigungssysteme sicherzustellen.Darum kümmern sich 121 Mitarbeiter des Customer Supports. Sie sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche am Gepäckleitstand im Einsatz und sind auch für die vorbeugende Wartung zuständig, damit die Anlage ununterbrochen zur Verfügung steht und bestmöglich funktioniert.

„Mit den Tablets kann das Wartungspersonal sich von jedem Ort auf einzelne Komponenten der Anlagensteuerung aufschalten und so zum Beispiel Zustände überprüfen oder Änderungen vornehmen“, sagt Dr. Andreas Werner. Mit der integrierten Kamera können sie Barcodes von Bauteilen einscannen und weitere Daten, wie etwa Instandhaltungsprotokolle, einsehen. Wartungen und Reparaturen sind wesentlich schneller durchgeführt, die Anlagen stehen weniger still. Das sorgt für einen zuverlässigen Betrieb und senkt die Kosten.

Aktuell führen die Entwickler am Flughafen eine Innovationsstudie mit Datenbrillen durch. Dabei erhält der Mitarbeiter auf seinem tragbaren Gerät Informationen zum Anlagenlayout in 2D, eine Fehlerhistorie, gerätespezifische Informationen – und er hat einen VoIP-Zugang zum Support. Auf Bedienungs- und Wartungsanleitungen kann er einfach und schnell zugreifen. Damit steht ihm alles Wichtige zur Verfügung, das er zur Fehlerbehebung benötigt. Das Gerät lässt sich zudem über Bluetooth zum Nutzersmartphone anbinden.

Quelle: BEUMER Group