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Gestern Müll, Heute Bio

Eine MBA erfindet sich neu und wird bei der Bioabfallverwertung zu einem Vorzeigeprojekt für ganz Deutschland: In Gescher (Nordrhein-Westfalen) greifen effiziente Maschinentechnik und erneuerbare Energie perfekt ineinander.

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Als im Jahr 2000 in Gescher eine Mechanisch-Biologische Restmüll-behandlungsanlage (MBA) von der Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland mbH (EGW) in Betrieb genommen wurde, war die MBA-Welt noch Ordnung. Nach Plan wurden in den Jahren danach alle Nachrüstungen durchgeführt, immer war man auf dem aktuellen Stand der Technik. Doch ein in den letzten Jahren stärker werdender Preisdruck von Seiten der Verbrennung machte einen wirtschaftlichen Betrieb immer schwieriger. Anstatt die Flinte ins Korn zu werfen, setzten sich verantwortungsvolle Entscheidungsträger zusammen und entschieden sich für eine Neuausrichtung: Ab 2012 wurde die MBA auf die biologische Behandlung von Bioabfällen umgestellt, erst zur Hälfte und dann, ab 2014, vollständig. Heute werden am Standort Gescher die Bioabfälle aus den Kreisen Borken und Recklinghausen und der Stadt Dortmund, alles in allem etwas mehr als 100.000 Jahrestonnen, zu hochwertigem Kompost verarbeitet.

Ein Preis als Belohnung 

Das Denken an Morgen und der Begriff Nachhaltigkeit scheinen in dieser Ecke Deutschlands tief verwurzelt. Peter Kleyboldt, Geschäftsführer der EGW, gibt ein Bespiel: „Im Jahr 2012 hat sich der Kreis Borken zur Teilnahme am ‚European Energy Award‘ entschlossen. Letztes Jahr haben wir unser Ziel erreicht und den Preis in Gold bekommen. Damit werden Kommunen ausgezeichnet, die sich aktiv um den Klimaschutz bemühen und Maßnahmen zur Energieeinsparung sowie zur Förderung erneuerbarer Energien umsetzen. Natürlich wollen wir als kreiseigene Entsorgungsgesellschaft auch unseren Beitrag liefern. So produzieren wir hier am Standort insgesamt über das Jahr gerechnet acht Millionen Kilowattstunden, verbrauchen aber nur rund 4,5 Millionen.“

Alt und Neu im Einklang

Für die hervorragende Bilanz ist sicherlich auch Martin Idelmann verantwortlich, der Kleyboldt als Technischer Leiter zur Seite steht. Seine Aufgabe war es, den Altbestand mit neuen Anlagenteilen in Einklang zu bringen und daraus einen effizienten Kompostierungsprozess zu formen. Das Finden von Synergien und sparsamer Umgang mit Energie waren dabei ein besonderes Anliegen. Während das „B“– die biologische Aufbereitung, bestehend aus einer Tunnelkompostierung und einer belüfteten Tafelmiete samt Umsetzgerät für die Nachrotte, bislang nahezu gleich blieb, wurde das „M“– also die mechanische Aufbereitung größtenteils neu gestaltet. Herzstück ist dabei ein Terminator 5000 S direct, der mit seinem mechanischen Antrieb exakt ins Gesamtkonzept der Anlage passt. 

Sparsamer Nachfolger

„Bereits zu Zeiten der MBA haben wir den Restmüll mit Terminatoren zerkleinert. Wir hatten zwei Maschinen im Einsatz, davon hatte eine beim Austausch schon mehr als 30.000 Betriebsstunden am Zähler“, blickt Martin Idelmann auf die Vergangenheit zurück. „Gute Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit und Betreuung durch den Kundendienst waren sicher ein Argument, aber den Ausschlag in der Produktbewertung hat letztendlich die Weiterentwicklung in Richtung Energieeffizienz gebracht.“ Neben der Einsparung von nahezu 30 Prozent des Energiebedarfs im Vergleich zum hydraulischen Vorgänger ist durch die neue Aufgabe „Bioabfallzerkleinerung“ nur mehr eine Maschine notwendig. Idelmann setzt dabei auf die Flexibilität des Terminators. „Um Teile des Bioabfalls als Strukturmaterial zu erhalten und die leider vorhandenen Plastikbeutel und Verpackungsreste nicht zu stark zu zerkleinern, setzen wir auf eine schonende Zerkleinerung. Wir fahren mit niedriger Walzendrehzahl und größtmöglichem Schnittspalt zwischen Walze und Gegenkamm.“ So gelingt es, über eine nachfolgende Siebtrommel die Plastikanteile im Überkorn zu konzentrieren und im gereinigten Unterkorn eine ausreichende Strukturstabilität für den Rotteprozess zu erhalten. Das Überkorn wird durch die bestehende Windsichtung gereinigt, abgetrenntes, heizwertreiches Material geht zur thermischen Verwertung.

Der Mehrzweck-Terminator

Noch eine weitere Aufgabe hat Martin Idelmann für den Terminator direct bereit. Auf der Anlage wird nach wie vor Restmüll aus dem Kreis Borken verarbeitet, allerdings nur noch mechanisch in eine heizwertreiche und eine heizwertarme Fraktion getrennt, die einer thermischen Verwertung in Ersatzbrennstoffkraftwerken und Müllverbrennungsanlagen zugeführt werden. „Kein Problem“, meint Martin Idelmann. „Haben wir die täglich geplante Menge an Bioabfall verarbeitet, wird umgeschaltet. Bequem von der Leitwarte ausschließen wir beim Terminator den Schnittspalt, legen den zweiten Gang mit der höheren Drehzahl ein und schon haben wir einen perfekten Müllzerkleinerer.”